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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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abwechselnd an verschiedenen Wochenenden besuchen könnten. Dieser Gedanke brachte allerdings einen herben Beigeschmack mit sich – ein Gefühl aus Angst, Eifersucht und Sehnsucht. Er konnte Alex nicht allein zurücklassen. Er wusste ja nicht einmal, wie es nun um diesen stand. Was, wenn die Typen vom Pokern ihn weiter bedrohen würden? Was, wenn all das erst der Anfang von etwas Unvorhersehbarem war?
    Ben schüttelte diese Gedanken schnellstmöglich von sich. Die Schmerzen in seiner Brust erinnerten ihn an die ärztliche Aufforderung, sich zu schonen. Er hatte jetzt keinen klaren Kopf und allein konnte er sowieso keine Entscheidungen treffen. Dazu musste er warten, bis Alex für ein weiteres Gespräch bereit war. Warten. Mehr konnte er vorerst nicht tun.
    ***
    Ben legte eine der Zeitschriften zur Seite, die er am frühen Morgen von der Krankenschwester bekommen hatte. Das Magazin war noch vom letzten Jahr und enthielt demzufolge weniger aktuelle Themen. Dennoch hatte der belanglose Inhalt genügt, um Ben eine Weile von seinen Gedanken abzulenken. Zuvor hatte er noch etwas geschlafen. Er war allerdings niemand, der das den halben Tag lang tun konnte. Im Gegenteil. Er brauchte Abwechslung und Bewegung. Doch keines dieser beiden Dinge war im öden Krankenhausalltag möglich. Immerhin war wenigstens die Röntgenuntersuchung gut verlaufen. Seiner Lunge ging es gut. Folglich war die Drainage weiterhin abgeklemmt. Dadurch fühlte er sich schon um ein Vielfaches befreiter und kabelloser. Jetzt gab es nur noch das nervig dröhnende Gerät, das seine Lebenszeichen überwachte und an dem er noch bis zum nächsten Tag angeschlossen bleiben musste.
    Besuch hatte er keinen mehr bekommen. Weder seine Eltern noch Alex oder Nick hatten ein weiteres Mal bei ihm vorbeigeschaut. Vermutlich wollten sie ihm die notwendige Ruhe gönnen. Nur bei Alex gab es andere Gründe, die ihn von Ben fernhielten.
    Im Grunde war das ungerecht, denn eigentlich müsste Alex ausnahmslos für ihn da sein und nebenbei von einem mörderischen Gewissen zerfressen werden. Doch der Blonde schien nicht der Typ dafür zu sein. Er war, wie er war und daran konnte Ben nichts ändern. Trotzdem sorgte er sich um ihre Beziehung. Er befürchtete, dass seine anstehende Abreise einen neuen Streit ausgelöst hatte. Vielleicht würde ihre Beziehung dieser frühen Trennung nicht standhalten. Vielleicht. Ben konnte nur hoffen, dass es anders war.
    Das Herumliegen im Bett machte ihn wahnsinnig. Einerseits ermattete es den Verstand so sehr, dass dieser mit allen Mittel nach geistigem Futter schrie, andererseits gab es ihm einen Grund, sich in aller Ruhe auszuruhen und den wirklichen Problemen keinerlei Beachtung mehr zu schenken.
    Ben seufzte leise und versuchte sich in eine bequemere Position zu legen. Sein Rücken schmerzte wie bei einem heftigen Muskelkater. Die Schmerzen in seinem Oberkörper waren allerdings besser geworden. Nicht zuletzt, weil er sich erneut ein paar Schmerztabletten hatte geben lassen. Dadurch befand er sich nun in einer körperlichen Verfassung, die – sofern er sich nicht bewegte – beinahe mutmaßen ließ, dass ihm überhaupt nichts fehlte. In manchen Minuten glaubte Ben dieser Täuschung sogar. Dann bewegte er sich erst vorsichtig und gleich darauf etwas ungehemmter. Dieses Verhalten zog allerdings unangenehme Folgen nach sich. Jedes Mal kam es zu heftigen Schmerzen, die ihn sofort dazu veranlassten, sich wieder steif zu machen und jede weitere körperliche Tätigkeit auf das Notwendigste zu beschränken. Genau das verdeutlichte ihm wiederum, wie schlecht es ihm tatsächlich noch ging.
    Der gesamte Nachmittag zog sich in die Länge wie ein zu lang gekautes Kaugummi. Unter Schmerzen wälzte Ben sich von einer Seite auf die andere und wieder zurück. Mit der Zeit kam es ihm schon fast so vor, als ob er diese regelmäßigen Schmerzintervalle brauchte, um sich überhaupt lebendig zu fühlen. Er hasste es, nutzlos herumzuliegen und er hasste es, allein zu sein.
    Als hätte das Schicksal seine inneren Hilfeschreie erhört, klopfte es plötzlich an der Tür. Es war ein kräftiges Klopfen, anders als sonst, wenn eine der Schwestern zärtlich gegen die Tür tippte.
    „Ja?“, rief Ben und drehte sich unter einem Ächzen zurück Richtung Tür.
    Sie öffnete sich. Hinein traten neben einer recht korpulenten Krankenschwester zwei Polizisten. Ben wusste, warum sie da waren. Den anstehenden Besuch hatte er bis eben völlig verdrängt.
    „Die beiden Herren

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