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Sommernachts-Grauen

Sommernachts-Grauen

Titel: Sommernachts-Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mennings
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sie nach Hause kam. Aber meist war sie eben sehr betrunken und sehnte sich nach ihrem Bett.
    Es war nicht nur ein großes Glück, bei Verwandten untergekommen zu sein und damit ein Minimum an Miete zahlen zu müssen. Sie wollten ihr nicht mehr als 100,- Mark für das Zimmer berechnen. Da ihre Tante und ihr Onkel dritten Grades meist geschäftlich unterwegs waren und den Rest der Zeit in ihrem Ferienhaus auf Sylt verbrachten, konnte Susi die Wohnung für sich allein nutzen.
    Ein Knacken erschreckte sie und sie drehte sich ruckartig um. Langsam glaubte sie, paranoid zu werden. Unter normalen Umständen gehörte sie eher zu den weniger Ängstlichen. Auch das hatte sie von Ella gelernt.
    „Bewege dich selbstbewusst und dir wird nie etwas passieren“, hatte Ella ihr immer wieder eingebläut.
    Und bisher war sie damit gut durch das nächtliche Hamburg gekommen, ohne dass ihr je etwas passierte. Aber in dieser Nacht war es ihr unheimlich.
    „Hallo“, sagte sie laut und so selbstbewusst, wie sie konnte, „ist da jemand?“
    Sie schaute sich um. Die Straße lag still vor ihr. Kein Auto machte Geräusche, noch irgendwelche Passanten.
    „Du bist verrückt und total betrunken“, sagte sie zu sich selbst und torkelte weiter die Straße entlang.
     
    --
     
    „Lass uns bitte hier auf Susi warten“, sagte Ella zu ihren Freunden, als sie vor der Tür des ‚Madhouse‘ standen.
    Frank und Manuela waren bereits außer Sichtweite. Und auch Thomas machte keine Anstalten, auf seine neue Errungenschaft Rücksicht zu nehmen. Ella schien es, dass er nur schnell weg von hier wollte, um endlich in das angesagte Neon-Café zu kommen und mit seinen Reichtümern anzugeben.
    „Ach komm schon“, hatte Meier gesagt, „was soll ihr wohl auf den paar Metern passieren?“
    „Ich habe irgendwie ein ungutes Gefühl.“
    „Geht ihr schon vor“, sagte Reiner, „ich geh wieder rein und werde auf sie warten.“
    „Das wird sie nicht gerade freuen“, sagte Ella.
    „Ist mir doch egal. Ich werde schon auf sie aufpassen.“
    „Na gut, dann bis gleich“, sagte Ella und hakte sich bei Meier unter.
    Sie war inzwischen ebenso betrunken wie ihre Freundin. Weit entfernt konnte sie Frank, Manuela und Thomas die Straße hinaufgehen sehen. Thomas schien es in der Tat eilig zu haben, endlich von hier wegzukommen.
    Die Luft war so herrlich frisch. Ella blieb unvermittelt stehen, um ihre Lungen mit Sauerstoff zu füllen. Tief atmete sie ein und aus. Was für eine unglaubliche Nacht. Warum nur passierten so schreckliche Dinge? Schnell versuchte sie die Gedanken an den Tod beiseite zu schieben. Wenn sich herausstellte, dass Mike ebenfalls Aids hatte, glaubte sie sicher zu sein, sich bei ihm angesteckt zu haben. Sollte sie jetzt sicherheitshalber auch einen Test machen lassen? Wo machte man das? Bei ihrem Hausarzt? Sollte sie allen Ernstes zu dem gehen und erzählen, dass sie ständig mit anderen Männern pennte?
    Im Grunde war es ihr nie unangenehm gewesen, darüber zu sprechen, beziehungsweise war es ihr komplett egal, dass alle wussten, wie gern sie sich mit unterschiedlichen Typen einließ. Das taten schließlich andere auch. Aber plötzlich fühlte sie sich ertappt. Als ob sie etwas ganz Schlimmes getan hätte. Und wie sollte sie das ihren Eltern beibringen?
    Ganz sicher würde ihre Mutter wie immer davon anfangen, was der Thomas doch für eine gute Partie gewesen wäre. Selbstverständlich wusste Ella bereits jede kleine Einzelheit über sein Leben. Über den Neuwagen, den Bausparvertrag und die gute und vor allem sichere Stellung. Jede Frau könnte sich glücklich schätzen, so einen Mann an ihrer Seite zu wissen, hatte ihre Mutter ihr immer wieder vorgeschwärmt.
    „Kind“, hatte sie gesagt, „mit so einem musst du nie wieder arbeiten. Der versorgt dich und eure Kinder.“
    Jedes Mal regte sich Ella maßlos darüber auf. Konnte ihre Mutter denn nicht begreifen, dass sie selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen würde? Als Juristin hatte Ella gute Chancen, irgendwann ausreichend Geld zu verdienen. Wahrscheinlich sogar mehr als so ein blöder Buchhalter.
    „Was ist mit dir?“, fragte Meier, der Ella in den Arm genommen hatte. „Bist du betrunken, oder was?“
    „Ein bisschen.“
    Meier drückte sie an die nahegelegene Hauswand. Schob sie weiter in die Dunkelheit des Bäckerbreitergang und fing an, sie zu küssen. Sofort drehte sich in Ella die eigene Achse um einiges schneller. Seine Küsse schmeckten wahnsinnig gut und unter normalen

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