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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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und immer wieder. Erst von dem einen, dann von ‘nem anderen. Ich musste zig Mal dieselben Fragen über mich ergehen lassen.“
    Ben hörte aufmerksam zu. Er hatte den Blick abgewandt und starrte stattdessen ausdruckslos auf die weiße Bettdecke über seinen Beinen.
    „Die wollten mich nicht gehen lassen. Ich hab‘ denen versucht klarzumachen, dass wir zusammen sind und ich nie auf dich schießen würde. Glaubst du, das hat die interessiert?“
    Ben schwieg. Er wusste, dass es nur eine rhetorische Frage war.
    „Die ganze Zeit musste ich reden und reden und reden. Und ich hatte keine Ahnung, wie’s dir geht … ob du überhaupt noch lebst …“
    Erst jetzt schaute Ben wieder auf.
    Alex blickte jedoch starr vor sich ins Leere. Seine Gesichtsmuskeln waren angespannt. Er sah wütend aus, obwohl er nicht wütend sprach.
    „Und erst mitten in der Nacht meldet sich dann so ‘n beschissener Kerl. Irgendein Typ, der das Ganze gesehen hat. Nicht nur er, auch seine Freundin. Danach war dann alles klar. Plötzlich haben die Bullen mich ganz anders behandelt.“ Er pausierte und schluckte stark. „Das heißt … nicht mehr wie den letzten Dreck, sondern den vorletzten Dreck.“
    Ben atmete tief durch. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er für ein paar Sekunden die Luft angehalten hatte. Sein Mund war staubtrocken. Er fühlte sich unwohl in seiner Haut. Am liebsten hätte er sich an Alex‘ Monolog beteiligt, doch fehlten ihm dafür die richtigen Worte.
    „So richtig haben die mir immer noch nicht geglaubt. Die wollten die Zeugenaussagen erst abwarten. Jo hat mich dann aber da rausgeholt.“
    Alex hatte die Hände zu Fäusten geballt. Mit seinem rechten Fuß zog er Linien über den Boden. „Mich erwartet jetzt nur noch ‘ne Geldstrafe wegen der Teilnahme an den Pokerspielen“, erklärte er weiter. „Mehr nicht. Außerdem haben dich mich dazu verpflichtet, mich bei weiteren Vorfällen direkt an so ‘nen Kerl von der Kripo zu wenden.“
    „Was für weitere Vorfälle?“, hakte Ben sofort nach.
    „Na, für den Fall, dass mich die Kerle nicht in Ruhe lassen.“
    „Du meinst den Spanier und seine Handlanger?“, fragte Ben.
    „Genau die.“
    In Ben stieg augenblicklich Panik auf. Blitzartig begannen vereinzelte Erinnerungsfetzen der letzten Wochen an seinem inneren Auge vorbeizuziehen. Er erinnerte sich an Sams Tod, an seine erste Begegnung mit den Typen des Pokerclans und an den Moment, in dem auf ihn geschossen wurde. Immer wieder sah er Alex und Diego, wie sie miteinander rangen. Dann kurz darauf der schallende Knall, gefolgt von einer schwarzen Leere.
    „Aber die haben doch recht!“, brachte er aufgebracht hervor. Sein Puls hatte sich beschleunigt, seine Stimme bebte. „Die werden dich nicht in Ruhe lassen. Erst recht nicht jetzt, wo du bei der Polizei warst. Die werden dich fertigmachen.“
    „Wieso sollten die?“, fragte Alex trocken. „Ich hab‘ denen die 40.000 gegeben und wenn Diego so ‘nen Scheiß baut und dich anschießt, ist ja wohl klar, dass die Bullen da auf der Matte stehen.“
    „Ja, aber nicht, dass du denen gleich alles erzählst“, entgegnete Ben.
    „Hab‘ ich ja auch nicht. Ich hab‘ denen nicht gesagt, wo und wann die Spiele stattfinden. Ich hab‘ denen weder Adressen, noch Telefonnummern oder charakteristische Personenbeschreibungen gegeben“, versuchte Alex Ben zu beruhigen.
    „Das ist denen doch egal! Die werden dich trotzdem fertigmachen!“ Ben schaffte es nicht, sich zusammenzureißen. Die mit Angst getränkten Worte sprudelten einfach so aus ihm heraus. „Oder hast du vergessen, was Diego gesagt hat?“
    Nur zu gut erinnerte er sich an das Wortgefecht vor dem Unfall zurück. Er hatte hilflos dagestanden, als sich Diego vor Alex als Mitglied des Pokerclans geoutet und ihm gleichzeitig zu verstehen gegeben hatte, dass Alex längst zu tief mit in der Sache hing.
    „Natürlich“, erwiderte Alex ruhig, „als ob ich das vergessen könnte.“
    „Na, siehst du!“, meinte Ben sofort. „Einmal drin, immer drin. So hat Diego es ausgedrückt.“
    „Ja, Diego …“, tat Alex unbeeindruckt ab. „Der wollte sich vermutlich nur wichtig machen. Mensch, Ben …“ Er hielt kurz inne, seufzte und legte seine Hand auf die des Dunkelhaarigen. „Die haben doch jetzt, was sie wollten. Die haben ihr Geld und werden uns in Ruhe lassen. Glaub‘ mir!“
    Ben schielte auf die blasse Hand über der seinen. Die Berührung trug tatsächlich dazu bei, ihn zu beruhigen. Langsam wurden seine

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