Sommernachtsgeflüster
Fügung des Himmels sein, sagte sie sich. Es musste ihr einfach bestimmt sein, ihrem ruinierten Haus und ihren Verpflichtungen zu entkommen. Es steht in meinen Sternen geschrieben, dass ich eine wilde Affäre haben werde.
Mit trockenem Mund rief sie Rory an. Vielleicht stand es in seinen Sternen nicht geschrieben. »Hier ist Thea, wir haben uns in Frankreich kennen gelernt.«
»Ah, Thea, ja. Schön, von Ihnen zu hören.«
Wenigstens klang er so, als könnte er sich noch an sie erinnern. »Sie haben mich eingeladen.« Sie musste wahnsinnig sein! Den Sprung über die irische See zu wagen, um sich bei jemandem einzuquartieren, den sie erst seit ein paar Stunden kannte.
»Und Sie haben Ihre Meinung geändert? Sie kommen?«
»Ja, wenn Sie sich sicher sind, dass es Ihnen recht ist.«
»Ich werde das gemästete Kalb schlachten und einen roten Teppich für Sie ausrollen.«
Vor Erleichterung traten ihr Schweißperlen auf die Stirn. »Es wäre nützlicher, wenn Sie mich am Flughafen abholten. Ist der sehr weit von Ihnen entfernt?«
»Nein, überhaupt nicht, das habe ich Ihnen ja gesagt. Nur ungefähr eine Stunde. Wann kommen Sie an?«
In Hochstimmung eilte sie zurück, um den Flug zu buchen, aufgeputscht von den aufregenden Aussichten, die ihre Impulsivität ihr eröffnet hatte. Solange ihre Kreditkarte noch etwas hergab, würde alles gut sein. Jetzt geschlagen nach Hause zurückzukehren, wäre der denkbar furchtbarste Rückschlag, ganz zu schweigen von der Demütigung - das wäre ein gefundenes Fressen gewesen.
Das freundliche irische Mädchen mit den strahlenden Augen, das ihr den Flugschein verkaufte, schien ein gutes Vorzeichen zu sein. Die Kreditkarte wurde belastet, das Ticket überreicht, und dann marschierte Thea wohlgemut zu den Läden, um sich noch eine Hose und Socken zu kaufen. Danach brachte sie ziemlich lange Zeit auf der Toilette zu und wusch sich überall da, wo sie nicht von Kleidern bedeckt war. Ob sie hier wohl auch ihr Haar waschen und unter dem Handtrockner trocknen konnte? Für eine Frau war es wichtig, gut auszusehen, vor allem, wenn sie hinter einem jüngeren Mann her war.
Da sie vermutete, ihre Karte würde noch einen letzten Kauf hergeben, schwankte sie eine Weile, ob sie Rory eine Flasche Cognac mitbringen sollte, um ihn an die Provence zu erinnern, oder eine Flasche Paddy Irish Whiskey. Sie entschied sich für den Whiskey, weil er billiger war; dann kaufte sie noch ein paar Filme und für sich selbst die neueste Jilly Cooper. Zu guter Letzt ließ sie sich so sauber und gelassen, wie es angesichts der Tatsache, dass sie von zu Hause weglief, möglich war, in einer ruhigen Ecke nieder, um auf ihren Flug zu warten.
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Kapitel 4
R ory erwartete sie am Ausgang für ankommende Fluggäste. Als er Thea sah, breitete er die Arme aus. Die guten Manieren verlangten, dass Thea ihm Gelegenheit gab, sie in dieselben zu schließen und ihr einen sehr herzlichen Kuss dorthin zu geben, wo sich ungefähr ihr Mund befand. Sie ließ es sich nicht absolut widerstrebend gefallen. Er sah noch besser aus und war noch attraktiver, als sie ihn in Erinnerung hatte.
»Jesses, Thea, schön, Sie zu sehen. Was hat Sie dazu gebracht, Ihre Meinung zu ändern?«, fragte er, nahm ihre Taschen und klemmte sie sich unter den Arm.
»Molly, meine herrschsüchtige Freundin.«
Er ließ die Taschen fallen. »Das glaube ich Ihnen nicht! Sie hat Ihnen gesagt: ›Ich rate dir, mit diesem gut aussehenden Iren durchzubrennen, der so viel über Cézanne weiß!‹?«
Thea musste lachen. »Nein, das hat sie nicht. Sie hat ihre Schwester angerufen und erfahren, dass während meiner Abwesenheit in meinem Haus eine wilde Party mit ungebetenen Gästen gestiegen ist. Und anschließend eröffnete sie mir, ich müsse eine Reinigungsfirma beauftragen, um alles wieder in Ordnung bringen zu lassen. Ihr Mann war noch nicht aufgetaucht - also beschloss ich wegzulaufen.« Thea hielt kurz inne. »Ich freue mich so, Sie zu sehen, Rory. Man weiß nie ganz sicher, ob solche im Urlaub ausgesprochenen Einladungen wirklich ernst gemeint sind.«
Sein Gesicht spiegelte Entsetzen wider. »Ich war nicht in Urlaub. Ich hatte den für mich schwierigsten Job aller Zeiten: zu versuchen, Begeisterung für Cézanne zu wecken, und zusehen zu müssen, wie ein Zuhörer nach dem anderen die Augen schloss und einnickte.« Dann gab er ihr noch einen Kuss, diesmal genau auf den Mund. Sicherlich war
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