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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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One-Night-Stands mit Frauen gehabt. Das war wesentlich komplizierter gewesen. Frauen musste man erst beeindrucken, bequatschen und ihnen unzählige Komplimente machen, um später mit viel Glück zwischen ihren Schenkeln zu landen. Bei Männern verhielt sich das anders. Das hatte Alex in den letzten Tagen herausgefunden. Ein gewisser Blick genügte, um zu verstehen, was der andere von einem wollte. Und das waren nie Gespräche oder Komplimente. Nein. Es war immer Sex.
    Alex schielte an sich herunter. Sein harter Schwanz, umhüllt in einem bläulich schimmernden Kondom, klemmte zwischen den Fingern des Fremden. Er wichste ihn, während er ihm einen blies. Alex stöhnte laut auf. Das Bild seines Schwanzes, wie er aus dem feuchten Mund rutschte, machte ihn an. Seine Pupillen rollten nach hinten. Er schloss die Augen und unterwarf sich der Lust. Immer, wenn er kurz vorm Kommen war, pausierte der Kerl, spielte mit ihm und zögerte den Höhepunkt weiter hinaus.
    „Gott …“, nuschelte Alex und schielte erneut herunter.
    Seine Finger hatten sich mittlerweile entspannt und ruhten nun locker zwischen den dunklen Haaren. Neben seinen Füßen lag die leere Flasche. Sie war sein viertes Bier gewesen.
    In den letzten Wochen war Alkohol zu seinem ständigen Begleiter geworden. Nur indem er sich betrank, überstand er die kühlen Abende im Bahnhof; überstand das Dealen, die Drohungen und die Ängste. Nur wenn er seinen Verstand betäubte, schaffte er es, sein miserables Leben zu vergessen. Dennoch überwogen die negativen Erlebnisse. In den schlimmsten Momenten hielt er sich vor Augen, für wen er all die Strapazen auf sich nahm. Das gab ihm neue Kraft. Dann redete er sich ein, dass alles besser werden würde, sobald der ganze Scheiß überstanden war. Dann würde er Ben alles erklären, und der würde ihn verstehen und ihm vielleicht eine neue Chance geben. Und falls nicht, blieb Alex zumindest das reine Gewissen und die Sicherheit, dass er an keinem weiteren Tod verantwortlich war. Er hatte schon genug angerichtet: erst der Student in Diegos Wohnhaus, dann Sam. In den vergangenen Monaten hatte er sich sein eigenes Grab geschaufelt, aus dem er nun wieder herauszuklettern versuchte. Ben zu schützen war das Mindeste, was er für den Dunkelhaarigen tun konnte. Ben war für ihn da gewesen, hatte zu ihm gestanden und ihm geholfen. Ben hatte ihn geliebt, wie niemand anderes zuvor. Für diese kostbare Erfahrung war er ihm dankbar. Dieses Gefühl von Liebe würde er nie mehr vergessen. Ben hatte ihm Licht in die Dunkelheit gebracht, ihm am Geschmack des Lebens kosten lassen. Er hatte Alex gezeigt, wofür es sich zu leben lohnte. Das waren genug Gründe, ihn als Dank zu beschützen. Das war er Ben schuldig, und das war er sich schuldig.
    Alex hatte sein Mund leicht geöffnet. Er atmete schwer, unterdrückte ein Stöhnen. Dann sah er noch einmal an sich herunter. Der Kerl bewegte sich noch schneller vor und zurück. Er kniete vor ihm auf dem dreckigen Asphalt und krallte seine freie Hand in Alex‘ Oberschenkel. Er war noch jung. Vielleicht neunzehn, höchstens zwanzig.
    Er starrte noch ein paar Sekunden in das dunkle Haar, das es ihm leicht ermöglichte, sich den Kerl als Ben vorzustellen. Als er sich dann zur Seite wandte, erschrak er.
    „Fuck …“, nuschelte er.
    Er brauchte noch einen Moment, bis er die Situation gänzlich realisierte und den jungen Kerl daraufhin rabiat aus seinem Schritt schubste. Der taumelte nach hinten und landete rücklings auf dem Asphalt. Mit seinen Händen stützte er sich ab und warf Alex einen entsetzten Blick zu.
    „Sag mal, geht’s noch?“, zischte er
    Doch Alex würdigte ihn keines Blickes. Flüchtig streifte er sich das Kondom vom Schwanz und warf es neben sich in einen Gulli. Hektisch bückte er sich und zog sich Hose samt Boxershorts über das Becken. Er schloss den Knopf und streifte sich seinen Pullover glatt. Im Augenwinkel sah er, wie der junge Typ seinem Blick folgte und sich hochhievte.
    „Du hast sie doch nich‘ mehr alle …“, murmelte er, klopfte sich den Sand von der Kleidung und wandte sich zum Gehen um.
    Alex ignorierte seine Aufgebrachtheit. Der Kerl war ihm egal. Er hatte seinen Zweck erfüllt und hätte seine Aufgabe vermutlich grandios beendet, wenn nicht in jenem Moment Iwan und Sergej hinter der Reihe von Autos aufgetaucht wären. Als sie Alex entdeckt hatten, wie er dastand und sich einen blasen ließ, hatten sie laut gelacht und sich dabei die Zähne gewetzt, wie zwei

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