Sommernachtsgeflüster
vier Monate herauf handeln lässt?«
»Thea!«
Thea merkte, dass sie zu weit gegangen war, und trat den Rückzug an. »Es ist nur ein vorübergehendes Problem, Molly. Ich muss mir eben überlegen, wie ich schnell etwas Geld aufbringen kann. Das werde ich schon hinkriegen. Und wenn du willst, dass ich zu euch komme und auf Toby aufpasse - gern. Heute Abend bekoche ich die Horden nicht - sie werden alle ausgehen.«
»Also vielen Dank, Thea, doch ich habe Toby bereits gesagt, dass er zu dir geht. Ich dachte, du würdest gar nicht herkommen können, weißt du?«
»Das macht nichts. Ich würde mich freuen, wenn Toby zu mir kommt. Aber was ist mit Ben? Wird er ihn nicht bei dir abholen wollen?«
»Ben bleibt das ganze Wochenende über. Es ist eine Art Gruppentraining. Er hat den Job zwar noch nicht hundertprozentig sicher, aber sie wollen trotzdem, dass er an dem Training teilnimmt, um zu sehen, ob er ins Team passt.«
»Wie grausig!«
»Hm, ja. Der arme Ben. Das ist gar nicht sein Ding.«
»Aber für Toby wird es auch spät werden, wenn du ihn abholst.«
»Ja, deswegen hatte ich gehofft, dass du ihn die Nacht über dabehalten könntest.«
»Nun - nicht dass ich ihn nicht gern hier behalten würde, aber wo soll ich ihn unterbringen? Das Haus ist voll -und meine Dunkelkammer ebenfalls.«
»Toby meint, er schläft auch auf dem Fußboden ganz gut«, antwortete Molly nach einer kurzen Pause. »Und er möchte wissen, wie es den Welpen geht.«
»Als ich das letzte Mal mit Susan telefoniert habe, ging es ihnen gut«, entgegnete Thea. Sie hatte zu einer Zeit angerufen, da sie sich sicher sein konnte, dass Rory im Atelier war. Wenn sie mit ihm sprach, würde er vielleicht herausfinden, wie schlecht es um ihre Pläne mit der Galerie stand. Sie wartete, bis Molly die Nachricht weitergegeben hatte. »Und er kann wirklich auf dem Fußboden schlafen?«
»Das behauptet er jedenfalls.«
»Nun, dann wird es wohl gehen. Dann holst du ihn also morgen früh ab?«
»Genau.« Molly senkte die Stimme zu einem vertraulichen Flüstern. »Ich werde mir irgendetwas ausdenken müssen, um ihn am Wochenende zu beschäftigen. Es gibt hier wohl kein Disneyland in der Nähe, oder?«
»Ich habe keine Ahnung; ich werde die Studenten fragen, wenn sie zurück sind. Aber zunächst mal muss ich mich um eine Art Bett kümmern.«
Dann kam ihr ein schrecklicher Gedanke. »Du hast doch Toby gefragt, ob er auch wirklich die Nacht über hier bleiben will?«
»Natürlich! Ehrlich, glaubst du denn, ich hätte noch nie vorher mit Kindern zu tun gehabt?«
Während Thea ihr Schlafzimmer aufräumte, damit eine Ecke für Toby frei wurde, überlegte sie hin und her, ob sie Rory anrufen und ihm erzählen sollte, dass der ganze Plan dahin war, dass sie nicht rechtzeitig eine Kunstgalerie würde eröffnen können und er seine Bilder besser nach New York schaffte. Aber irgendwie konnte sie es nicht, noch nicht, nicht, bis sie etwas länger an dem Problem herumgekaut hatte und sich absolut sicher sein konnte, dass sie alle Möglichkeiten bedacht hatte.
Während sie nach und nach die vielen Kleider, die überall im Zimmer verstreut lagen, auf Bügel hängte, fragte sie sich, wie viel sie wohl herausschlagen könnte, wenn sie sie alle verkaufte. Nicht viel. Die meisten ihrer Kleider waren bequem, lässig und alt. Ihre wenigen eleganten Sachen hatte sie ihren Londoner Freundinnen gegeben, bevor sie London verlassen hatte - um jede Erinnerung an das Leben, das sie hinter sich ließ, auszulöschen.
Molly hatte wahrscheinlich ein paar Zehntausend für Notfälle flüssig, aber Molly wollte sie wirklich nicht zu sehr einbeziehen.
Aber was war die Alternative? Die Alternative war, die ganze Idee aufzugeben.
Schließlich entdeckte Thea das Sofa, von dem sie gewusst hatte, dass es irgendwo in ihrem Schlafzimmer stehen musste. Darauf konnte Toby in Petals Schlafsack schlafen.
Molly lieferte Toby etwas früher ab, als Thea erwartet hatte. Obwohl beide vollkommen friedlich waren, spürte Thea, dass sie einander langsam langweilten und hofften, dass es ihr irgendwie gelingen würde, einen Weg zu finden, den Jungen zu unterhalten - obwohl sie, was Spiele, Computerspiele und Sport anging, völlig unwissend war. »Hallo, Toby. Schön, dass du kommst. Möchtest du hereinkommen, Molly?«
»Nein, ich kann mich nicht aufhalten. Ich muss zusehen, dass ich wieder heimkomme; ich will noch baden, bevor wir ausgehen.« Sie zog ein Gesicht. »Du weißt ja, wie lange ich
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