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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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weiter?“, fragte er dann.
    Es lag viel Gesprächsstoff an. Die unausgesprochenen Dinge hingen zwischen ihnen in der Luft. Ben hatte viele Fragen an Alex. Er wollte wissen, wie es bei der Polizei gelaufen war. Nicht nur das. Er wollte alles wissen. Auch hoffte er darauf, die Ereignisse mit Alex‘ Hilfe besser verarbeiten zu können. Denn was er jetzt brauchte, war vor allem ein Freund. Nicht Nick, sondern seinen Freund. Und das war Alex.
    „Was meinst du?“, fragte Alex und tat unwissend.
    „Du weißt genau, was ich meine“, entgegnete Ben. „Was haben die bei der Polizei mit dir gemacht? Wie geht’s jetzt mit dir weiter? Ich werd‘ im Laufe des Tages von der Polizei befragt. Also, komm, Alex! Ich muss wissen, was du denen erzählt hast, damit ich nichts Falsches sag‘.“
    Mittlerweile waren die Schmerzen in seinem Brustkorb wieder schlimmer geworden. Er ignorierte sie jedoch. Er wollte nicht jammern. Er kam sich schon lächerlich genug vor, wie er hilflos in dem hässlichen Hemd vor Alex lag.
    „Ich hab‘ denen die Wahrheit gesagt“, erzählte Alex. „Nichts als die Wahrheit.“
    „Und das mit dem Einbruch und dem Studenten? Hast du das auch erzählt?“ Ben konnte nicht verhindern, dass etwas Panik in seiner Stimme mitschwang. Er befürchtete tatsächlich, dass Alex der Polizei gleich all seine Probleme gebeichtet und sich damit in große Schwierigkeiten gebracht hatte. Bevor es nämlich zu der Auseinandersetzung mit Diego gekommen war, hatte Alex vorgehabt, bei der Polizei zu gestehen. Er hatte alles gestehen wollen: Seine Teilnahme an den illegalen Pokerspielen, seine Schuldenprobleme und auch die Tatsache, zusammen mit Diego bei jemandem eingebrochen und kurz vor der Flucht dabei zugesehen zu haben, wie Diego einen unschuldigen Studenten zu Tode geprügelt hatte.
    „Natürlich nicht“, war Alex‘ patzige Antwort. „Ich bin doch nicht dumm.“
    „Na ja“, meinte Ben dazu, „immerhin hattest du genau das vorgehabt, bevor das Ganze passiert ist.“
    „Ja, aber ich hab‘ kapiert, dass das schwachsinnig war.“
    „Gut.“
    „Als ich noch einmal beim Pinnasberg war, bin ich mal der Polizei begegnet. Die haben mich damals nach Diego und dessen demolierter Wohnung ausgefragt. Ich hab‘ alles so ausgelegt, dass es für die, die Diego ja schon seit Längerem suchen, so aussieht, als wäre der Einbruch allein auf Diego zurückzuführen“, erklärte Alex.
    „Und was, wenn die Diego irgendwann finden und der was anderes aussagt?“, fragte Ben.
    „Ben, es gibt Augenzeugen für das, was mit dir passiert ist. Nach dieser Sache ist Diego absolut unglaubwürdig. Außerdem hat der schon ‘ne Menge anderer Scheiße verzapft, für die er gesucht wird. Und ich … ich bin Alexander Tannenberger“, er pausierte einen Moment lang. „Nach allem, was passiert ist, werden die Diego doch kein Wort mehr glauben.“ Er stockte erneut. „Falls sie ihn überhaupt finden.“
    Ben versuchte die Worte zu verarbeiten. Einerseits war er erleichtert, dass Alex sich nicht noch mit zusätzlichen Geständnissen in Schwierigkeiten gebracht hatte, andererseits entwickelte sich für den Bruchteil einer Sekunde eine Art Abneigung gegen den Blonden. Sie hielt nur so kurz an, dass Ben sie nicht zu deuten schaffte. Dennoch hinterließ sie ein ungutes Gefühl, das sich wie ein Brennen durch seinen Magen zog. Es war, als ob er binnen weniger Sekunden begriffen hatte, dass allein Alex Schuld an dem trug, was mit ihm geschehen war. Als ob er für einen kurzen Augenschlag die rosarote Brille verloren und die Realität ihm genau den Alex offenbart hatte, den er nicht in dem Blonden sehen wollte. Es war ein merkwürdiges Gefühl, das ebenso schnell wieder verstrich, wie es gekommen war.
    Ben räusperte sich und kratzte sich am Hinterkopf. Er versuchte von seinem Inneren abzulenken – aus Angst, dass Alex vielleicht etwas von dem, was soeben durch seinen Kopf geschwirrt war, sehen könnte.
    „Also hast du nur vom Pokern erzählt und von deinen Schulden?“, fragte Ben.
    Alex nickte. „Ja, und von den ganzen Drohungen und Sam.“
    Kaum hatte er ausgesprochen, senkte er seinen Kopf. Ben fühlte mit ihm. Noch immer tat es weh, sich an jene Situation zurückzuerinnern, in der sie Sam, Alex‘ treuen Schäferhund, tot vor der Villa gefunden hatten. Die Typen vom Pokerclan hatten ihn umgebracht, um weiteren Druck auf Alex auszuüben.
    „Die halbe Nacht wurde ich ausgefragt“, erzählte Alex. Seine Stimme klang verbittert. „Immer

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