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Sommernachts-Grauen

Sommernachts-Grauen

Titel: Sommernachts-Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mennings
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Nicht unweit sah sie Thomas an einem Auto stehen und winken.
    „Wow, das ist dieser neue Wagen, wie heißt der noch gleich?“, sagte sie, als sie bei ihm angekommen war.
    Sie war in der Tat beeindruckt. Keiner, den sie kannte und der ansatzweise in ihrem Alter war, konnte sich einen Neuwagen leisten.
    „Golf – das ist der neue Golf II, meine Liebe. Möchtest du einsteigen?“ Er hielt ihr galant die Tür auf.
    Im Schein der Straßenlaterne sah sie, wie Susi hinter dem Fahrersitz versuchte, mit ihren kurzen Beinen Platz zu finden, während sich Reiner geradezu herumlümmelte und sich mehr als breit machte.
    Kaum waren sie losgefahren, schob Thomas eine Kassette in das Autoradio und unmittelbar dröhnte ihnen Police entgegen. ‚Every Breath You Take‘ war in der Lautstärke kaum zu ertragen und Ella drehte beherzt am Knopf.
    „Danke“, sagte Reiner, „das ist in normaler Lautstärke schon zum Kotzen.“
    „Kannst auch gern zu Fuß gehen, wenn dir was nicht passt“, sagte Thomas und riss die Anlage wieder auf.
    Susi tippte ihn von hinten an die Schulter.
    „Das ist echt zu laut, mir fliegen hier hinten gleich die Ohren weg“, schrie sie ihn in an.
    „Na gut, aber nur weil du es bist.“
    Endlich herrschte Ruhe. Nur noch leise säuselte Sting. Thomas bog in die Feldstraße ein. Im Gegensatz zum Neuen Pferdemarkt war es hier geradezu gespenstisch ruhig. Die Häuser des Karolinenviertels zogen ebenso an ihnen vorbei wie das Heiligengeistfeld und der darauf stehende Bunker. Ella dröhnte der Schädel und das nicht, weil die Musik zu laut gewesen war.
    „Was machst du eigentlich?“, fragte sie, mehr um abgelenkt zu werden, als dass es sie tatsächlich interessierte.
    „Ich bin Buchhalter in einer großen Firma.“
    „Kein Wunder“, sagte Reiner und verdrehte die Augen.
    „Und da verdient man so viel Geld, dass du dir so ein Auto leisten kannst?“, fragte Ella erneut.
    „Wie du siehst. Ich habe auch einen Bausparvertrag und kann mir in ein paar Jahren ein hübsches Häuschen davon kaufen.“
    „Ich kann mein Wasser kaum halten“, kommentierte Reiner.
    „Kannst du da hinten mal die Klappe halten? Sonst steigst du echt gleich aus“, brüllte Thomas.
    „Hui, jetzt bekomme ich aber Angst“, sagte Reiner.
    „Du kannst wohl echt zu jedem nur Scheiße sein“, mischte sich nun auch Susi ein.
    „So liebst du mich doch.“
    „Seid ihr ein Paar oder was?“ Thomas drehte mit Mühe seinen Kopf nach hinten.
    „Das wüsste ich aber“, protestierte Susi, „das hätte er wohl gern.“
    „Ach, mein Schatz, sei doch nicht so kratzbürstig. Sie ziert sich immer so“, sagte Reiner.
    „Glaub ihm kein einziges Wort.“ Zur Bekräftigung ihrer Worte tippte Susi Thomas auf die Schulter und drehte sich dann in Reiners Richtung.
    „Versau es mir nicht. Kannst du bitte nur einmal nett sein?“, sagte sie leise zu ihm.
    „Ich bin immer nett. Das merkst du nur nie.“
    Glücklicherweise war die Fahrt zu Ende und Thomas fand gleich am Anfang des Valentinskamp eine Parklücke. Weniger souverän als Meier versuchte er den Wagen in den verhältnismäßig großen Raum zwischen zwei Wagen zu platzieren. Ella war froh, dass er zu sehr damit beschäftigt schien, sich keine Beule in den niegelnagelneuen Wagen zu fahren, als dass er ihr eine Hand auf das nackte Knie hätte legen können.
    Ella wartete nicht, bis Thomas den Schlüssel aus der Zündung drehte und verließ den Wagen. Tief sog sie die inzwischen tatsächlich etwas frischer gewordene Luft ein. Inzwischen war es kurz nach zwei Uhr und die Straßen leerten sich zusehends. Eine unheimliche Ruhe lag über der Stadt, die jedoch nur kurz währte. Die Vier hatten die Straßenseite gewechselt und passierten gerade das ‚Cha Cha‘, ein Neon-Café, dessen hell erleuchtetes Inneres die gesamte Straße illuminierte.
    Hier hätte man annehmen können, dass sich der Rest der Feierwilligen aufhielt. Da das Café offensichtlich überfüllt, oder aber die Luft aufgrund von Menschenmasse und Rauch unerträglich geworden war, hatten es viele vorgezogen, sich außerhalb aufzuhalten. An kaum einem anderen Ort sah man derart viele gut und vor allem teuer gekleidete Menschen.
    Ella wusste, dass sich jede dieser Frauen am Abend einer Prozedur, die Stunden dauern konnte, unterzogen hatte, um so auszusehen. Aufwendig geschminkte Gesichter, ebenso wie auftoupierte Haare, stellten ihr eigenes Styling in den Schatten. Dagegen wirkte Ella regelrecht farblos. Aus diesem Grund fühlte sie

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