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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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Sie, wie sich das anfühlt?“
    „Ich kann es mir vorstellen“, antwortete sie.
    Ihre unpassend ruhige Art trieb Alex in den Wahnsinn. Er konnte gut mit Gegenargumenten umgehen, mit Kritik und Beleidigungen, aber keineswegs mit Verständnis. Außerdem sprach er nur das aus, was er selbst glaubte und suchte viel mehr nach der Bestätigung, ein absolutes Arschloch zu sein.
    „Sie können mich mal!“, fluchte er und wandte sich zum Gehen um.
    Doch schon im nächsten Augenblick spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Erschrocken schüttelte er sie ab und blickte irritiert zu Bens Mutter.
    „Beruhig dich doch erst mal!“, bat diese und klang einfühlsam.
    Sie schaute ihn mit großen Augen an und streckte ihre Arme nach Alex‘ Händen aus. Ohne zu zögern legte sie ihre warmen Hände auf die des Blonden und strich sanft mit dem Daumen über seine Handrücken. Diese ungewohnte Nähe überforderte Alex. Er fühlte sich wie in einem falschen Film. Er war es nicht gewohnt, dass man sich um ihn sorgte. Seine eigene Mutter war oftmals viel zu betrunken gewesen, um für ihn da zu sein, und sein Vater verachtete ihn mehr, als dass er ihm ein gutes Vorbild war. Die seltsame Berührung bescherte ihm eine Gänsehaut. Völlig verunsichert stand er da und konnte sein Herz spüren, wie es im schnellen Takt gegen seine Brust schlug. Eine ganze Weile standen sie sich wortlos gegenüber – fast schon wie Mutter und Sohn.
    Alex brauchte einen ganzen Moment, um seine Sprache wieder zu finden. Sein Mund war trocken, seine Kehle brannte. Dann nahm er sich noch einmal zusammen und riss seine Hände unter denen von Bens Mutter hervor. Wieder spürte er einen Anflug von Verzweiflung in sich aufkommen. Doch er wollte nicht weich werden und erst recht nicht vor irgendeiner fremden Person losheulen.
    „Lassen Sie mich gefälligst in Ruhe!“, fauchte er deshalb. Mit diesem Verhalten versuchte er seine eigentlichen Gefühle zu verbergen.
    „Alex, bitte!“, bat Bens Mutter.
    „LASST MICH ALLE IN RUHE!“, schrie Alex und wandte sich seinem Zimmer zu.
    Er spürte ein Ziehen in seinem Magen und in seinem Hals bildete sich ein Kloß. Seine Augen begannen zu brennen. Bevor er seine Hand ein weiteres Mal nach der Türklinke ausstreckte, spürte er schon wieder eine Hand auf seiner Schulter. Dieses Mal berührte sie ihn nur zaghaft, als ob sie einen engeren Körperkontakt nicht wagte. Das war letztendlich zu viel für Alex. Er war nicht mehr länger dazu in der Lage, seine Gefühle zu unterdrücken, schaffte es auch nicht, sich über die sonderbare Situation bewusst zu werden. Schließlich gab er sich seinem Kummer hin, drehte sich um und fiel Bens Mutter weinend entgegen. Als hätte sie nur auf diese Reaktion gewartet, schloss sie wie selbstverständlich ihre Arme um ihn und strich ihm beruhigend über den Rücken.
    „Ist ja gut …“, flüsterte sie.
    Alex presste sein Gesicht in den Stoff ihre Bluse und nahm nur beiläufig wahr, wie der weiße Stoff seine Tränen aufsog.
    „Nichts ist gut“, schluchzte er und kam sich dabei vollkommen erbärmlich vor. Er war fast einen Kopf größer als Bens Mutter und eigentlich ein hartgesottener Kerl. Doch in diesem Moment brach seine harte Hülle lückenlos zusammen und hinterließ nur noch das Häufchen Elend, das sich in jenem Moment fest an Bens Mutter klammerte.
    „Das ist alles meine Schuld“, fuhr er fort. „Wegen mir wär‘ Ben fast gestorben.“
    „Aber er ist dir doch freiwillig gefolgt“, erwiderte Bens Mutter. „Das war und bleibt ein Unfall. Du trägst keine Schuld daran.“
    Alex horchte den mütterlichen Worten und konnte kaum glauben, wie gut sie ihm taten. Sie klangen aufrichtig und ehrlich. Er atmete noch einmal tief durch, bevor er sich vorsichtig aus der schlanken Umarmung befreite. Kaum hatte er sich von Bens Mutter gelöst, fühlte er sich nur umso miserabler. Er wischte sich den Rotz von den Lippen und wagte es nicht, ihr in die Augen zu sehen.
    „Peter sieht das anders. Viel subjektiver. Das weiß ich. Aber ich werde noch mal mit ihm sprechen, wenn etwas Gras über die ganze Sache gewachsen ist“, sagte sie. „Und Nick hat Ben ziemlich gern. Es ist ihm nicht zu verübeln, dass er zum einen eifersüchtig, zum anderen wirklich sauer ist.“
    Alex nickte. Nebenbei versuchte er seine zusammengebrochene Schutzmauer wieder aufzubauen. Stein für Stein klammerte er sich an Gedanken, die ihm sein Selbstbewusstsein zurückgaben.
    „Und Sie?“, fragte er dann.
    „Ich bin

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