Sommermond
und trat nach draußen. Besonders kalt war es nicht. Es war beeindruckend, wie warm sich ein paar Plusgrade nach einem harten Winter anfühlten. Er ließ seine Jacke offen und ging zu seinem Wagen. Per Funk öffnete er ihn und trat zur Tür. Bens Eltern hatten so weit seitlich geparkt, dass er problemlos an ihrem Auto vorbeifahren konnte. Er steckte seine Hand in den Türgriff und wollte sie gerade aufziehen, als plötzlich Nick hinter ihm auftauchte. Er war zu Fuß. Wahrscheinlich hatte er den Bus genommen. Mit erhobenem Kopf schritt Nick auf ihn zu. Er sah arrogant aus und schien Alex mit seiner Art provozieren zu wollen. Damit war er erfolgreich. Alex spürte Wut in sich aufkommen, durchtränkt von dem unangenehmen Gefühl der Eifersucht. Schließlich riss er sich nicht mehr länger zusammen und stürzte sich ohne Vorwarnung auf den Schwarzhaarigen. Er packte ihn am Kragen und zog ihn dicht an sich heran.
„Welchen Teil von ‚Verpiss dich‘ hast du eigentlich nicht verstanden?“, zischte er.
„Oh … oh … oh …“, machte Nick und tat übertrieben ängstlich. Seine Ironie war kaum zu überhören.
Das heizte Alex nur umso mehr an. Er riss Nick herum und drückte ihn gegen die Karosserie seines BMWs.
„Halt dich gefälligst“, drohte er, „von Ben fern!“ Er stockte kurz und lockerte seinen Griff ein wenig. „Oder du lernst mich von ‘ner anderen Seite kennen!“
Wütend funkelte er Nick an, bevor er ganz von ihm abließ. Der Schwarzhaarige wirkte zunächst etwas verunsichert, fing sich aber schnell wieder und zog sich seine Jacke glatt.
„Andere Seite?“, fragte er kritisch. „Ich glaub‘ nicht, dass es noch arschiger geht.“
„ Das vielleicht nicht“, erwiderte Alex. „Aber es geht noch ernster.“
„Pff …“, machte Nick und schüttelte fassungslos den Kopf. „Du machst dich echt lächerlich, Alex.“
„Oh, nein! Du machst dich lächerlich, indem du Ben hinterherkriechst wie ein abgefuckter Teenie!“ Alex‘ Wut überschlug sich fast.
„Ben liebt dich nicht“, erwiderte Nick. „Der hat sich da nur in was verrannt.“
Alex schnaufte cholerisch. Seine Hände hatten sich wie von selbst zu Fäusten geballt. Am liebsten wäre er auf Nick zugegangen, um zuzuschlagen, hielt sich aber mit dem letzten bisschen Vernunft zurück.
„Das glaubst du zu wissen, ja?“, gab er wütend zurück.
„Das weiß jeder, der Ben gut genug kennt“, konterte Nick und setzte dabei einen missbilligenden Blick auf.
„Ja, vielleicht …“, erwiderte Alex übertrieben ruhig. Seine Stimme bebte jedoch. „… weil jeder, der Ben kennt, absolut keine Ahnung hat, was zwischen uns passiert ist. Wir haben mit Sicherheit mehr durchgemacht als du und er in eurer jahrelangen Beziehung!“
„ Durchgemacht nennst du das?“, gab Nick abfällig lachend zurück. „ Durchgemacht …“ Er schüttelte ungläubig den Kopf. „Ihr habt nichts durchgemacht. Du hast ihn lediglich mit in den Dreck gezogen!“
Alex biss die Zähne zusammen. Er spürte, wie sich seine Gesichtsmuskeln anspannten. Er hielt einen Moment inne, bevor er bedrohlich dicht an Nick herantrat und ihn zornig anfunkelte.
„Ich hab‘ Ben zu nichts gezwungen“, sagte er und sprach dabei jedes Wort klar und deutlich aus.
Nick lehnte seinen Kopf ein Stück nach hinten, um den Abstand zwischen sich und Alex aufrecht zu erhalten. Offensichtlich wollte er stark wirken, doch ihm war anzusehen, dass er sich vor Alex fürchtete.
„Ben wird schon noch merken, was für ein Arschloch du bist“, sagte er trocken.
„Ben weiß , wer und wie ich bin“, gab Alex gereizt zurück. „Und trotzdem hat er sich für mich entschieden. Raff das endlich!“
Mit diesen Worten ließ er von Nick ab und trat ein paar Schritte rückwärts. Anschließend drehte er sich zu seinem Wagen um. Nicks fester Blick bohrte sich in seinen Rücken. Alex spürte, dass er ihn verletzt hatte. Dennoch fühlte er sich gut dabei, das letzte Wort gehabt und über das verbale Gefecht gesiegt zu haben. Er kam sich erhaben vor und musste ein Grinsen unterdrücken. Als er die Fahrertür öffnete, drehte er sich noch ein letztes Mal zu Nick um.
„Ben steht nicht mehr auf Weicheier!“, rief er ihm zu. „Find dich damit ab!“
Er erwartete keine Antwort.
Zufrieden stieg er in seinen Wagen und zog die Tür zu. Er steckte den Schlüssel in die Zündung und schmiss den Motor an. Als er sich anschnallte, blickte er aus dem Seitenfenster und konnte sehen, wie Nick verärgert zur
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