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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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fallen und schniefte kräftig. Gleichzeitig hob er seine Hand und fuhr sich mehrmals über die Nase, um alle sichtbaren Spuren zu beseitigen.
    Pawlow grinste befriedigt. Er zog das Tablett wieder zu sich, griff erneut nach dem Schiebemesser und formte eine weitere Line. Anschließend beugte er sich vor, nahm das Röhrchen und zog das Koks scharf ein. Dann lehnte er sich zufrieden in seinem Sessel zurück und faltete seine Hände ineinander. Alex starrte ihn an. Er konnte kaum glauben, was er gerade getan hatte. Noch spürte er keine Veränderung und hoffte, dass das so bleiben würde. Pawlow musterte ihn gründlich.
    „Und?“, fragte er. „Was meinst du?“
    „Kann ich noch nicht sagen“, erwiderte Alex und klang, als hätte er Ahnung.
    „Alexander Tannenberger aus Nienstedten …“, murmelte Pawlow. „Du bist mir noch immer ein Rätsel.“
    „Was meinen Sie?“, hakte Alex nach.
    „Dein Vater hat eine Menge Kohle, einen angesehenen Namen“, erwiderte Pawlow. „Was treibt dich in dieses Milieu?“
    Alex sah ihn an. Er wusste keine Antwort. Die Festplatte, auf der sich der Frage-Antwort-Katalog befunden hatte, war plötzlich wie verschlossen.
    „Was ist schief gegangen?“, fragte Pawlow, lehnte sich etwas vor und formte seine Augen zu forschenden Schlitzen.
    „Alles“, erwiderte Alex schließlich. „Meine Mutter ist tot, mein bester Freund ist tot … Ja …“ Er lachte gequält. „Ja, sogar mein Hund ist tot. Und mein Vater hat ein Scheißinteresse für mich.“
    Pawlow lehnte sich wieder zurück und sah aus, als wäre er zufrieden mit der Antwort.
    Draußen war es mittlerweile düster geworden. Der Himmel wirkte tiefblau, fast violett. Pawlow hatte die Lampe auf seinem Schreibtisch angeknipst. Ihr gelbes Licht ließ das Ebenholz orangefarben glänzen. Alex warf einen Blick auf das Kugelstoßpendel. Die linke Metallkugel stieß klickend gegen die anderen und setzte die hinterste Murmel in Bewegung. Das Gerät faszinierte ihn plötzlich so sehr, dass er seinen Blick nicht mehr davon abwenden konnte. Er war aufgeregt wie ein kleines Kind, das sich innerlich immer wieder aufs Neue darüber freute, wenn das Pendel erneut klickte. Erst als Pawlow seine Hand ausstreckte und die Kugeln anhielt, kehrte er in die Gegenwart zurück. Dabei spürte er, dass sein Puls förmlich jagte. Er wusste nicht, warum. Er war weder aufgeregt noch nervös. Irritiert blickte er in Pawlows Richtung. Er versuchte dessen Mimik zu deuten, doch das Gesicht verschwamm vor seinen Augen.
    „Fuck …“, nuschelte Alex und legte eine Hand an seinen Kopf.
    Als er sie wieder herunternahm, bekam er plötzlich das Gefühl, beobachtet zu werden. Hektisch wandte er sich um. Sein Blick fiel auf die beiden Bodyguards, die reglos dastanden.
    „Hört auf zu glotzen!“, fuhr Alex sie an.
    Sie reagierten allerdings nicht. Alex schnaubte aufgeregt und drehte sich zurück zu Pawlow. Für einen kurzen Moment wurde seine Sicht wieder klar. Pawlow musterte ihn kritisch.
    „Alles in Ordnung?“, fragte er und klang hinterhältig.
    Alex drückte seine Finger gegen seine Schläfen. Mit aller Kraft versuchte er wieder zu Verstand zu kommen. Doch es gelang ihm nicht. Sein Herz raste, das Atmen fiel ihm schwer. Zwischendurch bekam er Panik und glaubte, nicht genügend Sauerstoff zu bekommen. Er blickte aus dem Fenster in das Grün des Gartens, das sich plötzlich in ein brodelndes Moor verwandelte, in dem man ihn in ein paar Minuten ertränken würde.
    „Ich habe Iwan kaum glauben können, als er mir von deinen Leistungen berichtete“, sagte Pawlow. „Doch du hast mich überzeugt. Du gefällst mir.“ Er pausierte kurz und zog ein silbernes Etui aus seiner Hemdtasche. Er klappte es auf und nahm sich eine Zigarette. „Und das mag schon was heißen.“
    Er entzündete die Zigarette und bat Alex eine an. Doch der lehnte mit übertriebener Gestik ab. Ihm war schlecht. Pawlow nahm ein paar kräftige Züge.
    „Immerhin bist du einer vom anderen Ufer“, fuhr er fort. „Kerle wie du stehen ganz oben auf meiner Abschussliste.“
    Alex nahm die Worte auf, verstand sie aber nicht. Bedeutungslos hallten sie in seinem Verstand und verursachten, dass sein Puls sich noch mehr erhöhte.
    „Aber du verhältst dich nicht wie eine Schwuchtel“, sagte Pawlow. „Also … Warum fickst du Männer?“
    Geschockt starrte Alex zurück. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Plötzlich begann er zu frieren, während ihn gleichzeitig heiße Schauer überkamen. Auf

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