Sommernachtsgeflüster
Eingangstür - am Boden kauerte. Thea stand im Garten und blickte auf eine von zwei dichten, hohen Büschen eingerahmte Pforte, durch die sie den Strand und die silberfarbene See sehen konnte.
»Der Blick von meinem Studio dort oben auf dem Hügel ist noch besser.«
»Ich verstehe, warum Sie hier wohnen. Es ist wunderschön.«
»Kommen Sie mit hinein. Es ist zu kalt, um die Aussicht von hier draußen zu bewundern, wenn es drinnen durch das Küchenfenster genauso gut geht.«
Sie wurden von einem gewaltigen, tiefen Bellen begrüßt.
»Das reicht, um einen das Fürchten zu lehren«, versicherte Rory. »Aber eigentlich ist sie eine ganz Liebe. Sie kann jetzt jeden Tag Junge bekommen.«
Er öffnete die Eingangstür, und eine Hündin von den Ausmaßen eines kleinen Sofas kam herausgetrottet. Sie konnte wegen ihres gewaltigen Bauches nicht an ihnen hochspringen. Aber sie war sichtlich erfreut und begrüßte Thea mit ebenso viel Enthusiasmus wie Rory.
»Das ist Lara. Sie ist ein Englischer Mastiff. Machen Sie sich mit ihr bekannt, während ich Ihre Taschen aus dem Wagen hole.«
Thea tätschelte den Hund, so gut sie konnte. »Werden die Jungen auch Englische Mastiffs?«
»Das bezweifle ich. Wir haben keine Ahnung, wie die Welpen werden, bis wir sie sehen. Vielleicht sind es halbe Collies, obwohl auch mal ein Freier da war, der durch die Katzenklappe gekommen ist. Kommen Sie, gehen wir hinein.«
Die Eingangstür führte direkt in den weiten hohen Wohnraum. Im Kamin schwelte ein anheimelndes Torffeuer, und hoch an Haken, sodass sie nicht im Weg waren, hingen Teile von Boots- und Fischereiausrüstungen. Es gab keine Trennwand zwischen der Küche und dem Wohnzimmer, sodass überall das Gefühl von Raum vorherrschte. Licht fiel von drei Seiten durch die Fenster.
»Also«, sagte Rory, als Thea sich umgesehen und die Bilder und Karten an der Wand in sich aufgenommen und die gläsernen Schwimmer der Fischernetze und das Treibholz, das überall herumlag, betrachtet hatte. »Hätten Sie gern eine Tasse Tee oder lieber einen Whiskey oder beides? Ich empfehle beides.«
Thea lachte. »Beides klingt zwar sehr gierig, aber auch sehr verlockend.«
»Machen Sie es sich am Feuer bequem, ich kümmere mich um die Getränke. Danach zeige ich Ihnen alles.« Sie blickte sich um. Die Führung würde nicht lange dauern, so schien ihr. Die Küche konnte sie von ihrem Platz aus sehen. Sie hatte ein großes Fenster, durch das man die Inseln und dahinter in der Ferne Berge erkennen konnte. Außer der Eingangstür gab es noch drei weitere Türen; sie hoffte, dass sich hinter einer davon ein Bad verbarg.
»Setzen Sie sich, und ziehen Sie Ihre Jacke aus, wenn es Ihnen warm genug ist.«
Thea ließ sich auf einem durchgesessenen, alten Sofa nieder. Sie sackte so tief ein, dass sie das Gefühl hatte, bald Australien erreicht zu haben. Die Polster waren voller Hundehaare und dienten offensichtlich Lara als Schlafplatz. Sofa und Hund sahen aus, als wären sie verwandt. Thea fragte sich müßig, ob die Welpen wohl halb als Hunde, halb als Kuscheltiere zur Welt kommen würden, aus denen noch etwas Stopfmasse herausschaute, eine liebenswerte Kreuzung aus Hundebaby und abgenutztem Polstermaterial.
Nachdem Lara sie ein Weilchen unheilvoll gemustert hatte, mit nicht nur angedeutetem Vorwurf, seufzte die Hündin tief, hievte sich ebenfalls aufs Sofa und zwängte sich auf den freien Platz neben Thea. Ihren Kopf legte sie auf Theas Schoß, ein extrem deutlicher Wink, dass Thea eben die Konsequenzen würde tragen müssen, wenn sie sich auf Laras Sofa setzte.
Thea war der körperliche Kontakt recht angenehm. Der Hundekopf war zwar enorm schwer, aber es war ein schönes Gefühl, warm und bequem. Und Lara hinderte sie so sehr wirksam daran, Rory ihre Hilfe bei der Teezubereitung anzubieten.
Er brachte ein Tablett mit einer angeschlagenen braunen Teekanne, zwei Tassen, zwei Whiskey-Gläsern und einer Flasche Whiskey aus der Küche. Ein zerdrücktes und mit Tee beflecktes Paket Zucker und eine Tüte Milch hatten ebenfalls darauf Platz gefunden. Rory setzte das Tablett auf dem kleinen Tisch vor dem Sofa ab. »Trinken Sie erst eine Tasse Tee, dann zeige ich Ihnen das Bad, und Sie können sich ein Schlafzimmer aussuchen. Milch und Zucker?«
»Bitte nur Milch. Wohnen Sie hier allein?«, fragte sie, als er ihr eine Tasse reichte.
»Jawohl. Eine Kleine aus der Nachbarschaft kommt her und hält mir das Haus in Ordnung, so gut sie kann. Sonst bin ich hier allein.
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