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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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Dafür war es jetzt allerdings zu spät.
    „Was sollte ich denn machen? Dieser Nick spielt sich hier auf wie ‘n beschissener Held. Der macht mich wahnsinnig“, wehrte sich Alex.
    „Bist du etwa eifersüchtig?“, hakte Ben nach.
    „Nein!“, erwiderte Alex sofort. „Aber, ich mein’… Was hat der denn hier zu suchen? Den geht das alles nichts an. Und dann wohnt der auch noch mit in der Villa.“
    „Du bist eifersüchtig“, korrigierte sich Ben und grinste.
    „Aber ich hab‘ doch recht!“, verteidigte sich Alex.
    „Ja, ich kann dich ja auch verstehen“, gab Ben zu.
    Dann seufzte er und versuchte sich etwas aufzurichten. Er musste dringend etwas trinken. Sein Hals brannte. Vorsichtig streckte er seinen Arm zum Nachtschrank aus und versuchte dabei, die grüne Wasserflasche zu erwischen. Doch sein Versuch schlug fehl. Einen weiteren ließ Alex nicht zu, sondern beugte sich vor und reichte Ben die Flasche.
    „Danke“, murmelte Ben und schraubte den Verschluss ab.
    „Hast du noch starke Schmerzen?“, fragte Alex.
    „Es geht“, log Ben.
    In Wahrheit ging es überhaupt nicht. Sein Oberkörper glühte vor Schmerz und jeder Atemzug erinnerte ihn an die schweren Verletzungen. Er setzte die Glasflasche an seine Lippen und trank ein paar Schlucke. Dann drehte er sie wieder zu und reichte sie Alex, der sie daraufhin wortlos zurück auf den Tisch stellte.
    „Wir müssen noch über was anderes reden“, sagte Ben dann und atmete tief durch.
    Das, worüber er mit Alex sprechen wollte, nagte schon den ganzen Morgen an seinem Verstand. Dennoch hatte er die Gedanken und dazugehörigen Tatsachen bislang erfolgreich verdrängt.
    „Was denn?“, fragte Alex.
    Seine Stirn hatte sich in Falten gelegt und seine Augen sahen einen Moment lang ängstlich aus.
    Ben schwieg vorerst und versuchte, sich die richtigen Worte zurecht zu legen.
    „Ben?“, hakte Alex ungeduldig nach.
    „Na ja“, begann er und machte dazu eine unklare Geste. „Wenn ich wieder fit bin … Mein Praktikum ist zu Ende und mein Studium geht bald wieder los.“
    „Verstehe“, war Alex’ ruhige Antwort. „Du musst zurück nach Flensburg.“
    Er senkte seinen Kopf und biss sich auf die Unterlippe. Mit einem Mal wirkte er in sich gekehrt.
    Ben wollte etwas Aufbauendes sagen, doch fiel ihm nichts ein. Trotz des negativen Gefühls, das deutlich überwog, füllte ihn für einen kurzen Moment ein Hauch von Freude. Es freute ihn, dass er Alex so viel bedeutete, dass seine anstehende Abreise ihm offensichtlich zu schaffen machte. Noch vor ein paar Wochen hätte er sich das nie erträumt. Zu jenem Zeitpunkt hätte Alex noch dazu beigetragen, den Abreisetermin nach vorn zu verschieben. Doch nun war alles anders.
    Keiner sagte etwas. Das angesprochene Thema hing elektrisierend in der Luft und drohte in eine Auseinandersetzung zu entfachen, sollte einer der beiden etwas Falsches sagen. Die gesamten Umstände waren ungerecht. Erst der Unfall und nun Bens Studium. Es war fast, als ob es ihnen das Schicksal nicht gönnte, glücklich zusammen zu sein. Doch sein Studium war wichtig. Bisher hatte er all seinen Ehrgeiz und jegliche Disziplin in die bisherigen Semester investiert. Er hatte ein Ziel vor Augen und strebte es an wie der Perfektionist, der er von klein auf war. Trotzdem wusste er nicht, wie er Alex jetzt beruhigen konnte. Deshalb entschied er sich kurzerhand dafür, den Spieß umzudrehen.
    „Was ist eigentlich mit deinem Studium?“, fragte er. „Willst du nicht auch wieder anfangen?“
    Doch statt einer Antwort, zuckte Alex unbeeindruckt mit den Schultern. Ben spürte, dass er gekränkt war. Trotzdem glich der Blonde in jenem Moment mehr einem kleinen, bockigen Kind.
    „Mann!“, fluchte Ben und nahm kein Blatt vor den Mund. „Ich find’s doch auch beschissen.“
    Kaum hatte er ausgesprochen, ging wieder die Zimmertür auf. Hinein trat die junge Krankenschwester samt einem Essenstablett. Aus dem Flur zog sofort ein strenger Essensgeruch in das Zimmer, der Ben an den Gestank aus Jugendherbergen erinnerte.
    „Ihr Essen“, sagte die Schwester. „Ich hoffe, es schmeckt Ihnen.“
    Sie stellte das Tablett auf den dafür vorgesehenen Tisch und schritt zurück zur Tür. Fast zeitgleich richtete sich auch Alex auf und griff nach seiner Jacke.
    „Ich sollte jetzt gehen“, sagte er.
    Ben verzog sein Gesicht. Er war wütend.
    „Alex, was soll das? Geht das jetzt wieder los? Abhauen, wenn’s ernst wird?“
    Eine Antwort bekam er allerdings nicht. Alex

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