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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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Bewegung zusammenzubrechen. Ben atmete flach, hielt zwischenzeitlich die Luft an. Er wartete darauf, dass Alex etwas sagte. Die gewohnte und zugleich ungewohnte Nähe erregte ihn. Er schloss seine Augen und vergaß alles um sich herum. Sein Verstand schaltete sich aus. Und plötzlich spürte er zwei Hände auf seiner Schulter. Er glaubte, zu träumen. Ihm wurde schwindelig, seine Knie wurden weich. Doch statt der erwarteten Intimität riss Alex ihn herum und drängte ihn gegen die Tür. Ben öffnete seine Augen und starrte unsicher zu ihm auf. Alex‘ Mundwinkel zuckte kurz nach oben und deutete ein perplexes Grinsen an.
    „Was hast du dir davon versprochen?“, fragte Alex, nahm seine Hände wieder herunter und trat zwei Schritte nach hinten.
    Ben musterte ihn flüchtig. Hinter dem aufgeknöpften Hemd verbarg sich Alex‘ nackter Oberkörper. Er glänzte vom Schweiß. Bens Blick blieb an den blassen Muskeln hängen. Er vergaß sogar, dass er gerade etwas gefragt worden war. Erst als der Oberkörper sich ihm wieder näherte, blickte er auf. Doch da packte Alex ihn schon an den Armen, riss ihn erneut herum und schubste ihn mitten ins Zimmer. Ben taumelte nach hinten und landete rücklings auf dem Bett. Als er sich wieder aufrichtete, warf Alex ihm einen herablassenden Blick zu.
    „Antworte auf meine Frage!“, befahl er.
    Ben blickte kritisch zurück. Er hatte Alex schon in sämtlichen Verfassungen erlebt: wütend, zornig, hasserfüllt. Doch seine aktuelle Art war ihm fremd. Alex klang nicht wütend oder zornig, er klang bösartig . Ben erhob sich vom Bett und schüttelte den Kopf.
    „Was ist nur aus dir geworden?“, fragte er.
    Daraufhin lachte Alex schal auf und schüttelte ebenfalls den Kopf. Er wirkte fassungslos.
    „Was aus mir geworden ist?“, lachte er.
    Als er sich beruhigt hatte, fuhr er sich mit der Hand über die Lippen. Ben starrte ihn an. Wieder stieg das Bedürfnis in ihm auf, Alex helfen zu wollen. Er wollte ihn verstehen, wusste aber nicht, wie er die Sache angehen sollte. Sein Herz schlug kräftig gegen seine Brust. Er zögerte noch einen ganzen Moment, bevor er einen neuen Versuch startete. Erneut bewegte er sich auf Alex zu, sah ihm dabei fest in die Augen. Er wollte keinen Fehler machen. Doch kaum dass er Alex‘ persönlichen Radius überschritten hatte, stürzte der sich erneut auf ihn. Mit überladener Energie packte er Ben, zog ihn kurz an sich heran und schubste ihn anschließend brutal nach hinten. Ben knallte mit dem Rücken gegen den Schrank, verlor sein Gleichgewicht und rutschte am kaputten Spiegel entlang zu Boden. Schmerzerfüllt schrie er auf, beugte sich sitzend nach vorn und fasste sich mit der Hand an den Rücken. Sofort spürte er warme Nässe. Er blutete.
    „Scheiße, Mann!“, fluchte er.
    Er richtete sich auf, stellte sich mit dem Rücken vor den Spiegel und spähte über seine Schulter. Ein langer Schnitt zog sich über seinen rechten Schulterflügel. Dunkles Blut quoll aus der Wunde und malte tiefrote Linien auf seinen Rücken. Wütend wandte er sich an Alex. Der Blonde stand regungslos da. Er war blasser als zuvor und wirkte verstört. Doch darauf nahm Ben keine Rücksicht.
    „Was bist du eigentlich für ‘n Wichser?“, fuhr er ihn an.
    Es war eine rhetorische Frage, auf die er keine Antwort erwartete. Die Schnittwunde auf seinem Rücken brannte.
    „Na ja“, fügte er sarkastisch hinzu, „eine Narbe mehr oder weniger macht auch nichts mehr …“
    Alex stand noch immer schweigend da. Er machte keine Anstalten, ihm helfen zu wollen. Deshalb bediente Ben sich selbst. Er trat zu Alex‘ Bett und zog einen hässlichen, grauen Pullover von der Decke. Den knüllte er zusammen und presste ihn auf seine Wunde, um den Boden nicht noch mehr zu beflecken.
    „Du hast dich echt nicht geändert“, zischte Ben. „Im Gegenteil.“ Er stockte kurz und wendete den Pullover in seiner Hand. „Du bist ein noch größeres Arschloch geworden.“
    Mit diesen Worten wandte er den Blick ab und schritt zur Tür. Auf dem Weg rempelte er Alex grob an. Erst als er die Tür öffnen wollte, meldete sich Alex zu Wort. Es schien seine neueste Masche zu sein, erst etwas zu sagen, sobald man gehen wollte.
    „Ja, genau!“, fauchte er. „Verpiss dich einfach!“
    Ben lachte gequält. Fassungslos schüttelte er den Kopf. Er hatte keine Lust, sich erneut von Alex‘ Masche zurückhalten zu lassen. Das Einzige, was er noch tat, bevor er seine Hand nach der Türklinke ausstreckte, war, den

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