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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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Auserkorene gewesen, der diesen brillanten Job hätte ausführen dürfen. Doch nun war es Alex. Jetzt hing er zwischen zwei Stühlen und durfte sich weder beim Spanier noch bei den Russen einen Fehler erlauben. Fortan ging es nicht mehr ausschließlich darum, Ben zu schützen, sondern auch darum, sich selbst zu schützen.
    Einen irrwitzigen Moment zog er sogar in Erwägung, doch die Polizei hinzuzuziehen. Vielleicht würden sie ihn in ein Zeugenschutzprogramm aufnehmen, und noch hatte er die Chance, gesund aus der Sache herauszukommen. Doch schon im nächsten Augenblick verwarf er diesen Gedanken. Bis er und Ben in Sicherheit sein würden, wäre es vermutlich längst zu spät.
    Der daraus resultierende Schluss war bitter: Er hatte keine andere Wahl. Er musste tun, was man von ihm verlangte. Wohin das führen würde, wusste er nicht. Aber darüber wollte er sich auch keine Gedanken machen. Das Einzige, was er sich fest vornahm, war, die ganze Sache schnellstmöglich hinter sich zu bringen. Er würde keine Monate vergehen lassen, bis er den inszenierten Deal anzettelte. Er würde sich beeilen, um den ganzen Mist schnellstmöglich hinter sich zu bringen. Der Spanier würde Pawlow ermorden, und - so bösartig er auch war - Alex daraufhin zu Dank verpflichtet sein. Deshalb würde er ihn gehen lassen und die Russenmafia wäre zerbrochen.
    Das war der einzige Weg. Abzweigungen gab es keine. Diesen Weg musste er gehen – koste es, was es wolle.

19
    Leise zog Ben die Tür hinter sich zu. Er wollte die noch schreibenden Prüflinge nicht stören. Er trat in den Flur und atmete tief durch.
    Geschafft , dachte er.
    Soeben hatte er die letzte Prüfung seines aktuellen Semesters beendet. Sie war ihm leicht von der Hand gegangen – wie alle Prüfungen. Er hatte ein gutes Gefühl. Max und Isa waren noch im Prüfungsraum. Vermutlich würden sie noch eine Weile brauchen. Ben war schon immer einer der schnellsten gewesen.
    Mit einem zufriedenen Lächeln ging er zum Fenster und blickte nach draußen. Dort wartete Peer, und als er ihn sah, winkte er ihm heftig zu. Ben nickte deutlich und wandte sich wieder vom Fenster ab. Er zog seine Tasche über die Schulter und eilte durch den Flur. Er hastete die Treppen hinunter, hetzte durch den Eingangsbereich und stürmte nach draußen. Peer steuerte sofort auf ihn zu und umarmte ihn. Freundschaftlich klopfte er ihm auf die Schulter.
    „Jetzt hast du‘s geschafft!“, sagte er dazu. „Ob ich mich darüber freuen kann, weiß ich allerdings nicht.“
    Ben löste sich aus der Umarmung und schenkte Peer ein aufmunterndes Lächeln. Er und Peer waren in den letzten drei Monaten zu guten Freunden geworden. Zwischen ihnen gab es kein Kribbeln mehr, und auch nicht den Reiz, miteinander schlafen zu wollen. Sie verstanden sich einfach gut und bewegten sich in vielen Punkten auf derselben Wellenlänge. Peer war viel für ihn da gewesen und hatte ihm zugehört, als es ihm schlecht ging. Ein bisschen tat er Ben sogar leid, denn gerade am Anfang hatte er sich fast täglich mit ihm über Alex und dessen Probleme unterhalten. Das ganze Thema musste Peer längst aus den Ohren hängen, tat es aber nicht. Im Gegenteil. Oftmals begann sogar er damit, Ben zu fragen, wie es ihm aktuell ging. Bei Peer fühlte sich Ben verstanden. Peer war anders. Er hörte nicht nur zu und gab notgedrungene Kommentare zurück. Nein, er gab einem das Gefühl, Gesagtes intensiv zu verarbeiten. Oftmals gab er Ben dann hilfreiche Tipps oder benutzte Metaphern, um ihm zu zeigen, wie gut er ihn verstand.
    „Es ist doch nicht mal ein Jahr“, erwiderte Ben.
    „Zehn Monate um genau zu sein“, entgegnete Peer. „Oder zweimal fünf, wenn ich dich zwischendurch besuche.“
    Wieder musste Ben lächeln. Er legte eine Hand auf Peers Arm und seufzte leise.
    „Danke“, sagte er dann.
    Es kam von Herzen. Es war nur ein Wort, doch mit diesem bedankte er sich für all das, was Peer bislang für ihn getan hatte. Er war ihm ein guter Freund gewesen. Ben schätzte ihn für dessen Vertrauen und Ehrlichkeit und dafür, dass er ihn zu einem Zeitpunkt angenommen hatte, zu dem er nicht einfach gewesen war.
    „Wofür?“, fragte Peer und hob beide Augenbrauen.
    Zwischen seinen dunklen Haaren klemmte eine Sonnenbrille mit großen, rot umrahmten Gläsern. Sie war farblich auf sein T-Shirt abgestimmt, das lässig über seiner kurzen Hose baumelte. Würde Ben ihn nicht kennen, hätte er ihn ohne Zweifel für einen Touristen gehalten. Aber mittlerweile

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