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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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wette …“, fuhr Alex fort und pausierte kurz, um den Höhepunkt seines verbalen Angriffs auszureizen. Er senkte kurz den Kopf, blickte dann wieder auf und sah Iwan fest in die Augen. „Ich wette, vorhin hättest lieber du über meinem Schwanz gehangen und an ihm gelutscht wie an einem saftigen Lolli.“
    Iwan erstarrte. Einen ganzen Moment stand er regungslos da. In seinen Augen spiegelte sich das blanke Entsetzen. Er schien zu fassungslos, als dass er reagieren konnte. Auch nach einigen Sekunden änderte sich nichts an seiner Bewegungslosigkeit. Noch immer wirkte er unpassend ruhig. Dann wandte er sich ab und nickte Richtung Sergej.
    Alex verstand. Offenbar wollte sich Iwan nicht die Hände schmutzig machen. Er ließ Sergej, der halbverwesten Hyäne, den Vortritt, um sich nicht mit einem Opfer abgeben zu müssen, der des Seinen nicht würdig war.
    Sergej steuerte auf ihn zu. Alex warf ihm einen kurzen Blick zu, bevor er sich zur Seite wandte, um ausweichen zu können. Doch Sergej war stärker. Die Hyäne wies Kräfte auf, die man beim ersten Blick nicht von ihr erwartete. Er zerrte Alex an die raue Häuserfassade, drückte ihn von hinten gegen die Wand und presste sein Gesicht gegen den scharfkantigen Putz. Die Wand stank nach Dreck und Abgasen. Alex wehrte sich nicht. Er glaubte, sich bei einer falschen Bewegung das halbe Gesicht zu zerschrammen. Sergej riss seine Arme nach hinten und hielt sie über seinem Hintern zusammen. Dann hörte er Schritte. Es waren die von Iwan, der sich nun auf sie zu bewegte und neben sie stellte. Lässig lehnte er sich gegen die Wand, pulte nebenbei eine Zigarette aus seiner Tasche und zündete sie an. Alex‘ Handgelenke brannten. Er wand sich unter dem festen Griff. Doch er hatte keine Chance. Mit gegen die Wand gepresster Wange stand er da und schielte zu Iwan, der einen kräftigen Zug an seiner Zigarette nahm und den Qualm daraufhin langsam ausatmete.
    „Weißt du“, begann Iwan und würdigte ihn keines Blickes. „Wir waren die ganzen letzten Wochen wirklich nett zu dir.“
    Er sprach so ruhig und galant, dass man ahnte, auf was sich diese aufgesetzte Freundlichkeit in Wahrheit hinarbeitete. Ein paar Sekunden später seufzte er laut auf und schüttelte den Kopf wie ein Psychologe, der gerade erkannte, dass er seinem Patienten nicht mehr helfen konnte.
    „Wir nehmen dich bei uns auf, lassen dich für uns arbeiten …“, zählte er auf. „Wir besorgen dir Koks, teilen unsere Einnahmen …“ Wieder schüttelte er seinen Kopf und zog erneut an seiner Zigarette.
    Alex starrte zu ihm auf. Seine Hände fühlten sich taub an. Er hatte das Gefühl, dass Sergej so fest zudrückte, dass kein gesunder Blutfluss mehr stattfinden konnte.
    „Und was machst du?“, fragte Iwan, drehte sich zu ihm und lehnte sich nun mit der Schulter gegen die Wand. Er setzte einen enttäuschten Blick auf und seufzte erneut.
    „Keine Ahnung …“, erwiderte Alex unberührt. „Was mach‘ ich denn?“
    Kaum dass er ausgesprochen hatte, riss Sergej so kräftig an seinen Armen, dass er glaubte, seine beiden Schultern hätten sich ausgekugelt. Schmerzerfüllt schrie er auf und bog seinen Rücken reflexartig durch. Innerlich stellte er sich darauf ein, dass dies erst der Anfang von weiterer Gewalt war. Doch es kam anders. Sergej ließ abrupt von ihm ab und trat zu seinem Herrchen zurück. Sofort nahm Alex seine Arme nach vorn. Er ließ seine Schultern ein paar Mal kreisen und rieb sich über die brennenden Handgelenke. Als er dann zu Iwan aufsah, zog dieser ein letztes Mal an seiner Zigarette und ließ sie anschließend zu Boden fallen.
    „Treib’s nicht zu weit, mein Freund!“, warnte er. Er musterte Alex noch einmal gründlich und nickte dann in Richtung seines BMWs. „Und jetzt zisch ab!“
    Alex starrte ihn an. Er konnte kaum glauben, dass Iwan ihn einfach so ziehen ließ. Vom Pokerclan war er Schlimmeres gewohnt. Mit dem Spanier legte er sich nur ungern an, denn bei ihm konnte einem ein falsches Wort das Leben kosten (oder das eines anderen, in seinem Fall Bens).
    Iwan und Sergej beobachteten jede seiner Bewegungen. Alex senkte den Blick und zog seinen Schlüsselbund aus der Jackentasche. Dann schritt er ein paar Meter weiter, öffnete seinen Wagen und zog die Fahrertür auf. Doch bevor er einstieg, blieb er noch einmal stehen und wandte sich ein letztes Mal an die beiden Russen.
    „Wann stellt ihr mich eigentlich eurem Boss vor?“, fragte er.
    Iwan und Sergej tauschten einen flüchtigen Blick.

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