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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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hatte. Ihm wurde schlecht, als er sich vorstellte, wie er es mit anderen Kerlen getrieben und sich dabei diese sexbesessene Art angeeignet hatte.
    Ben sah ihm in die Augen und versuchte eine Verbindung herzustellen. Aber es gelang ihm nicht. Zum ersten Mal begriff er, wie stark Alex‘ Veränderung tatsächlich war. Im Grunde wusste er, was sich eigentlich hinter den blaugrauen Augen verbarg. Doch plötzlich befürchtete er, zu spät gekommen zu sein. Vielleicht konnte er Alex nicht mehr helfen. Er hatte ohnehin nicht genug Zeit. In zwei Wochen würde er nach New York fliegen, und es erschien ihm, als bedürfte es Wochen oder Monate, um Alex in die Realität zurückzuholen.
    „Ich werd‘ jetzt gehen“, sagte er leise.
    Alex starrte ihn an. Wieder bildete sich ein anzügliches Grinsen auf seinen Lippen.
    „Ich bin sowieso nicht mehr scharf auf dich!“, erwiderte er, als Ben die Tür öffnete.
    „Das hat man gemerkt …“, gab Ben zurück.
    Er schob das viele Koks mit seinen Füßen zur Seite und öffnete die Tür.
    „Das hab‘ ich für dich getan!“, rief Alex ihm nach. „Wie alles andere auch, du beschissenes Arschloch!“
    Die harten Worte jagten ein unangenehmes Brennen durch Bens Magen.
    „Komm erst mal runter …“, entgegnete er, sprach dabei aber so leise, dass Alex ihn nicht mehr hören konnte.
    Er drehte sich kein weiteres Mal um, trat in den Flur und zog die Tür hinter sich zu. Nach ein paar Schritten blieb er erschöpft stehen und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Er legte seinen Kopf in den Nacken und fuhr sich beiden Händen durchs Gesicht. Seine Müdigkeit war nun gänzlich verschwunden. Vermutlich würde er in der Nacht kaum Schlaf finden. Es gab zu viel, das ihn beschäftigte, und zu viel, das er nicht verstand. Die vielen Eindrücke bereiteten ihm Kopfschmerzen. Vor seinem geistigen Auge sah er das viele Koks und schluckte die bittere Erkenntnis, dass all das, was Alex bis eben getan hatte, nur einem Rausch entsprungen war. Dazu zählte auch der beinahe stattgefundene Kuss vor der Villa. Das schmerzte ihn besonders. Die kurzen Augenblicke, in denen er geglaubt hatte, in Alex‘ Inneres gesehen zu haben, verblassten nun wie eine abgenutzte Illusion.
    Er war nach Hamburg gekommen, um das Ende ihrer Beziehung zu klären. Doch jetzt, wo er hier war, schien ein klärendes Gespräch über den Streit sein kleinstes Problem zu sein. Er war geschockt und hatte viele Fragen. Er hoffte, dass Alex am nächsten Tag wieder bei Vernunft sein und zu einer normalen Unterhaltung imstande sein würde. Alex hatte viele wirre Dinge gesagt, die Ben nur schlecht miteinander verbinden konnte. Jo wollte er vorerst nicht hinzuziehen. Zuerst musste er Alex‘ Vertrauen zurückgewinnen – und das so schnell wie möglich. Er musste herausfinden, was Alex in den letzten Wochen widerfahren war, und auch, welche Rolle er dabei spielte. Deshalb musste er seine Gedanken ordnen und seine Emotionen sortieren. Er hatte gerade eine Achterbahnfahrt der Gefühle hinter sich. Und diese Fahrt schien in den nächsten Tagen weiterzugehen. Das jetzt war nur eine Pause. Eine Pause, die es ihm erlaubte, sich über Nacht zu regenerieren. Am nächsten Tag würde er dann systematischer vorgehen – Frage für Frage und Schritt für Schritt.

22
    Verstört wachte Alex auf. Blinzelnd blickte er sich um und brauchte eine ganze Weile, um die Situation einzuordnen. Er befand sich in seinem Zimmer und lag auf seinem Bett – mit dem Kopf am Fußende. Die Vorhänge der Fenster waren offen. Ungehemmt knallte ihm die grelle Morgensonne aufs Gesicht. Die Luft im Zimmer war stickig. Ihm war warm. Die Kleidung, die er noch vom Vortag trug, klebte nassgeschwitzt an seiner Haut. Im Hintergrund surrte sein Computer und schien die ganze Nacht an gewesen zu sein. Als er sich ein Stück aufrichtete, drang ein grausamer Schmerz in seinen Kopf. Sofort schlug er sich beide Hände ins Gesicht und krallte sich in seine Haut, um von dem Dröhnen in seinem Schädel abzulenken. Er hatte keine Ahnung, wie lange er geschlafen hatte. Ihm war schlecht, sein Nacken spannte und sein Magen schmerzte. Er fühlte sich elend. Trotzdem versuchte er sich weiter aufzurichten. Mit einer Hand stützte er sich auf der Matratze ab, mit der anderen hielt er seinen pochenden Kopf. Als er sich dann in seinem Zimmer umblickte, erschrak er. Das reinste Chaos war ausgebrochen. Sein Fotoalbum lag aufgeschlagen auf dem Fußboden, zwei Zigarettenkippen klebten lose auf der

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