Sommermond
einen freien Platz – noch bevor sein visueller Rundgang bei Ben und Max angekommen war – und drehte sich daraufhin mit einem sicheren Nicken um.
„Tatsächlich!“, staunte Max. „Du hast echt recht, Mann!“
Ben grinste, während sich Max zu ihm wandte und nachdenklich tat.
„Denkst du, was ich denke?“, flüsterte er.
„Was sollte ich denn deiner Meinung nach denken?“, fragte Ben.
Max sah ihm fest in die Augen und versuchte mit Mimik und ohne Worte zu kommunizieren. Dabei verzog er sein Gesicht wie ein Wahnsinniger. Das brachte Ben erneut zum Lachen.
„Was machst du denn da?“, lachte er.
„Na, was schon?“, entgegnete Max und nickte hinter sich.
Im selben Moment wurden sie von Peer entdeckt. Zielstrebig steuerte der Schwarzhaarige auf sie zu und blieb hinter Max‘ Stuhl stehen. Der bekam dies allerdings nicht mit und fuhr ungehemmt fort. „Glaubst du, der ist nicht ganz dicht?“, fragte er und stockte kurz. Er beugte sich ein Stück nach vorn und fragte flüsternd: „So ‘ne Art Freak oder so?“
Ben musste sich bemühen, nicht wieder loszulachen. Die Situation war filmreif. Er warf Max einen amüsierten Blick zu, bevor er ihm mit einem schlichten Nicken andeutete, sich umzudrehen. Das tat er schließlich auch sehr langsam. Und als er sich daraufhin unmittelbar vor Peer wiederfand, hob er seine Hand und räusperte verlegen in seine Faust.
Peer stand mit lockerem Gesichtsausdruck da und deutete mit seinem Zeigefinger abwechselnd von Ben zu Max.
„Ihr habt nicht zufällig über mich gesprochen?“, fragte er.
Ben sah zu ihm auf. Braune Augen trafen auf noch dunkleres Braun. Für einen kurzen Moment versank er in ihnen, und Peer schien es ähnlich zu gehen. Doch als Max sich erneut räusperte, zerschmetterte er die faszinierende Bande zwischen ihnen.
„Ja … äh …“, stammelte Max, griff nach seiner Jacke und warf sie sich über. „Ich muss dann mal!“
„Wohin?“, fragte Ben irritiert.
„Zur Vorlesung“, erwiderte Max.
„Die ist doch erst in zwanzig Minuten.“
„Ja, aber Isa wartet sicher schon“, log Max.
Ben wusste, was sein bester Freund im Schilde führte, und nahm es ihm übel. Aber nur einen kurzen Moment. Im Grunde hatte er nichts dagegen, mit Peer allein gelassen zu werden. Er mochte es nur nicht, wenn sich andere in sein Singleleben einmischten.
Als Max nach seiner Tasche griff, beugte er sich übertrieben weit vor und nuschelte durch zusammengepresste Zähne: „Sieht gut aus, zeichnet gut … Was willst du mehr?“
Anschließend richtete er sich auf, nahm seine Tasche und hängte sie über seine Schulter. Mit einem kurzen Winken und einem letzten Blick Richtung Peer verabschiedete er sich und schritt Richtung Ausgang. Ben blickte ihm schmunzelnd nach, bevor er sich an Peer wandte und ihm mit einer einfachen Geste anbot, sich zu setzen. Peer schaute allerdings noch einen ganze Weile aus dem Fenster und nickte schließlich nach draußen, als Max breit grinsend an der Fensterfront vorbei stolzierte. Erst dann setzte er sich.
„Der will uns verkuppeln, hm?“, begann er das Gespräch.
Das kam so überraschend, dass Ben kurzzeitig die Worte fehlten. Als er seine Sprache nach ein paar Sekunden wiederfand, entgegnete er ein schlichtes „Vermutlich …“
„Ich dachte, du wärst vergeben“, sagte Peer.
„Und ich dachte, du trägst ‘ne Brille“, konterte Ben.
„Nur wenn mir danach ist“, erwiderte Peer und sah dabei so unpassend ernst aus, dass man denken konnte, es handelte sich um trockenen Humor. Doch dem war nicht so. Es war Peers Art.
„Also?“, fragte Peer, hob seine Augenbrauen und blickte ihn erwartungsvoll an. Nebenbei pulte er vereinzelte Salzkörner aus der rotbraunen Haut seines Brötchens.
„Also was ?“, hakte Ben nach.
Nachdenklich beobachtete er den Schwarzhaarigen. Wieder hing ein Schal um dessen Hals. Dieses Mal ein weißer. Dazu trug er ein weinrotes Hemd. Und während Peer sich die weißen Körner in den Mund steckte und sich nach jedem einzelnen mit der Zunge über die Lippen fuhr, spürte Ben, dass ihn diese Geste anmachte. Seine dadurch bedingte Irritation schien ihm sofort wie auf die Stirn geschrieben, wurde allerdings falsch aufgefasst. Peer zupfte ein Stück von seinem Brötchen und hielt es Ben entgegen.
„Auch was?“, fragte er dazu.
Ben blickte verunsichert zurück. Dann schüttelte er lächelnd den Kopf und machte eine abwinkende Geste.
„Warum will … äh …“, fuhr Peer fort und drehte seine Hand
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