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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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mit weit aufgerissenen Augen an. Er hätte alles erwartet, aber nicht, dass Peer statt auf den einstündigen Monolog einzugehen, als Gegenleistung mit seiner Geschichte rausrückte.
    „Das war irgendein Feuerteufel“, fügte Peer hinzu. „Die haben ihn nie gekriegt.“
    „Scheiße …“, war das Einzige, was Ben zustande brachte.
    „Ich muss fast jede Nacht dran denken“, sagte Peer. „Und ich hab‘ mir geschworen, den Kerl umzubringen, sollte ich ihm irgendwann mal begegnen.“
    Ben sah ihn an. Zum ersten Mal erinnerte ihn Peer weder an Johnny Depp noch an Robert Pattinson. Zum ersten Mal war er einfach nur Peer, der dasaß und seinen inneren Zorn zu zügeln versuchte.
    Ben wusste nicht, was er sagen sollte. Aber er glaubte, dass Peer ohnehin nichts von ihm erwartete.
    „Danke für dein Vertrauen“, brachte er nur schlicht hervor.
    „Und ich dank‘ dir für deines“, erwiderte Peer.
    Nur wenige Sekunden später lächelte er wieder. Gerade so, als ob er nur einen Schalter in seinem Kopf umzulegen brauchte, um die Vergangenheit ruhen zu lassen. Ben musterte ihn, wie er dasaß und vor sich ins Leere starrte. Dabei überkam ihn plötzlich eine Spur von Fürsorge. Deshalb rückte er zu ihm, beugte sich vor und schloss ihn in die Arme. Peer nahm die Umarmung an und legte den Kopf auf seine Schulter. Eine halbe Ewigkeit saßen sie so da, umarmten sich und sagten nichts – als wüssten sie, dass ein falsches Wort genügen würde, um die Atmosphäre zu zerstören. Erst nach einer ganzen Weile drückte sich Ben von ihm weg und blickte ihm anschließend in die Augen. Dabei überkam ihn wieder das altbekannte Kribbeln, das ihn an das Gefühl vorhin im Auto erinnerte, und ihn dazu antrieb, sich erneut vorzubeugen. Er wollte Peer küssen, denn auf eine seltsame Art und Weise fühlte es sich an, als ob es das war, was er ihm schuldete; als ob er ihm einen ganzen verlorenen Abend schuldete. Doch Peer hielt ihn zurück, schaute ihn an und lächelte wieder.
    „Lassen wir das, okay?“, schlug er vor.
    Ben sah ihn unsicher an. Er konnte nicht glauben, dass Peer die Worte ernst meinte.
    „Sex ist es nicht wert“, fügte Peer hinzu.
    „Wie meinst du das?“, fragte Ben.
    „So, wie ich es sage“, entgegnete Peer. „Jede Form von Intimität würde das ruinieren, was wir uns gerade aufgebaut haben.“
    „Und das wäre?“, fragte Ben.
    Peer sah ihn an, hob seine Hand und zupfte ihm einen Fussel von der Wange.
    „Freundschaft“, antwortete er.

18
    In Alex‘ rechter Hand baumelte eine halbleere Bierflasche. Er hob sie an, setzte sie an seine Lippen und nahm einen kräftigen Schluck. Dann lehnte er seinen Kopf gegen die kühle Wand und drückte den fremden Kerl fester in seinen Schritt. Es war irgendein Typ, den er am Bahnhof aufgerissen hatte, nachdem er mit seinem „Job“ fertig gewesen war. Es war der dritte Kerl seit dem One-Night-Stand mit Lars.
    Der Sex lenkte ihn ab - von seinen Sorgen und von Ben. Er war wie ein Medikament, das seinen Verstand betäubte und ihn alles andere vergessen ließ. Jedenfalls für einen kurzen Moment.
    Alex keuchte und krallte seine Finger fester in das dunkle Haar. Der Kopf des Kerls bewegte sich rhythmisch vor und zurück. Bei jedem Mal drang sein Schwanz tiefer in die fremde Mundhöhle, die ihn warm und feucht umschloss. Wieder hob er die Flasche, trank den Rest in einem großen Schluck und ließ sie anschließend unachtsam neben sich zu Boden fallen. Das dabei entstehende Klirren ließ den Kerl kurz zu ihm aufschauen. Doch Alex drückte ihn sofort wieder zurück. Er wollte keine Blicke tauschen, keine fremden Augen sehen. In seinem Kopf hatte er Sex mit Ben. Das war noch immer so – als hätte sich der Sex mit Ben wie ein guter Porno in sein Gedächtnis graviert.
    Sie standen in einer schwach beleuchtenden Gasse, in der Alex vor etwa vier Stunden geparkt hatte, bevor er den Bahnhof betrat. Das tat er, weil er den Anordnungen der Russen folgte, die ihm ausdrücklich befohlen hatten, seinen BMW nicht in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs abzustellen.
    Sie standen hinter einer Reihe fremder Autos vor einer mit Graffiti bekritzelten Mauer. Die meiste Zeit hielt Alex seine Augen geschlossen, öffnete sie nur zwischendurch, um sich zu vergewissern, dass sich keine Passanten näherten. Der dunkelhaarige Kerl hatte Koks von ihm gekauft und ihn anschließend auf ein Bier eingeladen. Natürlich war das nur ein Vorwand für das gewesen, was sie nun miteinander trieben.
    Früher hatte Alex

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