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Sommernachts-Grauen

Sommernachts-Grauen

Titel: Sommernachts-Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mennings
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eigentlich nie der Gedanke, dass mir etwas passieren könnte. Immerhin war ich oft an den Wochenenden nachts unterwegs. Nicht selten ging ich im Morgengrauen allein nachhause.
    Die letzte S-Bahn fuhr bereits um kurz nach 12 Uhr in der Nacht. Eine Uhrzeit, bei der ich mich meist erst auf den Weg machte. Glücklicherweise fuhr jede Stunde ein Nachtbus, den ich leider oft verpasste und dann doch zu Fuß nachhause gehen musste. Ein Umstand, den ich hasste wie die Pest. Dennoch hatte ich nie so etwas wie Angst gespürt, wenn ich nachts allein und teilweise angetrunken durch die verwaisten Straßen der Stadt ging.
     
    Bis ich eines Tages nach der Uni an der Stadthausbrücke ausstieg ; immerhin brauchte ich so lediglich die Straße hinunter zu gehen und war zuhause. Ich nahm an, wie immer mehr oder weniger allein zu sein, als ich Schritte hinter mir hörte. Auch das im Grunde nichts Ungewöhnliches. Aber die Schritte kamen näher und auf eigentümliche Weise hatten sie etwas Bedrohliches. Ich wurde schneller.
    Die Person hinter mir beschleunigte ebenfalls das Tempo. Auf keinen Fall hätte ich mich getraut mich umzudrehen. Langsam packte mich ernsthaft die Furcht, was ich in der Form noch nie erlebt hatte. Inzwischen waren die Schritte direkt hinter mir. Ich spürte einen Luftzug, als ob mir jemand in den Nacken pusten würde. Ein Schauer legte sich über mich und mir wurde kalt.
    Dabei fror ich ohnehin, denn es war beginnender Herbst und ich war viel zu dünn angezogen. Meine Pumps klackerten über den Boden. Endlich hatte ich die Treppe am Ausgang zum Herrengraben erreicht. Jeden Moment wäre ich frei und in Sicherheit. Ich stürzte geradezu die Treppe nach oben, als ich ausrutschte und vornüber auf die Stufen schlug, mich dabei mit den Händen abstützend, die nur leichte Schürfwunden davontrugen.
    Augenblicklich spürte ich eine Hand an meinem nackten Bein, denn auf Strümpfe hatte ich verzichtet. Ohne mich umzudrehen und zu schauen, ob mir da eventuell nur jemand hatte helfen wollen, rappelte ich mich wieder auf und rannte so schnell ich konnte auf die Straße.
    Oben fing es bereits an zu dämmern. Kein Mensch war zu sehen und ich lief die Straße hinunter. An der Kreuzung Ost-West-Straße achtete ich nicht auf die Ampel, ich schaute nur flüchtig nach links und war froh, dass der Verkehr etwas ruhiger geworden war und ich somit immerhin die Straße bis zur Mitte überqueren konnte. Autos hupten und mussten bremsen, um mich nicht zu überfahren, denn von rechts kamen einige auf mich zu. Mit Herzrasen kam ich zuhause an und rief nach Claus, der wie immer nicht da war.
    Seitdem nahm ich einen Umweg in Kauf und nutzte die U3, um zum Rödingsmarkt zu kommen. Der Fußweg war zwar nun etwas länger, aber ich musste nicht mehr im Untergrund aussteigen. Generell nervte es mich, mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren zu müssen und ich überlegte mir, ein Fahrrad anzuschaffen, was in den Sommermonaten sicher eine Wohltat gewesen wäre.
    Es war geradezu widerlich, sich eingezwängt mit schwitzenden Fremden in einem überfüllten Wagon aufzuhalten. Darauf zu hoffen, einen Sitzplatz zu bekommen, hatte ich schon lange aufgegeben. Ich fand es grauenvoll, mich dicht neben Menschen stellen zu müssen, die ich unter normalen Umständen nie beachtet hätte. In dieser Enge ließ es sich nicht vermeiden, deren Gerüche wahrzunehmen, die mir manches Mal beinah die Nasenschleimhaut wegätzen wollten. In solchen Momenten dachte ich, dass der Gebrauch von Wasser und Seife einigen Menschen das Zusammenleben erheblich erleichtern würde.
    Ich versuchte, mich irgendwie abzulenken. Drehte die Lautstärke meines Walkmans bis zum Anschlag auf, was leider nur so lange von Erfolg gekrönt war, bis die Batterien sich leerten. Wenn es möglich war, dann las ich in einem Buch, nur um nichts wahrnehmen zu müssen. Trotzdem ließ es sich nicht vermeiden. Nach einigen Monaten waren mir viele der Fahrgäste vertraut, die sich mit mir am Hauptbahnhof in die überfüllte U-Bahn zwängten. Jeder hatte mehr oder weniger seine Rituale.
    Da war der schnauzbärtige Anzugträger, der auch bei noch so großer Hitze niemals seine Krawatte abl egte, wenn er auf dem Weg nachhause war. Sorgfältig nahm er sich seine Zeitung aus dem Aktenkoffer, den er akkurat auf seinen Knien abgelegt hatte. Er saß grundsätzlich auf dem gleichen Platz.
    Ganz eindeutig hatte er die Bahn an der Einsatzhaltestelle bestiegen, sonst hätte er niemals einen Sitzplatz bekommen. Aber erst

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