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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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Löwen, die ihr nächstes Opfer sicher hatten.
    „Wen haben wir denn da?“, fragte Iwan in seinem korrekten Hochdeutsch, das im Zusammenspiel mit seinem russischen Aussehen wie eine perfekte Synchronisation wirkte.
    „Unsere kleine Schwuchtel …“, zischte Sergej und grinste dreckig.
    Sie tauschten noch einen vielsagenden Blick, bevor sie vor Alex stehen blieben. Alex schloss kurz die Augen, versuchte seine Gedanken zu ordnen und atmete tief durch. Es war nicht leicht, derart brutal aus dem Wahn von Lust zurück in die Realität gerissen zu werden. Eben noch an Sex mit Ben gedacht, jetzt wieder Angst vor der nächsten Lektion.
    „Bezahlen wir dich dafür, dass du’s mit Kerlen treibst?“, fragte Iwan.
    Nein, ihr bezahlt mich nämlich gar nicht , dachte Alex. Die Einnahmen sind vom Spanier, und an den geht auch der ganze Verdienst, genau wie das Koks, das ich angeblich so erfol g reich verticke.
    „Nein“, beantwortete Iwan seine Frage selbst. „Wir bezahlen dich, damit du Drogen vertickst und nicht, damit du dich jeden Abend von ‘nem anderen Kerl ficken lässt.“
    Sergej stand neben ihm und leckte sich die Lippen. Er grinste wie der stolze Sohn eines Kriminellen, der seinem Vater bei dessen Straftaten zusah, um von ihnen zu lernen. Sein hässlicher Pullover war ihm viel zu groß. In ihm sah er aus, wie von Mama angezogen, gegen die er sich – im Vergleich zu seinem Leben außerhalb der eigenen vier Wände – nicht zu wehren wagte. Draußen eine große Klappe, drinnen das Muttersöhnchen.
    Alex warf ihm einen abfälligen Blick zu, bevor er sich wieder an Iwan wandte, der ihm bedrohlich nahe kam. Dann wurde er so plötzlich von Iwan an der Jacke gepackt, dass er sich nicht zu wehren wusste. Iwan zog das Geld aus seiner Tasche und zählte die Scheine zwischen seinen Daumen.
    „Beeindruckend, wie viel du verdienst …“, sagte er dazu. „Wie machst du das nur?“
    Dann faltete er das Bündel Geldscheine zusammen und stopfte es in seine Hosentasche.
    „Hey!“, rief Alex sofort. „Was ist mit meinem Anteil?“
    In Wahrheit war ihm das Geld egal. Doch er musste glaubwürdig erscheinen und zumindest so tun, als wäre er auf seine Einnahmen angewiesen. Diese Rolle hatte sich mittlerweile auf ihn übertragen, wie die eines jahrelangen Soapdarstellers. Er nahm sie an wie ein zweites Ich, für das er nur einen kleinen Knopf in seinem Hinterkopf betätigen musste.
    Was der Spanier allerdings davon halten würde, wenn er ihn um ein paar tausend Euro brachte, wusste er nicht. Vermutlich waren das Peanuts für ihn. Außerdem war er auf Alex angewiesen und konnte es sich nicht leisten, ihn erneut zu massakrieren. Das würde nur unnötige Aufmerksamkeit erregen und Fragen bei den Russen erwecken, die sie nicht gebrauchen konnten. Also musste sich der Spanier damit abfinden, an diesem Abend leer auszugehen. Dafür blieb ihm ja noch die große Menge Koks, die er teuer weiterverkaufen konnte.
    „Hör auf mit der Schwuchtelscheiße“, entgegnete Iwan, „und mach gefälligst deinen Job!“
    „Das hab‘ ich doch!“, verteidigte sich Alex. „Ich wette, ich hab‘ heute mehr eingenommen als ihr in ‘ner ganzen Woche.“
    Iwan warf ihm einen scharfen Blick zu. Einen Moment lang glaubte Alex, den Bogen überspannt zu haben. Doch Iwan nahm sich zusammen und trat wieder einen Schritt nach hinten.
    „Ich hab‘ immer noch ein Privatleben“, fügte Alex hinzu. „Und das geht euch ‘nen Scheißdreck an!“
    Jetzt hatte er den Bogen überspannt. Iwan trat auf ihn zu, funkelte zornig auf ihn herab und packte ihn am Kragen. Sergej baute sich dicht neben ihm auf und sah dabei aus, als ob er kein Detail verpassen wollte. Er lugte über Iwans Arm und fuhr sich mit der Zunge über die Zähne.
    „Jetzt pass mal auf!“, zischte Iwan und klang bedrohlich.
    Alex starrte ihm fest in die Augen. Derartige Drohungen beeindruckten ihn längst nicht mehr. Er hatte Schlimmeres erlebt. Nach den Strapazen und Qualen der Entführung bedurfte es mittlerweile mehr, um ihm Angst einzuflößen.
    „Sei froh“, fuhr Iwan fort und zog Alex mit einem kräftigen Ruck an sich heran, „dass unser Boss nicht sieht, was für ‘ne Scheiße du hier treibst.“ Er sah Alex fest in die Augen und ließ dann so spontan von ihm ab, dass er sein Gleichgewicht verlor und ein Stück nach hinten taumelte.
    „Der steht nämlich nicht auf Schwuchteln“, warf Sergej ein und grinste. Seine silberne Krone blitzte zwischen den gelben Zähnen.
    „Wenn der

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