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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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Sie verletzten ihn, weil sie auf eine seltsame Weise wahr waren. Zwar nahm er keine Drogen, aber es stimmte tatsächlich, dass er im Laufe des letzten Jahres den Bezug zur Realität verloren hatte.
    „Das Koks gehört mir nicht“, verteidigte er sich noch einmal und versuchte sich die aufgewirbelten Emotionen nicht anmerken zu lassen.
    „Nein?“, fragte Lars und warf ihm einen kurzen Blick zu. „Und wem dann?“
    Alex starrte ihn an. Er kannte die Antwort, behielt sie aber für sich. Statt etwas zu sagen, schwieg er und wandte sich zurück zum Fenster.
    „Geht mich auch nichts an“, fügte Lars nach einer kurzen Pause hinzu. „Du solltest in Zukunft nur aufpassen, dass dir der Scheiß nicht wieder aus der Tasche fällt.“ Er stockte kurz und schaltete in den fünften Gang. „Ich bin Bulle und könnte dich eigentlich sofort anzeigen.“
    Erschrocken wandte Alex sich um und starrte Lars an. Der starrte einen ganzen Moment mit ernstem Gesichtsausdruck auf die Straße, bis er plötzlich laut loslachte.
    „War ‘n Witz, Mann!“, lachte er. „Oder seh‘ ich aus wie ein Bulle?“
    „Nein“, erwiderte Alex trocken.
    Die kurzzeitig aufgestiegene Panik hinterließ ein Gefühl von Erleichterung. Lars grinste noch immer, sagte aber nichts mehr. Konzentriert folgte er dem Verlauf der Straße. Alex musterte ihn von der Seite und stellte dabei fest, dass er – obwohl er sich beim Sex Ben vorgestellt hatte – keine schlechte Wahl mit seiner abendlichen Ausbeute getroffen hatte. Lars sah gut aus. Fast schon zu gut. Alex konnte kaum glauben, dass er es bis vor wenigen Minuten mit ihm getrieben hatte. Einfach so. In seinem Auto. Das war sein erstes Mal mit einem anderen Mann außer Ben gewesen.
    „Hausnummer?“, riss ihn Lars erneut aus den Gedanken.
    „394“, antwortete Alex.
    Lars spähte nach draußen und schien Ausschau nach Hausnummern zu halten, an denen er sich orientieren konnte.
    „Ich sag‘ Bescheid, wenn wir da sind“, meinte Alex daraufhin.
    „Gut“, erwiderte Lars.
    Alex sah ihn an und musste lächeln.
    Lars schien dies zu bemerken. Ohne sich zu dem Blonden umzudrehen, grinste auch er.
    „Was ist?“, fragte er dann.
    „Du siehst nicht aus wie 35“, sagte Alex.
    Es war eine bewusste Provokation. Lars hatte ihm sein Alter nicht verraten.
    „ 35 ?“, hakte Lars entsetzt nach. Nun warf er doch einen flüchtigen Blick in Alex‘ Richtung. „Danke für das Kompliment!“, fügte er dann hinzu.
    Daraufhin musste Alex lachen. Es tat gut, sich nach langer Zeit mal wieder mit einem normalen Menschen zu unterhalten. Als er fast zeitgleich an ihm vorbei aus dem Fenster blickte, fuchtelte er aufgeregt mit den Arm in der Luft.
    „Halt!“, rief er und deutete auf die Einfahrt der Villa. „Da ist es.“
    Lars wurde langsamer, setzte den rechten Blinker und fuhr auf die Einfahrt. Vor Jos Garage blieb er stehen und schaltete den Motor ab.
    „Dann wären wir jetzt da“, sagte er dazu. Er zog den Schlüssel aus der Zündung, reichte ihn Alex und schnallte sich ab.
    „Soll ich dir ein Taxi rufen?“, fragte Alex.
    Lars schaute in seine Richtung und lächelte. Dann stieg er aus und warf die Tür hinter sich zu. Alex blieb noch kurz sitzen, bevor er sich aus dem Gurt befreite und ebenfalls ausstieg. Lars lehnte am Heck des BMWs und starrte Richtung Elbe, auf die man - bedingt durch die noch winterkahlen Bäume - recht freie Sicht hatte.
    Alex stellte sich vor ihn und warf ihm einen fragenden Blick zu.
    „Ich wohn‘ nur ein paar Straßen weiter“, erklärte Lars und sah wieder zu ihm herab.
    Alex konnte nicht glauben, was er da hörte. Vor einer Viertelstunde hatte er Lars noch aus dem Pinnasberg in die richtige Richtung lotsen müssen.
    „Ach, komm!“, meinte Lars, als hätte er Alex‘ Gedanken gelesen. „Verstehst du keinen Spaß, oder was?“
    „Doch, doch …“, gab Alex gefasst zurück. „Es ist nur …“
    Doch bevor er weitersprechen konnte, wurde er von Lars unterbrochen.
    „Ich kenn‘ sogar deinen Vater“, sagte er, „und den Artikel in der Zeitung hab‘ ich auch gelesen.“
    Alex erstarrte. Er öffnete seinen Mund vor Entsetzen, schaffte es aber nicht, etwas zu erwidern. Jetzt verstand er auch den Polizeiwitz, den Lars vorhin gemacht hatte.
    „Die langen Haare standen dir besser“, fügte Lars hinzu, während er sich von der Karosserie wegdrückte.
    „Du wusstest die ganze Zeit, wer ich bin?“, fragte Alex heiser. Fassungslos schüttelte er den Kopf.
    „Keine Angst!“,

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