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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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Verstand zurück und, wie es typisch nach einer Nacht Schlaf war, fühlte es sich an, als würde alles nur einem schlechten Traum entstammen. Dass Alex nicht da war, machte ihm zu schaffen. Er hatte tatsächlich gehofft, dass der Blonde in der Nacht zurückkommen würde. Doch der Streit schien ihn mehr zu belasten, als Ben geglaubt hatte. Vielleicht war er auch längst zurück und hielt sich in einem anderen Teil der Villa auf. Möglicherweise hatte er bloß nicht neben Ben schlafen wollen.
    Der Dunkelhaarige seufzte laut auf. Seine Übelkeit vermischte sich mit Schwindel und sein Kopf begann ihn zu provozieren, indem er ihn zwang, an verschiedenes Essen zu denken. Doch davon wurde ihm nur umso schlechter. Erneut drehte er sich zum Nachtschrank und streckte seine Hand nach den Tabletten aus. Doch der Streifen war leer. So musste Ben die Schmerzen erst einmal aushalten und die Übelkeit hinnehmen. Sein Mund klebte und ein ekliger Geschmack füllte seinen Rachen. Deshalb schob er seine Beine aus dem Bett und beschloss, sich im Bad etwas aufzufrischen. Er musste dringend Zähneputzen. Sein Handy lag neben ihm im Bett. Es gab weder neue Nachrichten noch verpasste Anrufe. Demnach hatte sich Alex nicht gemeldet. Das passte bestens zu ihm. Alex war stur. Das hatte Ben schon am ersten Tag seines Praktikums bei den Tannenbergers zu spüren bekommen.
    Gerade als er aufstehen wollte, klopfte es an der Tür. Gleich darauf schob sie sich auf, direkt dahinter seine Mutter. In ihren Händen hielt sie ein silbernes Tablett, auf dem sie liebevoll ein Frühstück zusammengestellt hatte. Auf einem Teller lagen zwei Croissants, daneben zwei kleine Glasschüsseln mit Butter und Marmelade. Außerdem noch ein Glas Orangensaft.
    „Mum …“, nuschelte Ben und fuhr sich mit gespreizten Fingern durchs Haar.
    „Guten Morgen, mein Schatz! Bleib doch ruhig liegen!“, begrüßte sie ihn und betrat das Zimmer.
    „Mum, ich hab‘ echt keinen Hunger. Außerdem muss ich erst mal auf Klo.“
    „In Ordnung. Aber ich warte hier“, erwiderte sie.
    Ben wollte etwas entgegnen, schwieg dann aber. Wortlos richtete er sich auf und versuchte das Schwindelgefühl unter Kontrolle zu bekommen. Wankend steuerte er auf die Tür zu und trat in den Flur. Dort hielt er sich mit der linken Hand an der Wand fest, um wenigstens einigermaßen aufrecht zu gehen. Er schritt bis zum Bad und schloss die Tür hinter sich. Dort setzte er sich aufs Klo und leerte seine überfüllte Blase, während er sich mit seinen Ellenbogen auf den Knien abstützte und sein Gesicht in den Händen vergrub. Er fühlte sich miserabel. Sein Zustand erinnerte ihn an einen heftigen Kater, bei dem man sich schwor, nie wieder ein Schluck Alkohol anzurühren. Genauso schwor er sich, nie wieder mehr als zwei Schmerztabletten auf einmal zu nehmen. Vor allem nicht auf nüchternen Magen.
    Als er fertig war, richtete er sich auf, spülte und trat zum Waschbecken. Er erledigte die morgendliche Katzenwäsche, putzte sich noch schnell die Zähne und trocknete sich anschließend ab. Einen Blick in den Spiegel ersparte er sich. Stattdessen kehrte er benommen in Alex‘ Zimmer zurück. Als er eintrat, war seine Mutter gerade dabei, aufzuräumen. Sie hatte die Fenster geöffnet und schlug die Kissen aus. Das Frühstückstablett hatte sie auf den Nachtschrank gestellt.
    „Mum, lass doch!“, versuchte Ben und machte eine abtuende Geste.
    Doch seine Mutter hörte nicht auf ihn. Sie machte das Bett und schlug die Decke zur Seite, damit Ben sich wieder hinlegen konnte. Wortlos gehorchte er.
    „Hast du Alex gesehen?“, fragte er dann.
    Seine Mutter schüttelte den Kopf. „Seine Schuhe waren nicht da. Deshalb habe ich mir schon gedacht, dass er noch weg ist.“
    Ben fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Der letzte Funken Hoffnung, dass Alex sich vielleicht woanders in der Villa aufhielt, war soeben erloschen.
    „Hauptsache, er macht nicht wieder irgendwelche Dummheiten“, fuhr seine Mutter fort.
    Sie schob noch Bens Tasche zur Seite und setzte sich anschließend neben ihn auf die Bettkante. Als sie Bens Blick sah, seufzte sie und bemühte sich, einfühlsamer zu sein.
    „Habt ihr euch gestritten?“, fragte sie.
    Ben zuckte mit den Schultern. Eigentlich hatte er keine Lust über den Streit zu sprechen. Andererseits hatte er ein gutes Verhältnis zu seinen Eltern, insbesondere zu seiner Mutter. Normalerweise vertraute er ihr ausnahmslos. Deshalb nickte er schließlich. Jemandem zum Reden konnte er gut

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