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Sommernachtsfrauen: Roman (German Edition)

Sommernachtsfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Sommernachtsfrauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Donohue
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in der Abteilung für Anthropologie – biss sie ihn so fest, dass er wahrhaftig vor Überraschung aufschrie, was einen Sicherheitsmann veranlasste, Nachforschungen anzustellen. Sie trafen sich und flirteten so heftig, dass er am nächsten Morgen heiß und scharf war, bereit zu explodieren.
    In den ersten Monaten ihrer Affäre wären sie zweimal beinahe entdeckt worden. Als Phil an einem Oktobermorgen, als alles noch neu und gefährlich war, zu ihr eilte, traf er in der Eingangshalle ihres Apartmenthauses zufällig Bunnys Ehemann.
    »Phil? Phil Ketchum?«
    Er hatte sich zwar den Hut tief in die Stirn gezogen, aber er hatte keine andere Wahl, als die Begrüßung zu erwidern. »Jerry? Ja, ich bin’s.«
    »Alter Knabe, ich wusste sofort, dass du es bist. Wie lange ist es her? Fünf, sechs Jahre? Was führt dich hier in die Gegend?«
    »Wie geht’s dir, Alter? Ich hatte ja keine Ahnung, dass du in diesem Stadtteil wohnst.«
    Jerry taxierte ihn von Kopf bis Fuß und warf dann einen Blick auf seine Uhr. »Ich habe dich seit der Hochzeit nicht mehr gesehen. Bunny und ich sind direkt danach von Morningside hierhergezogen. Hier klappt die Nachbarschaft und all das. Wie geht es dir, alter Knabe?«
    »Ich bin nur hier, um einen Freund zu treffen.«
    »Wer ist es?«, fragte Jerry. »Wir kennen alle Leute im Haus.«
    »Ein Freund«, sagte Phil. »Meyers mit Namen. Er wohnt eigentlich nicht hier, sondern kommt immer mal wieder zu Besuch, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Jerry sah zum zweiten Mal auf seine Uhr und warf dann durch die seitlichen Scheiben der Eingangstür einen prüfenden Blick auf den Straßenverkehr. »Ich kann dir nicht folgen.«
    »Ich glaube, er trifft hier eine Frau.«
    Wie ein Verschwörer neigte sich Jerry vor und flüsterte: »Doch nicht Nathalie Hoffman?«
    Kopfschüttelnd legte Phil ihm eine Hand auf die Schulter. »Du kennst mich, Mann, genießen und schweigen, ich verrate keinen Kumpel.«
    »Na klar, Phil, verstehe. Dachte nur, na, du weißt schon, sie wäre der Typ dafür, ein echter Hingucker. Und ihr Mann so’n Trottel. Aber ich hab nichts gesagt.«
    »Schon okay, schon okay.« Er runzelte missbilligend die Stirn.
    »Ich komme zu spät zur Arbeit«, sagte Jerry. »War schön, dich zu sehen, und lass uns uns mal treffen. Bunny und ich würden uns sehr freuen, Claire und dich mal zum Abendessen oder vielleicht auf ein paar Drinks einzuladen.«
    »Klingt großartig, Jerry.«
    Sie schüttelten sich die Hand. An der Tür blieb Jerry noch einmal stehen und drehte sich um. »Warum schaust du nicht bei Bunny vorbei und sagst Hallo, wenn du eine Minute Zeit hast? Sie ist schon auf den Beinen heute Morgen, ob du es glaubst oder nicht, sie freut sich bestimmt, dich zu sehen. Wir wohnen in 6B.«
    »Ja, vielleicht für eine Minute, Jerry. Und wir müssen uns für die Drinks verabreden.«
    Er winkte seinem alten Freund zum Abschied zu, wartete in der Eingangshalle noch einmal fünf Minuten und nahm dann den Aufzug in den sechsten Stock. Sie schafften es nicht einmal bis zum Bett, denn er nahm sie hinter der geschlossenen Tür, sie noch in ihrem Hausmantel.
    Die zweite Beinahentdeckung ereignete sich in der Woche zwischen Weihnachten und Neujahr. Sie hatten vereinbart, sich bei einer Matinee, wo die Brücke am Kwai gezeigt wurde, zu treffen. Und dort im Dunkeln, hinten auf dem Balkon, liebkosten sie sich und knutschten und fummelten wie die Teenager unter den Mänteln über ihren Schößen. Als sie bei spätem Nachmittagslicht aus dem Kino kamen und die Augen sich noch an die Helligkeit gewöhnen mussten, begegneten sie zufällig Claires jüngerer Schwester Kate und ihren Highschool-Freunden, die in der Schlange für die nächste Vorstellung anstanden.
    »Philip!«, brüllte Kate über die Menge hinweg.
    Er nahm rasch die Hand von Bunnys Rücken und bahnte sich einen Weg über den Gehsteig. In der Gewissheit, gesehen worden zu sein, folgte sie knapp hinter ihm. Mit einer einzigen geschmeidiger Geste beugte er sich nach unten und küsste seine Schwägerin auf die Wange. »Frohes neues Jahr, Katie.«
    »Kaum zu glauben, dich hier mitten am Tag zu treffen. Du drückst dich vor der Arbeit, was?«
    »Du hast mich erwischt. Du erzählst es aber doch nicht deiner Schwester?«
    Bunny übernahm die Initiative. »Kate Dawson, ich hätte dich nie wiedererkannt. Wie erwachsen du geworden bist!«
    Angesichts des hohen Grads an Begeisterung tat Kate so, als erinnerte sie sich an die fremde Frau.
    »Ich bin Bunny, die alte

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