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Sommernachts-Grauen

Sommernachts-Grauen

Titel: Sommernachts-Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mennings
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Nachtschwärmer versuchten ins ‚Stairways‘ gelassen zu werden. Auf dem Neuen Pferdemarkt drängten sich Menschenmassen. Von überall her schienen die Leute gekommen zu sein. Die drei Freunde und Thomas wurden von den Lichtern der Sirenen geradezu geblendet.
    „Was ist denn hier los?“, wollte Susi wissen.
    „Irgendwas ist da vorhin im ‚Pickpack‘ passiert. Da war schon so ein komischer Tumult, als wir es verlassen haben“, erklärte Ella.
    „Kommt, da drüben steht mein Auto“, sagte Thomas.
    „Nein, warte mal“, sagte Ella, „ich will wissen, was da los ist.“
    Kaum hatte sie es ausgesprochen, war sie auf dem Weg zur Verkehrsinsel, auf der sich gaffende Menschen, mit Bier bewaffnet, versammelt hatten. Einer Eingebung folgend, musste sie herausfinden was im ‚Pickenpack‘ passiert war und damit eine Bestätigung erhalten, dass wahrscheinlich lediglich ein Überfall stattgefunden hatte.
    „Ella“, rief Susi, „das ist jetzt nicht dein Ernst, lass uns ins ‚Madhouse‘ fahren. Ich will das nicht sehen. Eine Leiche reicht mir am Abend.“
    Obwohl Susi gar nicht ahnen konnte, was der Anlass dieses Aufgebots an Polizei und Rettungswagen war, glaubte sie es trotzdem zu wissen. Ella hatte ihre Freundin nicht mehr hören können.
    „Weißt du, was hier los ist?“, fragte sie Heiko, den sie schon von Weiten gesehen hatte.
    „Da hat wohl einer eine Frau im Klo abgestochen.“
    „Das darf doch gar nicht wahr sein.“ Ella hatte sich eine Hand an den Mund geführt und war dabei an ihrem Daumennagel zu knabbern, während sie gebannt auf die andere Straßenseite starrte. „Daher wohl das viele Blut.“
    „Woher weißt du das denn?“
    „Da kam vorhin eine Frau rausgerannt, die hatte das immer wieder geschrien.“
    „Ich schätze, das Klo müssen die neu streichen“, Heiko lachte.
    „Das ist nicht witzig.“
    „Tschuldigung.“
    „Hast du denn was sehen können?“
    „Als sie die Frau aus dem Laden schoben, hat sie wohl tatsächlich noch gelebt, ihr Gesicht wurde jedenfalls nicht abgedeckt und so ein Typ in weiß versuchte, ihr so ‘ne Maske drauf zu drücken. Ich sach dir, das war ‘ne Sauerei. Da war echt überall Blut. So was hab ich noch nie gesehen.“
    „Und weiß man, wer die Frau war?“
    „Woher soll ich denn das wissen?“
    „Das soll wohl so’n Model gewesen sein, das hab ich jedenfalls aufgeschnappt“, sagte ein Punker, der es sich neben Heiko mit einem Bier gemütlich gemacht hatte, „das geschieht ihr recht. Blöde Tusse.“
    „Sag mal, spinnst du?“, schrie Ella den Fremden an, der regelrecht zusammen zuckte, „da ist eine Frau beinah umgebracht worden und du findest das okay, oder was?“
    Ella drehte sich zu Heiko.
    „Könntest du dem bitte mal eine reinhauen.“
    „Klar, warum nich’?“ Heiko hatte damit begonnen, eine Faust mit Wucht in die Handinnenfläche der anderen Hand zu schlagen, dass es dumpf klatschte.
    „Ey, mach hier nich’ so ‘ne Welle. Ich habe genug Kumpels, die nur drauf warten.“
    „Ich bin bereit, wo sind sie? Die können sich anstellen. Einer nach dem anderen.“
    „Is’ ja schon gut“, sagte der Punk, der einsah, dass es zu lange dauern würde, um seine Freunde zu mobilisieren und bis dahin hätte er wahrscheinlich keine Zähne mehr.
    Erst jetzt fing Ella an zu begreifen, um wen es sich handeln könnte. Ein Model. Sofort schoss ihr der Gedanke an Ulli durch den Kopf. Das war unmöglich, das konnte nicht sein. Sicher gab es hunderte anderer Frauen, die diesen Job machten. Warum sollte es ausgerechnet Ulli erwischt haben?
    Ella wurde unruhig und ihr war, als wenn ihr eine Hand das Herz mit Gewalt zerquetschen wollte. Sie rang nach Luft. Nein, dachte sie, nein, nein, nein. Ganz bestimmt würde sie Ulli gleich im ‚Madhouse‘ treffen.
    „Ich muss los“, sagte sie zu Heiko und war dabei zu gehen.
    „Weißt du wo Jan is’? Ich habe seine Schwester immer noch nich’ gefunden.“
    „Keine Ahnung. Der ist irgendwie verschwunden. Wenn ich ihn treffe, sag ich ihm Bescheid, dass du hier bist.“
    „Okay, das is’ super.“ Heiko drehte sich zu dem Punker. „Und du holst mir jetzt noch ein Bier, bring dir eins mit, ich lad dich ein.“
    Dabei klatschte er geradezu freundschaftlich dem jungen Mann, der sich eine Sicherheitsnadel als Ausdruck seiner Ablehnung gegenüber dem Establishment durch seine Wange gestochen hatte, auf die Schulter, dass der beinah vorn über kippte.
     
    Ella stand vor dem ‚Stairways‘ und suchte ihre Freunde.

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