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Sommernachts-Grauen

Sommernachts-Grauen

Titel: Sommernachts-Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mennings
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schien er sich plötzlich in Luft aufgelöst zu haben, dabei aber nicht vergessend, mir seine Hausnummer zu sagen. Ich ging nachhause und konnte nicht mehr aufhören, an ihn zu denken. Aber nicht so, als ob ich jetzt gern mit ihm ins Bett gegangen wäre.
    Ich fand ihn alles andere als anziehend, eigentlich eher sogar das Gegenteil. Und doch ging er mir nicht aus dem Kopf . Auf meine Hausarbeit, die ich eigentlich bis zum nächsten Tag fertig gestellt haben sollte, konnte ich mich nicht mehr konzentrieren. Nach Stunden entschloss ich mich, zu ihm zu gehen.
    Inzwischen war es kurz vor Mitternacht. Leichtes Schneetreiben zog an meinem Fenster vorbei und ich wäre unter normalen Umständen nie auf den Gedanken verfallen , bei dem Wetter das Haus zu verlassen. Leise schlich ich in den Flur, denn ich hatte beim Kommen tatsächlich Musik aus Claus Zimmer gehört, ihn aber wie immer nicht gesehen. Überraschenderweise hörte ich noch immer Geräusche, dabei wusste ich, dass er zu nachtschlafender Zeit die Wohnung verließ, um zur Arbeit zu kommen. Ich ging an seine Tür und klopfte vorsichtig.
    „Was?“, hörte ich ihn rufen.
    „Ich geh noch mal los“, sprach ich gegen die geschlossene Tür, die er offenkundig nicht gewillt war zu öffnen.
    „Ist mir doch wurscht.“
    „Ich dachte nur, nicht dass du dir Sorgen machst.“
    „Spinnst du? Hau ab und mach was du willst.“
    „Okay, dann bis irgendwann mal“, sagte ich leise im Gehen, „Arschloch.“
    Keine zehn Minuten später hatte ich mich durch den Schnee zur Admiralitätsstraße gekämpft. Wir waren in der Tat Nachbarn, da ich am oberen Ende des Herrengrabens in Richtung der Ost-West-Straße wohnte. Immerhin war die Stadt inzwischen so ruhig, dass selbst die normalerweise viel befahrene Straße verwaist war.
    Leise krochen wenige Autos durch den Schnee, was ein dumpfes Geräusch verursachte. Jeden Schall schien der Schnee in sich aufzunehmen, nur weit entfernt hörte ich, wie jemand einen Schneeschieber über den Asphalt schob, sich dabei offensichtlich immer wieder verhakend. Die Stadt wirkte geradezu gespenstisch auf mich und ich fragte mich zum wiederholten Male, was ich hier überhaupt treiben würde?
    Ich fror entsetzlich und war erleichtert, gleich im Warmen angekommen zu sein. Als ich zwar die Hausnummer fand, aber absolut keine Klingeln, wollte ich bereits zurück in meine kuschelige Wohnung gehen, in der ein muffeliger Mitbewohner nicht auf mich warten würde. Ich wurde wütend.
    Das konnte doch nicht sein, dass ich mich jetzt mitten in der Nacht auf den Weg gemacht hatte und nun diese blöden Klingelschilder nicht finden konnte. Irgendwo mussten die doch sein. Ich drückte an der schweren Tür und wunderte mich, dass sie offen war. Dann trat ich in ein riesiges Treppenhaus.
    Ich konnte mir kaum vorstellen, dass hier tatsächlich jemand wohnte, denn es handelte sich um eine Art Kontorhaus. So heruntergekommen, wie allerdings alles wirkte, wurden hier schon lange keine Geschäfte mehr abgeschlossen. Mir war bisher nicht aufgefallen, dass diese Häuser leer standen. Dennoch brannte Licht im Treppenhaus.
    Ich schaute mich um. Endlich sah ich in einer hinteren Ecke Zettel an der Wand hängen, auf denen Namen geschrieben standen. Die Schriften waren unterschiedlich und ich konnte sie kaum entziffern. Auf einem las ich seinen Namen, obwohl ich nur seinen Vornamen kannte, aber es gab zum Glück nur einen mit dem Namen Reiner. UG stand dort.
    Ich blickte mich nach einem Abgang um und fand ihn etwas versetzt hinter den Treppen. Ein bisschen unheimlich war das Ganze schon. Je näher ich dem Abgang kam, desto deutlicher hörte ich Musik. Ich war kurz davor, zu gehen, als mir plötzlich Reiner entgegenkam.
    „Ich dachte, ich hätte was gehört“, sagte er.
    „Ja, äh, das war wohl ich.“
    „Find ich gut, dass du doch noch gekommen bist.“
    „Störe ich?“
    „Nein, ich hab doch gesagt, du kannst spät kommen, ich male gerade, brauch aber ‘ne Pause. Hast du was zu essen mitgebracht?“
    „Ich hatte nichts mehr zu Hause.“
    „Na, macht nix, komm doch rein. Ich kann dir aber nix anbieten.“
    Ich betrat ein altes Ladengeschäft, das mehr einer Werkstatt gleich kam. An der Wand hingen alte Werbeplakate von Fernsehern und Radios. Im Grunde sah es so aus, als ob der Betrieb, der sicher in den 60er Jahren aufgenommen worden war, jeden Moment weiter laufen würde.
    Überall lag Werkzeug verstreut, sogar Schrauben konnte ich in dem schummrigen Licht erkennen,

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