Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommernachtsfrauen: Roman (German Edition)

Sommernachtsfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Sommernachtsfrauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Donohue
Vom Netzwerk:
Freundin deiner Schwester. Claire und ich waren gemeinsam auf der Highschool. Und ist die Welt nicht klein? Kaum gehe ich einmal ins Kino, wen treffe ich? Phil Ketchum. Und nun dich …«
    Er machte einen Schritt zur Seite und setzte seinen Hut wieder auf. »Ja, kleine Welt. Hätte ich gewusst, dass sie auch im Film ist, hätten wir nebeneinandersitzen können und uns eine Tüte Popcorn geteilt. Er ist gotterbärmlich lang, Kate, und ziemlich grausam für ein Kind.«
    Die Teenagerfreunde drängten sich näher um die Sprechenden, und Katie verteidigte sich rasch. »Ich bin kein Kind mehr, Phil.«
    »Sie ist schon ganz erwachsen«, sagte Bunny. »Du bist bestimmt alt genug, um einen Film über eine Brücke anzusehen. Warum bist du nicht ein Gentleman und spendierst deiner Schwägerin die Eintrittskarte?«
    »Geht schon klar«, sagte Kate. »Wir können selber bezahlen.«
    »Bestell Claire, dass Bunny sie grüßen lässt, machst du das? Nett, dich hier getroffen zu haben, Phil. War schön, dich zu sehen, Kate.« Sie hob die Hand, um ein Taxi anzuhalten. »Frohes neues Jahr.«
    Das wünschten sie sich alle. Den »Colonel Bogey March« pfeifend, ging Phil davon, und die Krise war abgewendet.
    Der alte Mann zupfte an meinem Ärmel und machte mir Zeichen, er wolle mit mir ein kurzes Gespräch führen. Wegen dieses lächerlichen Fez konnte ich ihn nicht ganz ernst nehmen. »Ich habe ein Problem«, sagte er leise, »da ich nicht weiß, mit wem ich in dieser Geschichte mitfiebern soll. Natürlich, Bunny ist Bunny, aber wer ist die männliche Hauptperson in diesem Drama – der Betrogene oder der Betrüger?«
    Ich zuckte mit den Schultern und stürzte meinen Scotch hinunter, da ich unsicher war, was diese Frage zu bedeuten hatte.
    »Das heißt, erinnerst du dich, ob wir hier zu Phil oder zu Jerry halten? Und was geschieht mit der Waffe?«
    Die Pistole, die oben auf dem Medizinschrank glitzerte, schien mir im Augenblick harmlos, darum zuckte ich ein weiteres Mal mit den Schultern und signalisierte mein allgemeines Unwissen.
    »Anton Tschechow behauptete, legt man im ersten Akt eine Pistole auf den Sims, muss sie im dritten Akt abgefeuert werden. Ein dramaturgisches Prinzip, das mir ausgesprochen vernünftig erscheint.«
    Die Frau im schwarzen Kleid, die uns geradewegs ansah, hörte jedes Wort und wartete ungeduldig darauf, dass wir unsere Unterbrechung beendeten.
    »Sag mir nicht, ich hätte dich nicht vor der Waffe gewarnt«, sagte der alte Mann.
    Mit einer fließenden Bewegung schob Bunny den Saum ihres Kleids hoch, hinauf bis zur rechten Hüfte, und zog aus einem maßgefertigten Lederhalfter, das genau über ihrem Strumpf befestigt war, einen Derringer. Sie reckte den Arm gerade nach oben und feuerte einen einzigen Schuss in die Decke. Der Knall erschreckte alle im Raum und lenkte unsere Aufmerksamkeit wieder auf die Erzählerin. Bunny fuhr fort.
    Am Morgen, nachdem sie Phil Ketchum im Stork Club begrabscht hatte, wartete Bunny im Zustand leichter Unruhe auf sein Kommen. Wie ein Eskimo gegen die Januarkälte vermummt – obwohl es nur knapp unter null Grad war –, hatte ihr Mann an diesem Morgen das Haus schon verlassen. Seine Vorsichtsmaßnahmen fand sie nahezu unerträglich; Mantel, Fäustlinge, Strickmütze und Schal waren ein Sinnbild für die Probleme, die in seiner Person tief verwurzelt waren. Jerry war ein empfindlicher Mann. Das hatte er wahrscheinlich von seiner Mutter, die ihn in seiner Kindheit verhätschelt und bei jedem Husten und Schnupfen umschwirrt hatte. Die eifersüchtige Glucke hatte ihm die Angst vorm Leben anerzogen. Kein Baseball, man könnte ein Auge verlieren. Zwei Stunden Abstand zwischen Essen und Schwimmen, man kann gar nicht vorsichtig genug sein. Kein Wunder, dass ihr Sohn so ein Schlappschwanz war, nicht wie Phil, der sich um gar nichts scherte und alles täte und alles probierte, um das sie ihn bäte.
    Ohne einen Gedanken an die Nachbarn zu verschwenden, pochte er um halb neun an die Tür und fiel, kaum hatte sie die Tür geschlossen, schon über sie her. Bunny rannte ins Schlafzimmer, und er jagte, die Schuhe von den Füßen kickend, hinterher und warf sich neben sie aufs Bett. Atemlos schnallte sie seinen Gürtel auf und öffnete seinen Reißverschluss, voll Erstaunen, dass er bereits nach wenig mehr als einem Kuss erigiert war. Er liebkoste ihren Hals, streichelte und leckte zärtlich ihre Brüste und küsste ihren flachen Bauch. Im Nu war sein Kopf zwischen ihren Beinen, sein glatt

Weitere Kostenlose Bücher