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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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wäre es frisch gedruckt. Für ihn war es eine Menge Geld. Er dachte daran zurück, wie er dem Spanier 40.000 geschuldet hatte. Ohne Jos Hilfe hätte er die Summe niemals zusammenbekommen. Doch für Pawlow schienen die paar Scheine Peanuts zu sein. Im Flair der Villa wirkten sie schon fast lächerlich.
    „Ich kann unmöglich mit so viel Geld rumlaufen“, dachte Alex laut.
    „Iwan und Sergej werden dich nach Hause fahren“, erwiderte Pawlow. „Und dort wirst du sicher einen geeigneten Platz finden.“
    Alex nickte kaum merklich.
    „Und bis …“, begann er, wurde aber sofort unterbrochen.
    „In drei Tagen“, erwiderte Pawlow streng.
    Alex‘ Blick wurde unsicher. Das Koks erschwerte ihm das Denken. Nur grob schaffte er es darüber nachzudenken, dass er bis dahin viel zu erledigen hatte. Sein Herz klopfte wie wild. Doch dann formten sich seine Lippen zu einem Grinsen. Drei Tage waren viel, aber gleichzeitig wenig Zeit. Um alles zu regeln brauchte er nur ein paar Stunden, aber anhand der drei Tage war endlich abzusehen, wann der ganze Scheiß ein Ende hatte. Ein Gefühl von Euphorie packte ihn. Er fühlte sich wie in Ekstase und spürte plötzlich einen enormen Tatendrang in sich aufsteigen. Zum zweiten Mal sprang er vom Stuhl und stützte sich nach vorn gebeugt mit den Händen auf den Tisch.
    „Das wird ein guter Deal“, sagte er dazu und klang wie ein von sich selbst überzeugter Geschäftsmann. „Sie werden es nicht bereuen.“
    Pawlow blickte skeptisch zu ihm auf. Für den Bruchteil einer Sekunde erkannte Alex dessen Skepsis als Zeichen seines veränderten Verhaltens. Doch diesen Gedanken schob er schnellstmöglich zur Seite. Er nahm das Geld, klopfte es auf dem Tisch zusammen und schob es in seine Hosentasche. Parallel warf er einen neuen Blick aus dem Fenster. Das düstere Moor war jetzt wieder das Grün der Bäume und wirkte nicht mehr bedrohlich.
    „Da gehe ich von aus“, erwiderte Pawlow. „Du willst mich nicht kennenlernen, solltest du versagen.“
    Alex richtete sich auf und zog sein Hemd glatt. Der dünne Stoff war nassgeschwitzt und klebte an seiner Haut.
    „Sie können sich auf mich verlassen“, entgegnete er. Er trat ein paar Schritte rückwärts und deutete zur Tür. „Wir sind doch fertig, oder?“
    Er sprach derart selbstbewusst und forsch, dass er sich kaum wiedererkannte. Aber er war machtlos gegen dieses Verhalten. Seine Gesten passierten wie von selbst, seine Worte rutschten ihm einfach heraus. Er fühlte sich wie ferngesteuert. Doch im Gesamten fühlte sich das gar nicht schlecht an. Im Gegenteil. Zum ersten Mal seit langem hatte er keine Angst. Zufrieden bewegte er sich auf der Zielgerade. Endlich war ein Ende in Sicht.
    „Alles Weitere erfährst du über Iwan“, erklärte Pawlow. „Sobald du das Koks hast, meldest du dich! Ich werde es persönlich entgegennehmen und überprüfen.“
    Alex starrte ihn an. Er traute seinen Ohren nicht. Entweder war der Spanier, der diesen ganzen Plan ausgeheckt hatte, ein Hellseher oder einfach nur gut. Wie schon zu Beginn von Alex‘ Karriere als Dealer hatte er alles genau so vorhergesagt, wie es jetzt eintraf.
    „Okay“, erwiderte Alex und nickte bekräftigend. „Ich werd‘ mich so schnell wie möglich melden.“
    „Das hoffe ich“, sagte Pawlow. Dann stockte er kurz und ließ seinen Blick von Alex zum Glatzkopf schweifen. „Bringt ihn raus!“, befahl er.
    Seine Stimme klang hart und ließ erahnen, welcher Charakter sich in Wahrheit hinter seinem trügerisch freundlichen Verhalten verbarg. Sein und Alex‘ Blick hingen ein letztes Mal fest aneinander, bevor sich der Blonde umwandte. Dabei überkam ihn ein heftiges Schwindelgefühl, das ihn kurz taumeln ließ. Doch er fing sich recht schnell und fand sich unmittelbar vor den Bodyguards wieder. Die beiden Augenpaare fixierten ihn streng. Der ruhigere von ihnen streckte seine Hände aus und zog die hölzerne Flügeltür auf. Der Glatzkopf packte Alex am Arm und zerrte ihn durch den Vorraum zur nächsten Tür. Sie öffneten sie und traten zurück in das Treppenhaus. An der Decke leuchtete ein Kronleuchter. Er sah kitschig aus und war eines der wenigen Dinge, die nicht zum mediterranen Ambiente passten. Alex musste sich beherrschen, nicht laut aufzulachen, als er sich den Kornleuchter in einem kurzzeitigen Sinnesrausch als Discokugel vorstellte, die ihr flackerndes Licht durch die Villa warf. Im hinteren Ende des Flurs sah er die Japanerin. In ihrem schwarz-weißen Dienstmädchendress

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