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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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Pullover herunterzunehmen und auf den Boden zu schmeißen. Unmengen an Blut hatten sich in den Stoff gesogen. Ben war sich sicher, dass das Teil fortan nicht mehr zu gebrauchen war. Doch das war die einzige Genugtuung, die ihm blieb. Er drückte die Türklinke nach unten und öffnete die Tür. Als sich dabei der Stoff des Pullovers unter die Tür klemmte, trat Ben ihn genervt zur Seite. Dabei fiel etwas aus den Taschen. Erst interessierte sich Ben nicht dafür, doch als er seinen Blick noch einmal korrigierte, erkannte er, dass es sich bei dem herausgefallenen Kram um kleine, durchsichtige Beutel mit weißpulvrigem Inhalt handelte. Er erstarrte. Wie in Trance drückte er die Tür wieder zu und bückte sich, um nach den kleinen Tüten zu greifen. Doch Alex kam ihm zuvor und riss sie unter seinen Händen weg. Ben blieb in der Hocke. Nur nebenbei nahm er wahr, dass er die Blutung an seinem Rücken erfolgreich gestillt hatte. Unzählige Fragen schossen ihm durch den Kopf. Er wollte sie Alex stellen. Alle auf einmal. Die Situation überforderte ihn. Geschockt starrte er zu Alex, der sich gegen die Fensterbank lehnte und seine Nase ein paar Mal hochzog. Fast, als ob er damit auf Bens erste ungestellte Frage antwortete. Doch Ben wollte es aus seinem Mund hören. Er musste wissen, was Sache war.
    „Alex?“, fragte er deshalb. „Alex, kokst du?“
    Der Blonde starrte ihn an. Einen ganzen Moment wirkte er so hilflos wie ein unschuldiges Kind. Erst nach ein paar Sekunden festigte sich sein Blick. Er zog seine Augenbrauen zusammen und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Ben richtete sich auf und blieb neben der Tür stehen.
    „Jetzt versteh‘ ich auch, warum du so drauf bist“, dachte er laut. In einer Geste der Überforderung fuhr er sich mit beiden Händen durchs Haar, atmete dabei einmal tief ein und pustete die Luft daraufhin laut aus.
    „Ja, klar …“, erwiderte Alex, und seine Worte schwammen in Ironie. „Du verstehst mal wieder alles.“
    Ben warf ihm einen irritierten Blick zu. Seine Hände ruhten noch immer an seinem Kopf, seine Finger krallten sich in seine Haare.
    „Aber in Wahrheit hast du keine Ahnung!“, fuhr Alex fort. „Von nichts.“
    „Dann erklär’s mir!“, forderte Ben ihn verzweifelt auf. „Warum machst du so ‘n Scheiß?“
    Alex wendete die Koksbeutel zwischen seinen Fingern und lachte spöttisch.
    „Du glaubst echt, das gehört alles mir, oder?“, fragte er ungläubig.
    Ben beobachtete ihn geistesabwesend. Er ahnte, dass Alex‘ ruhige Art nur der Vorlauf eines weiteren Ausrasters war. Dafür kannte er ihn mittlerweile gut genug.
    Wieder lachte Alex auf. Dieses Mal beißender. Dann schritt er zum Schrank, riss eine der Türen auf und fegte sämtliche Klamottenstapel aus einem der Fächer. Als er fand, wonach er suchte, trat er einen Schritt zurück und schmiss die Schranktür zu. In seiner Hand hielt er ein kleines Päckchen. Mit zornigem Gesichtsausdruck riss er es ein Stück auf und warf es anschließend in Bens Richtung. Das Päckchen landete vor seinen Füßen. Aus der aufgerissenen Stelle quollen weitere, sauber abgepackte Koksbeutel. Doch Ben blieb keine Zeit, darüber nachzudenken. Alex steuerte auf ihn zu, gestikulierte wild vor sich in der Luft und deutete abschließend auf den Haufen Koks.
    „Na?“, fuhr er Ben an. „Ist das auch alles meins?“
    Es verschlug Ben die Sprache. Entsetzt starrte er zu Alex und wagte es nicht, sich zu bewegen.
    Alex bückte sich, krallte sich ein paar Beutel und richtete sich wieder auf. Dann trat er näher auf Ben zu und hielt ihm das Koks entgegen.
    „Na, willste auch was?“, fragte er. „Komm schon!“ Er presste seine Hände samt Koks gegen Bens Oberkörper. „Mit dem Zeug hier, ja? Damit trag‘ ich zu deiner Sicherheit bei.“
    Ben regte sich noch immer nicht, woraufhin Alex seine Hände öffnete und die Beutel zurück auf den Boden fallen ließ.
    „Ich versteh‘ nicht …“, nuschelte Ben und schüttelte überfordert den Kopf.
    Alex funkelte ihn an und zuckte mit den Schultern.
    „Manchmal frag‘ ich mich echt, warum ich das für ‘n Flachwichser wie dich mache.“
    „Was?“, fragte Ben verunsichert.
    Flüchtig erinnerte er sich an Jos Vermutung zurück und glaubte, gerade die Bestätigung für diese gefunden zu haben. Alex schien tatsächlich in irgendeiner Sache zu hängen und dubiose Dinge zu tun, um ihn zu schützen. Ben blickte sich um. Er sah das viele Koks und sah Alex, wie er mit aufgeknöpftem Hemd mitten im

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