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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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Es war fast, als ob ihm sein Verstand diese Liebe ausreden wollte, während sie noch immer in seinem Bauch existierte. Das führte zu einem wahren Emotionskonflikt. Vermutlich brauchte er einfach noch mehr Zeit, um alles zu verdauen. Und so nahm er sich für die Zukunft vor, sich fortan an dem von ihm angestrebten Ziel, dem Stipendium, festzuhalten, sobald er sich dabei ertappte, zurück in ein Loch aus Sorgen zu rutschen, und überzeugte sich davon, all den Schmerz in ein paar Wochen vergessen zu haben. Hoffentlich.
    Umso mehr freute er sich auf den heutigen Abend. Das war untypisch für ihn, wo er Partys doch hasste. Doch heute war das anders. Heute freute er sich.
    Mit diesem letzten Gedanken hängte er sich seine Tasche wieder um und führte seinen Weg zum Audimax fort. Vermutlich hielt Max ihm schon die ganze Zeit einen Platz frei und verscheuchte andere Studenten mit irgendwelchen abstrusen Ausreden. Das machte er wohl ständig. Zumindest hatte ihm Isabelle mal ein paar amüsante Beispiele genannt.
    Ein letztes Mal atmete er die frische Frühlingsluft ein, bevor er die Tür zum Audimax aufdrückte. Fast zeitgleich legte er den Hebel in seinem Kopf um, der seine Sorgen verscheuchte und ihn stattdessen darin unterstützte, seine uneingeschränkte Konzentration dem Studium zu widmen.
    ***
    Ben stand unter der Dusche und ließ warmes Wasser auf sich regnen. Er massierte sich Shampoo ins Haar und spülte sie anschließend aus. Er griff nach einem Duschgel, drückte eine kleine Menge des blauen Gels auf seine Hand und seifte sich ein. An seinem Oberkörper tat er dies besonders vorsichtig. Mittlerweile trug er keinen Verband mehr und die Wunden waren gut verheilt. Jetzt gab es nur noch die Narben auf seiner Brust, die an das erinnerten, was vor wenigen Wochen geschehen war. Mit seinen Fingerspitzen fuhr er sie nach. Sie waren noch rot und fühlten sich uneben an. Sie würden ein Teil von ihm bleiben. Für immer.
    Als er fertig war, drehte er den Duschhahn zu und streifte die nassen Haare mit seinen Händen nach hinten. Er wartete noch einen Moment, bis das meiste Wasser von seinem Körper getropft war, bevor er aus der Duschkabine auf einen Badezimmervorleger trat und nach einem Handtuch griff. Mit diesem rubbelte er sich grob über die Haare, dann übers Gesicht und zuletzt über den Körper. Zum Schluss wickelte er es um seine Hüften, schob den weichen Vorleger mit dem Fuß zum Waschbecken und stellte sich vor den Spiegel. Er wischte einen Teil der beschlagenen Fläche frei und griff nach seiner Zahnbürste. Während er sich mit der rechten Hand die Zähne putzte, löste er mit der linken das Handtuch von seinem Becken und warf es in einen blauen Wäschekorb hinter der Tür. Dann griff er nach seinen frischen Klamotten, schlüpfte in Boxershorts und Hose und streifte sich Socken über die Füße. Dazwischen beugte er sich kurz vor, spülte seinen Mund aus und ließ seine Zahnbürste zurück in den Zahnbecher plumpsen. Als letztes zog er sich noch ein tannengrünes T-Shirt über und öffnete das längliche Fenster.
    Als er daraufhin noch einmal zum Spiegel zurücktrat, um sich seine Haare mit etwas Haarspray zu stylen, war das freie Stück inmitten der beschlagenen Glasfläche gewachsen. Nachdenklich betrachtete er sich, zupfte den Bund seines T-Shirts zurecht und legte seinen Kopf schief. Er war blass geworden. Umso mehr freute er sich auf den Sommer, in dem er wieder Farbe tanken konnte. Wenigstens waren die dunklen Augenringe unter seinen Augen verschwunden und so erstrahlte sein Gesicht trotz der Blässe in neuem Lebensmut. Auch die Schürfwunden auf seiner Wange waren verheilt.
    Er war kein arroganter Mensch, besaß lediglich ein gesundes Selbstbewusstsein, und gestand sich zum ersten Mal seit langer Zeit ein, dass er eigentlich ganz gut aussah. Trotzdem verstand er nicht, warum er Männer anzog wie ein Magnet. Ja, er war attraktiv, befand sich seiner Meinung nach aber im mittleren Durchschnitt.
    Er hob seine Hand und fuhr sich über den Dreitagebart. Erst überlegte er, sich zu rasieren, entschied sich aber dagegen, als er sich daran erinnerte, wie er dies schon einmal getan hatte. Für Alex. Daraufhin hatte ihm der Blonde Komplimente gemacht, und an die wollte er sich nur ungern zurückerinnern. Also drückte er die Schranktür, in dem der Rasierer lag, wieder zu. Stattdessen nahm er sein Parfüm und sprühte es sich auf Hals und T-Shirt. Dann wandte er sich um und schritt zur Tür. Er trat in den Flur und

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