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Sommernachts-Grauen

Sommernachts-Grauen

Titel: Sommernachts-Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mennings
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während ich daran dachte , sofort den Rückzug anzutreten. Wir durchschritten die Werkstatt und gingen einen verschachtelten Flur entlang. Ich versuchte, mir alles einzuprägen, da ich annahm, eventuell flüchten zu müssen. Hinter dem Flur öffnete sich ein großer Raum.
    Erst jetzt erkannte ich, wie hoch die Decken waren und vor allem, dass nicht ausreichend geheizt wurde, was sicher auch schwer war, denn auf einer Seite gab es keine gemauerte Wand. Ich sah quasi auf den Fleet, beziehungsweise kam es mir vor, als ob ich unterhalb des Wasserpegels stehen würde, denn Wasser platschte an die vielen kleinen Fenster, von denen einige mit dicken Eisblumen versehen waren.
    Dort, wo immer wieder Wasser die Fenster benetzte, hatten sich bereits eigentümliche Eisgebilde geformt. Es wirkte äußerst bizarr. Obwohl ich in einem geschlossenen Raum war, pfiff von irgendwo ein eisiger Wind. Ich sah nach oben und bemerkte, dass einige der Fenster Risse hatten oder ganz fehlten. Hier würde ich meine dicke Jacke sicher nicht ausziehen.
    Zudem herrschte ein unglaubliches Chaos. Neben einer riesigen Staffelei stand ein Tisch, der über und über mit Farbe beschmiert war. Mehrere Farb-Paletten lagen auf ihm, Behälter und einfache Papiertüten mit Pulverfarbe waren wenig sorgsam geöffnet worden. Ich glaubte eine alte Butterstulle zu erkennen, die sonderbar bunt wirkte. Aus einem kleinen Kassettenrekorder hörte ich passenderweise ‚Room Service‘ von Fisher Z.
    „Das ist aber nicht gerade gemütlich bei dir.“
    „Dafür bezahle ich keine Miete.“
    „Du hast das hier besetzt?“
    „Das ganze Haus ist besetzt. Aber das wir d nichts nützen, das alles hier wird abgerissen werden. Das sind hier Büros. Also ohne entsprechende sanitäre Anlagen.“
    „Du hast keine Dusche?“
    „Ich habe Glück. Dadurch, dass dies hier eine Werkstatt war, gibt es tatsächlich so eine Art Nasszelle. Die anderen kommen dann teilweise zu mir. Leider habe ich nur kaltes Wasser.“
    „Das ist ja schrecklich. Wie hältst du das aus?“
    „Das ist nicht so tragisch. Schlimmer ist der Hunger.“
    „Arbeitest du denn nicht oder bekommst B AföG?“
    „Doch, also B AföG, aber das geht alles für Farben drauf. Daher bin ich froh, dass ich hier nix zahlen muss.“
    „Und der Strom?“
    „Sozialstrom sozusagen, wir haben hier noch einen Zähler, den wir angezapft haben. Mal sehen, wann sie uns den abstellen.“
    „Und was wirst du dann machen?“
    „Das werde ich dann sehen. Was soll ich mich damit jetzt schon verrückt machen? Ich wohne hier schon einige Zeit und alles ist gut gegangen. Im Sommer ist es traumhaft. Und wir sind eine gute Gemeinschaft.“
    „Sind das deine Bilder?“
    Ich hatte mich inzwischen ein wenig umgesehen. Inmitten des Raums stand eine große Staffelei. An den Wänden lehnten mehrere Bilder. Nachdem, was ich erkennen konnte, schien er sich eher in abstrakter Malerei zu ergehen.
    „Ich zeige sie dir gern bei Gelegenheit, jetzt ist nicht die richtige Zeit dafür. Darf ich dich malen?“
    „Wie meinst du das? Als Akt?“
    „Wie denn wohl sonst?“
    „Hör mal, wir kennen uns nicht mal.“
    „Ich will dich doch nur malen.“
    „Ja klar, du lädst mich zu dir ein und willst mich nackt malen.“
    „Ich dachte jetzt nicht unbedingt heute, ist ja auch viel zu kalt dafür, aber irgendwann vielleicht mal.“
    „Ich weiß nicht.“
    „Kannst es dir ja noch überlegen. Wie war das jetzt mit deinem Namen?“
    „Nichts. Was sollte damit sein?“
    „Ella ist doch kein Name.“
    „Ach nein?“
    „Also, sag schon, wie heißt du wirklich?“
    „Der Name ist grauenvoll und ich möchte es nicht sagen.“
    „Jetzt stell dich doch nicht so an. Du bist echt komisch drauf. Was machst du eigentlich so? Bestimmt so einen Spießer-Job. In einer Versicherung oder so.“
    „Sehe ich etwa so aus, als würde ich in einem riesigen Büro arbeiten?“
    Ich sah an mir herunter. Unter meiner dicken schwarzen Wolljacke, die mir einige Nummern zu groß war, ragten meine Beine in einer super engen dunklen Hose hervor. Meine Füße steckten in relativ spitzen ‚Dr. Martens‘ mit Leoparden-Muster an der Oberseite, auf die ich besonders stolz war, hatte ich sie doch gerade erst neu in einem Laden am Großneumarkt erstanden. Ihre Kreppsohlen waren besonders dick, hielten dafür aber leider nicht wie gewünscht die Füße warm. Ein riesiger pinkfarbener Schal rundete mit farblich passenden Handschuhen das modische Bild ab.
    „Du verhältst dich

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