Sommermond
griff nach seinem Bier, nahm einen weiteren Schluck und atmete daraufhin einmal tief durch.
„Der war gut“, sagte er dazu.
Alex warf ihm einen kritischen Blick zu, während ihn das seltsame Gefühl beschlich, dass er am heutigen Abend von niemandem ernst genommen wurde.
„Aber verstehe“, fuhr Lars fort, schob das leere Bier zur Seite und rutschte vom Hocker. „Ich bin dir zu alt.“
Alex‘ Stirn legte sich in Falten. Er wollte etwas erwidern, brachte aber kein Wort über die Lippen. Nur einen Moment später war Lars schon aus seinem Blickfeld verschwunden. Suchend blickte Alex sich um und sah, wie er zu seinen Freunden zurückschritt, etwas Geld auf den Tisch legte und nach seiner Jacke griff. Offensichtlich hatte er vor, nach dieser Pleite das Weite zu suchen. Alex starrte zu ihm und suchte nach einem Blickkontakt, fand ihn aber nicht. Der Kerl zog sich seine Jacke über und schlängelte sich am hohen Tisch vorbei. Als er wenige Sekunden später an Alex vorbeiging, vernahm dieser wieder den frischherben Duft. Gleichzeitig packte ihn ein heftiger Adrenalinkick.
Jetzt oder nie , dachte er.
Hektisch kramte er sein Portemonnaie hervor und winkte den Barkeeper zu sich. Da dieser jedoch mit einer Bestellung beschäftigt war und Lars derweilen schon am Ausgang der Bar angekommen war, zog er einfach einen Fünfziger aus seinem Portemonnaie und klemmte ihn unter sein Glas. Dann sprang er auf, riss seine Jacken vom Hocker und eilte Richtung Ausgang.
„Danke!“, hörte er den Barkeeper etwas später hinter sich rufen. Dabei konnte er sich nur zu gut vorstellen, wie er gleichzeitig mit dem Fünfziger in der Luft herumwedelte. Doch die Zeit, sich noch einmal umzudrehen, hatte er nicht. Er drückte die Tür des Christiansen’s auf und lief nach draußen. Kühle Abendluft hüllte ihn ein. Die Kälte brannte an seinen glühenden Wangen. Er taumelte ein paar Schritte vorwärts und blickte um die Ecke. Doch Lars war nirgends zu sehen. Sofort machte er auf dem Absatz kehrt und versuchte es in die andere Richtung. Während er an der langen Fensterfront der Bar vorbei schritt, spürte er, wie angetrunken er war und wie leer der Absinth seinen Verstand gefegt hatte. Er dachte über nichts nach. Außer darüber, mit dem gut aussehenden Kerl vögeln zu wollen. Der Alkohol hatte sogar seine Schmerzen betäubt. Es pochte weder in seinem Kopf noch in seinem Knöchel. Das war ein befreiendes Gefühl.
Während er einen Fuß vor den anderen setzte, zog er sich nicht einmal eine Jacke über. Die heisere Stimme von Lars schallte in seinem Gedächtnis und jagte ein angenehmes Kribbeln in seinen Schritt.
Nach ein paar weiteren Metern kam er jedoch zum Halt. Neben ihm stand sein BMW und schien ihn zu fragen, ob er es tatsächlich wagen wollte, sich in seinem Zustand hinters Steuer zu setzen. Gedankenverloren schüttelte Alex den Kopf und blickte sich weiter suchend um. Doch in der Dunkelheit sah alles gleich aus. Er seufzte und wollte gerade aufgeben, als er plötzlich die erst neu kennengelernte Stimme hinter sich vernahm. Erschrocken wandte er sich um.
„Suchst du mich ?“, fragte Lars und zog eine seiner Augenbrauen in die Höhe.
Alex machte unklare Gesten mit den Händen und suchte seinen Verstand nach einer passenden Antwort ab. Lars trat näher und blieb wenige Zentimeter vor ihm stehen.
„Ich … Also ich…“, stammelte Alex, schaffte es aber zu keinen klaren Worten. Nun bekam er die Folgen des Alkohols zu spüren. Sein Hirn war wie betäubt, sein Körper wie gelähmt. Er fischte seinen Schlüssel aus der Tasche und deutete mit ihm auf seinen Wagen.
„Ach, das ist deine Karre?“, fragte Lars. Ein Grinsen zog über seine Lippen.
„Wessen sonst?“, gab Alex zurück. Fast zeitgleich schloss Lars die letzte Lücke zwischen ihnen und legte seine kräftigen Händen an Alex‘ Seiten. Es war nur ein Hauch einer Berührung, die jedoch genügte, um Alex um sein letztes bisschen Verstand zu bringen. Sein Herz schlug kräftig gegen seine Brust, sämtliches Blut strömte in seinen Schritt. Erneut beugte sich Lars zu seinem Ohr vor. Heißer Atem streifte Alex‘ Ohrläppchen und zwang ihn, seine Augen zu schließen.
„Hast du’s schon mal im Auto getrieben?“
Kaum merklich schüttelte Alex den Kopf. Dabei streifte seine Wange die von Lars. Der lehnte sich daraufhin wieder ein Stück nach hinten. Unsicher öffnete Alex die Augen.
„Dann wird das heute dein erstes Mal“, flüsterte Lars.
Alex musste kräftig
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