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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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sich ab und trank seinen Kaffee in einem Zug leer. Fast zeitgleich kam Ben zur Vernunft und war Peer dankbar für dessen Standhaftigkeit. Trotzdem wirkte das Robert Pattinson-Double auf einmal recht verlegen. Nach vorn gebeugt saß er da und pulte an dem Plastikdeckel seines Bechers. Ben fühlte sich miserabel und hatte das Gefühl, sich für die unangenehme Situation entschuldigen zu müssen.
    „Sorry …“, murmelte er deshalb.
    Mehr brauchte er nicht sagen. Peer musste wissen, was er meinte. Denn, auch wenn sich ihre Lippen nicht wirklich berührt hatten, hatten sie sich doch auf eine spezielle Art und Weise geküsst. Und zwar in ihren Gedanken. Das konnte keiner von ihnen leugnen.
    „Hältst du eigentlich immer noch an deinem Plan fest, morgen nach Hamburg zu fahren?“, fragte Peer und wechselte damit so abrupt das Thema, dass sich Bens Magen zusammenzog. Die intime Situation war vergessen. Dafür dachte er jetzt an Alex, und das brachte ihn völlig aus dem Konzept.
    Er starrte zu Peer. Der saß mit ernstem Gesicht da und wirkte zum ersten Mal, seit Ben ihn kannte, bewusst provokant. Einen kurzen Moment beschlich Ben sogar das Gefühl, dass er dieses Thema bewusst hervorkramte, weil er eifersüchtig war.
    „Ja, ich … Ich denke schon“, erwiderte er.
    Peer senkte den Blick, legte seine Hand um den Becher und drückte ihn zwischen seinen Fingern zusammen.
    „Und was versprichst du dir davon?“, fragte er.
    Ben zuckte mit den Schultern.
    „Nichts“, antwortete er. „Ich will die Sache nur hinter mich bringen. Ich muss das einfach geklärt wissen, bevor ich nach New York aufbreche. Das lässt mir sonst sowieso keine Ruhe.“ Er pausierte und dachte kurz nach. „Das Ganze ist längst überfällig. Ich hätt‘ schon viel früher fahren müssen.“
    „Glaubst du nicht, dass es jetzt, nach fast drei Monaten, ein bisschen spät dafür ist?“, fragte Peer und blickte nun wieder zu ihm auf. Seine Augen sahen gekränkt aus. Erneut fragte sich Ben, ob sich der Dunkelhaarige mehr von ihrer Freundschaft versprochen hatte. Doch, wenn dem so war, wieso hatte er dann dafür gesorgt, den Kuss, der fast stattgefunden hätte, zu unterbrechen?
    „Meiner Meinung nach ist es nie zu spät, sich mit jemandem zu versöhnen“, erwiderte Ben. „Ich bin im Streit mit ihm auseinandergegangen. Das macht die Sache so schwer für mich. Das war schon damals bei Nick so. Ich bin froh, dass ich heute weiß, warum er Schluss gemacht hat. Und das, obwohl die Wahrheit echt bitter ist.“
    Peer nickte und lehnte sich zurück gegen die Bank. Er starrte vor sich auf die Wiese.
    „Und wenn er einen Neuen hat?“, fragte er. „Ich finde, er sollte zumindest wissen, dass du kommst, um sich darauf einzustellen. Ich weiß nicht, ob so ein Überraschungsbesuch wirklich das Beste für euch beide ist. Ich mein‘ … Nach allem, was du mir erzählt hast, kann ich mir gut vorstellen, dass das zu neuem Streit führt.“
    „Wird es nicht“, gab Ben sicher zurück. „Das werd‘ ich zumindest nicht zulassen. Ich werd‘ erst wieder fahren, wenn ich weiß, warum er sich damals nicht mehr gemeldet hat. Erst wenn ich verstehe, warum er mich so verletzen musste.“
    „Und was halten Max und Isa davon?“, fragte Peer.
    „Das Gleiche wie du“, entgegnete Ben. „Genau wie meine Eltern. Aber das ist mir egal.“
    Wieder senkte Peer den Blick und schob den losen Deckel in den zerdrückten Pappbecher. Er wirkte anders als sonst. Plötzlich kam er Ben fremd vor. Dabei hatte er noch vorhin geglaubt, sich bislang niemandem mehr anvertraut zu haben als Peer. Doch dessen plötzliche Stimmungsschwankung erschwerte es ihm nun, das Gespräch auf einer normalen Ebene fortzuführen.
    „Liebst du ihn noch?“, fragte Peer.
    Seine Hände ruhten nun ruhig auf seinem Schoß. Fast, als ob er kein weiteres Geräusch wagte, weil er zu gespannt auf die Antwort war.
    „Was?“, fragte Ben und lachte künstlich auf.
    „Ist doch ‘ne einfache Frage“, entgegnete Peer. „Liebst du ihn noch?“
    Ben sah ihn an. Doch Peer machte keine Anstalten, seinen Blick erwidern zu wollen. Angespannt saß er da und wartete auf Bens Antwort.
    „Ich weiß es nicht …“, flüsterte dieser schließlich.
    „Du weißt es nicht?“, hakte Peer nach und sprang plötzlich von der Bank auf. Er machte wirre Gesten, schritt ein paar Mal auf und ab und blieb dann unmittelbar vor Ben stehen. Er riss die Sonnenbrille aus seinem Gesicht und warf den Pappbecher neben Ben auf die Bank. Der

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