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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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Leere.
    „Der Spanier wollte, dass ich meine Schulden anderweitig begleiche … mich in eine Drogenmafia schleuse, um an den Hintermann zu kommen. Immer, wenn ich mich gewehrt oder geweigert hab‘, ging das nach hinten los.“ Er senkte den Blick und starrte auf die Decke. „Die haben mich dazu gezwungen, dich anzurufen“, fuhr er fort. „Ich sollte das zwischen uns beenden, damit du nach Flensburg abhaust und dich aus der ganzen Angelegenheit raushältst.“
    „Scheiße …“, flüsterte Ben.
    Alex schloss seine Augen. Zum ersten Mal wurde ihm bewusst, was genau er durchgemacht hatte. Plötzlich kehrten all die Erinnerungen unverschleiert zurück und ließen sein Seelengerüst zusammenbrechen. Er hob seinen Kopf und schaute zu Ben. Der Dunkelhaarige warf ihm einen gekränkten Blick zu. Er schien nicht zu wissen, wie er mit all den schrecklichen Informationen umgehen sollte. Alex presste seine Lippen zusammen. Er spürte Tränen in sich aufsteigen. Seine Augen wurden glasig. Das Glücksgefühl – bedingt dadurch, dass Ben zurück war – vermischte sich mit seinen Ängsten und ließ ein Chaos in ihm entstehen, das ihn so sehr überforderte, dass er nicht mehr klar denken konnte. Plötzlich waren ihm die Drohungen des Spaniers egal. Er wollte Ben alles erklären, ihm sein Herz ausschütten. Zu lange hatte er die Lasten mit sich allein herumgeschleppt. Seine Hände wurden kalt. Er begann zu zittern. Noch nie zuvor war ihm das Ausmaß dessen, was er durchgestanden hatte, derart bewusst gewesen. Es war kein Selbstmitleid, das die Tränen in ihm hervorrief, sondern Verzweiflung.
    Ben sah ihm mitfühlend in die Augen, bevor er sich vorbeugte und Alex in seine Arme zog.
    „Und ich hau‘ einfach nach Flensburg ab …“, murmelte er. „Was bin ich nur für ein Freund?“
    Warme Tränen liefen über Alex‘ Wangen. Er lehnte sein Gesicht auf Bens Schulter und zog die Nase hoch.
    „Scheiße“, schniefte er. „Scheiße, du hast mir so gefehlt.“
    „Es tut mir leid“, flüsterte Ben und strich ihm beruhigend über den Rücken. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
    Alex versuchte sich zu beruhigen. Er hob seinen Kopf und wischte sich die Tränen von den Wangen. Dann drückte er sich aus der Umarmung und blickte Ben wieder in die Augen.
    „Ich hab‘ alles getan, was die von mir verlangt haben“, erzählte er. „Alles.“
    „Weil sie dir gedroht haben, mir sonst was anzutun, hab‘ ich recht?“, hakte Ben nach.
    Alex nickte. „Ich wollte nicht, dass dir was passiert“, erklärte er. „Nicht, nachdem ich dich schon mal fast verloren hätte.“
    „Und weil ich jetzt trotz eurer Abmachung hier bin, wollten dich mich an der Elbe überfallen, richtig?“
    Alex nickte erneut. „Die lassen dich nur in Ruhe, wenn ich dir nichts sage. Deshalb musst du das alles für dich behalten. Bitte! Sonst war alles umsonst!“
    Ben senkte den Blick.
    „Bitte!“, flehte Alex. „Ich will dich nicht verlieren!“ Er schluckte kräftig und wischte sich den Rotz von den Lippen. „In zwei Tagen ist das alles vorbei. Ich muss nur noch diesen verfickten Deal durchziehen.“
    „Welchen Deal?“, hakte Ben nach. „Hast du deshalb so viel Koks hier?“
    „Nein.“ Alex schüttelte den Kopf. „Das Koks ist ein Teil von dem, was ich täglich am Bahnhof verticken durfte. Ich musste dealen, um das Vertrauen der Russen zu gewinnen … ganze drei Monate lang.“
    „Mein Gott ...“, hauchte Ben.
    „Ich muss mich übermorgen mit jemandem im Jenischpark treffen, um ihm billiges Koks abzukaufen. Das ist alles vom Spanier inszeniert“, erklärte er. „Danach soll ich den Spanier zu Pawlow führen. Das ist der Russenboss … und im Übrigen auch der Kerl, der mich gestern zum Koksen gezwungen hat.“
    „Warum das alles?“, hakte Ben nach.
    „Der Spanier will Pawlow umbringen. Der Kerl hat seinen Bruder ermordet“, erklärte Alex.
    „Ach, du Scheiße ...“, murmelte Ben. „Du sollst diesen Pawlow ausliefern?“
    Alex nickte. Er schniefte noch einmal und blickte Ben fest in die Augen.
    „Du musst das für dich behalten, hast du verstanden? Keine Polizei oder sonstwas!“
    Ben starrte ihn an.
    „Mann, Ben!“, fluchte Alex. „Ich hab‘ dir vertraut, okay?“
    „Okay, okay …“, erwiderte Ben und machte eine besänftigende Geste. „Ich werd‘ dichthalten.“
    Alex blickte ihm prüfend in die Augen.
    „Versprochen!“, verteidigte sich Ben.
    Alex seufzte und streifte sich die Decke vom Becken. Er schob seine Beine

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