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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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geschossen und es anschließend an gierige Redakteure verscherbelt haben.
    Er konnte spüren, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. Bislang war ihm der Status seines Vaters zwar bekannt, aber er hatte nicht gewusst, dass Jo schon zu der Sparte Promis zählte, über die man in den Medien berichtete.
    Alex überflog ein paar Zeilen. Seine Augenbrauen zogen sich kritisch zusammen.
    „ Unter den gegebenen Umständen ist es kaum tragbar, Johannes Ta n nenberger die Planung des umstrittenen Umbaus des Einkaufzentrums Mitte zu überlassen “, las Alex laut vor. „ Seine Zeit sollte er besser in seinen Sohn investieren. Wie sonst ist es zu erklären, dass dieser in eine Szene geriet, in der die Reichen und Schönen unseres Landes nichts zu suchen haben? Mangelte es ihm an väterlicher Liebe oder hielt er dem Leistung s druck seines Vaters nicht stand?“
    Die nächsten Zeilen überflog er nur hektisch, ehe er sich wieder an seinen Vater wandte.
    „Was ist das denn für ‘n Scheiß?“, fragte er entsetzt. „Haben die nichts Besseres, worüber die schreiben können?“ Er gestikulierte wild mit seinen Händen. „Ich mein‘ … das ist absoluter Schwachsinn!“
    „Ist es das?“, entgegnete Jo geistesabwesend.
    „Ja, ist es“, gab Alex zurück.
    „Wirfst du mir nicht ständig vor, dass ich nicht für dich da bin? Sind es nicht meine Karriere und mein Ehrgeiz, die dich an mir so stören?“ Jo sprach so ruhig, dass es Alex Angst machte. Er erkannte seinen Vater kaum wieder.
    „Das spielt doch gar keine Rolle!“, tat Alex ab. „Jedenfalls geht die das ‘n Scheiß an! Außerdem steh‘ ich überhaupt nicht unter irgendeinem Verdacht. Die sollten echt besser recherchieren, bevor die der Öffentlichkeit so ‘nen Müll präsentieren.“
    Jo erwiderte nichts. Er starrte vor sich ins Leere und wirkte sonderbar gefasst. Alex seufzte und versuchte die Wut aus sich zu verbannen. In jenem Moment tat ihm sein Vater leid. Jetzt musste sogar Jo unter den Konsequenzen seines unüberlegten Verhaltens leiden.
    „Vater …“, begann er deshalb. „Die kriegen sich schon wieder ein und werden das revidieren müssen.“
    „Das tut doch nichts zur Sache“, entgegnete Jo. „Die haben mir mit diesem Artikel einen Stempel verpasst, den ich so schnell nicht mehr loswerde. Da spielt es keine Rolle, ob sie die Wahrheit oder erfundene Lügen drucken. Die Leute bilden sich ihre eigene Meinung.“
    Alex schwieg. Er musste seinem Vater Recht geben und wusste nicht, was er noch sagen sollte.
    „Wenn die einmal Blut geleckt haben …“, fuhr Jo fort, „… dann werden die auch in Zukunft in den Wunden herumstochern. Solange, bis sie einen im sozialen Sinne ermordet haben.“
    Alex nahm die Worte auf und versuchte sie zu verarbeiten. Dabei durchfuhr ihn plötzlich ein abartiges Gefühl. Mit einem Mal, aber nur für wenige Sekunden, wurde er sich dem Ausmaß des Artikels bewusst und verstand, dass dies im schlimmsten Fall das Aus von Jos Karriere bedeuten könnte. Daraufhin begann eine Art Daumenkino vor seinem inneren Auge abzulaufen: Er sah weitere, mögliche Schlagzeilen, sah seinen Vater, wie er zu Hause saß und verzweifelte, sah ihr Vermögen, das von Tag zu Tag schrumpfte und sah ihr Leben, das von einen auf den anderen Tag den Bach hinunterging.
    „Lässt du mich bitte allein!“, unterbrach Jo seinen Gedankenzug.
    Alex zuckte zusammen. Er wollte Jo den gewünschten Gefallen tun und wusste auch, dass dieser Moment absolut unpassend war, aber dennoch musste er seinen Vater auf das Gespräch vom Vortag ansprechen. Er musste ihn um das Geld bitten. Egal, ob er es wollte oder nicht. Der Spanier wartete auf die 40.000 Euro und würde beim nächsten Fehlverhalten vielleicht weniger Erbarmen zeigen.
    „Wegen gestern …“, begann er vorsichtig. „Wegen dem Geld …“
    „Wegen dem Geld?“, wiederholte Jo ihn fassungslos. „Willst du mich jetzt noch um Geld anbetteln? Das Einkaufszentrum ist ein millionenschweres Projekt, Alexander. Seit Monaten setze ich mich mit diesem Thema auseinander, investiere jede freie Minute in meine Kreativität. Zusammen mit diesem Auftrag geht auch mein Geld verloren.“
    „Das weiß ich doch!“, gab Alex verzweifelt zurück. „Aber ich brauch‘ diese verfluchten 40.000 Euro bis heute Abend. Ansonsten tun die mir oder Ben was an. Vielleicht auch dir. Ich weiß es nicht!“
    Jo sah zu ihm auf. Sein Gesichtsausdruck spiegelte nur allzu gut die Überforderung wider, die sich in seinem Inneren

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