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Sommernachtsgeflüster

Sommernachtsgeflüster

Titel: Sommernachtsgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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Hautreiniger und Toner aus?«
    Thea war immer noch verblüfft über die Vielzahl der Zutaten, die nötig waren, damit Molly wie Molly aussah; sie hatte das Gefühl, als könne sie ebenso gut gleich mit der Wahrheit herausrücken. »Ich habe mich nie viel mit Reinigern und Tonern abgegeben. Ich schmiere mir einfach etwas Creme ins Gesicht, wische sie mit Toilettenpapier wieder ab und schmiere dann vielleicht noch etwas mehr drauf.«
    Molly war entsetzt. »Ich kann gar nicht glauben, dass irgendjemand heutzutage noch ohne Reiniger und Toner auskommt.« Sie musterte Thea eindringlich. »Gut, du scheinst bisher davongekommen zu sein, doch es könnte sich furchtbar rächen. Du musst etwas für dich tun, Thea ...«
    Bevor Molly den Rest aussprechen konnte, der nach Theas Erfahrung in etwa lauten musste: »Sonst wirst du nie einen Mann finden«, unterbrach Thea sie: »Was ich habe, ist ein Deodorant, das gleichzeitig eine Feuchtigkeitscreme ist. Davon werden meine Achselhöhlen wunderbar weich und lassen sich leicht enthaaren.«
    Molly schürzte die Lippen. Sie war die geborene Kupplerin. Thea hatte das gespürt, sobald sie sich kennen lernten, und ihr daher eine sehr anschauliche und drastische Schilderung ihres Bruchs mit Conrad geliefert. Andernfalls, das hatte Thea damals schon gewusst und seither keinen Anlass gehabt, ihre Meinung zu ändern, hätte Molly einen allein stehenden Mann nach dem anderen aus dem Hut gezaubert, bis Thea vor lauter Langeweile nichts anderes übrig geblieben wäre, als in ein Kloster einzutreten.
    Jetzt blickte Thea auf ihre Uhr. »Wir haben noch eine Dreiviertelstunde, bevor wir uns unten zum Dinner treffen.«
    »Tatsächlich? Oh, Gott! Macht es dir etwas aus, wenn ich zuerst bade? Was wirst du anziehen?«
    Thea hatte keine große Auswahl. »Irgendetwas in Marineblau, denke ich.«
 
    Gerald lief ungeduldig im Foyer des Hotels hin und her und wartete auf die letzten Schäfchen seiner Herde, als Molly und Thea herunterkamen. Er wollte alle geschlossen zum Dinner antreten lassen. »Schon wieder zu spät, Molly! Haben wir uns nicht schon mal über Pünktlichkeit unterhalten, als wir letztes Mal zusammen unterwegs waren?«
    »Es war meine Schuld«, sagte Thea und opferte ihrer Freundin zuliebe die Wahrheit. Aber dann merkte sie, dass sich Molly fröhlich gegen Geralds ernst gemeinte Ermahnung auflehnte, und begriff, dass es ihrer Freundin so gefiel. Ohnehin hätte Thea niemand geglaubt, dass sie mehr als zehn Minuten gebraucht hatte, um sich zurechtzumachen - ihr Haar war immer noch feucht und ihr marineblauer Rock ausgesprochen zerknittert.
    »Ach, Gerald, was sind Sie doch für ein Tyrann!«, seufzte Molly. »Ich weiß gar nicht, warum ich mit Ihnen fahre.«
    Während die ganze Schar Reisender durch die enge Straße zum Restaurant marschierte, fragte sich Thea, ob es Molly wohl gefallen würde, wenn Derek ebenso herrisch aufträte wie Gerald. Sicherlich nicht. Es war eine Sache, es zu genießen, sich in den Ferien einige Tage lang von Gerald herumkommandieren zu lassen - aber etwas ganz anderes, mit jemandem zusammenzuleben, den man nicht unter Kontrolle hatte.
    »Also, ich für meinen Teil finde, dass das Bad schrecklich eng ist«, bemerkte eine Frau, die ihren Ehemann mitgebracht hatte und sich damit den weniger Glücklichen gegenüber im Vorteil befand.
    »Wie war es wohl für seinen Teil?«, murmelte Thea vor sich hin.
    Vor dem Klingen der Gläser wurde eine Stimme mit südostenglischem Akzent laut. »Ich habe gesucht und gesucht, und sie hatten auch sonst alles da, aber eben nicht Karten, auf denen ›An meine Putzhilfe‹ stand. Also musste ich für sie eine mit Blumen nehmen.«
    Thea lauschte fasziniert und überhörte zuerst die freundliche Frage ihrer Tischnachbarin. »Ist dies Ihre erste Reise mit Tiger Tours?« Sie war bestimmt jenseits der fünfundsiebzig, aber ihre Augen glänzten verräterisch.
    »Ja«, antwortete Molly für Thea. »Ich habe sie mitgebracht.«
    »Ich verstehe«, meinte die alte Dame und nahm Molly in Augenschein. »Es ist schön, eine jüngere Begleitung zu haben, wenn man selbst älter wird.«
    Molly wollte schon protestieren, als die alte Dame unbeirrt fortfuhr: »Nur ein kleiner Scherz, meine Liebe.« Sie zwinkerte Thea schelmisch zu.
    »Also, alle mal herhören«, rief Gerald vom Kopf der Tafel aus. »Die Vielgereisten unter Ihnen kennen ja schon die Regeln von Tiger Tours. Wir nennen alle unseren Nachbarn zur Linken unseren Namen, und dieser Nachbar macht Sie

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