Sommernachtsgeflüster
sicher, ich kann Petal und Co. dazu überreden, mir zu helfen.«
»Tatsächlich? Mir kamen sie nie besonders hilfsbereit vor.«
»Oh doch! Petal hat vor meiner Heimkehr die anderen Mieter dazu gebracht, das ganze Haus aufzuräumen und zu säubern.«
»Na, schön für Sie! Vielleicht wird sie schließlich doch noch erwachsen.«
»Ich glaube, sie schlägt Molly nach.«
»Wahrscheinlich.«
»Und Molly ist auch ganz wild darauf, sich an dem Projekt zu beteiligen.«
»Thea, ich weiß nicht, wie gut Sie Molly kennen. Ich selbst mag sie gern, aber sie ist doch ziemlich ...«
»Energisch? Herrisch? Ja, das weiß ich, doch ich brauche jemanden, der so ist. Sie ist so positiv. Ich glaube, ich kann sie unter Kontrolle halten.« Sie lächelte. »Und ich bin sehr dankbar, dass Sie auch helfen wollen. Und Rory wird Ihnen ebenfalls dankbar sein, da bin ich sicher.«
»Ich tue es nicht für Rory!« Er klang überraschend ungehalten. »Ich meine, ich bewundere seine Arbeit sehr, und ich weiß, dass er als Künstler Erfolg haben wird, vor allem jetzt, da er so versessen darauf ist auszustellen ...«
»Und?«, flüsterte Thea.
»Was ich tue, tue ich - oder werde ich tun -, weil ich Sie bewundere, weil ich es bewundere, dass Sie einen Traum haben und ihn realisieren wollen.«
Thea schluckte. Sie wusste nicht, was sie erwidern sollte. Von Ben bewundert zu werden, selbst dafür, dass sie verrückt war, war einfach wundervoll. Ben selbst war wundervoll, stellte sie fest. Wie beim letzten Wort, das man in ein Kreuzworträtsel eintrug, war die Antwort plötzlich offensichtlich. Nun wusste sie, warum sie nicht mit Rory geschlafen hatte, warum ihr Herz schneller schlug, wenn sie am Telefon Bens Stimme hörte, warum sie ihn in ihrer Nähe haben wollte, selbst wenn er sich negativ zu ihrem Projekt äußerte. Entweder liebte sie ihn, oder sie war unglaublich in ihn verknallt. Wie auch immer - sie musste jetzt etwas sagen, und zwar schnell, damit er ihr nicht auf die Schliche kam. »Ich dachte, Sie hielten mich für verrückt«, murmelte sie. »Sie haben es ja auch ausgesprochen, mehrfach sogar.«
»Ja, das habe ich, und Sie sind verrückt, aber ich bewundere Sie dafür.«
»Oh.«
»Und es wird Molly von anderen Dummheiten abhalten.«
Sie hatte sich inzwischen etwas besser unter Kontrolle, doch er hatte wirklich ganz wunderbare Augen. »Ich werde also vom Rest der Familie einen Orden verliehen bekommen?«
»Definitiv.«
Thea lächelte und hoffte, dass dieses Lächeln angemessenunbekümmert schien. Ohne Spiegel konnte sie sich nicht sicher sein, ob sie nicht einfach einfältig wirkte.
Nachdem sie bei dem Immobilienmakler angerufen und ihm mitgeteilt hatten, dass Thea interessiert sei, das Objekt zu mieten, und einen Termin beim Anwalt des Besitzers vereinbart hatten, fuhr Ben sie nach Hause.
»Möchten Sie nicht auf eine Tasse Tee oder etwas anderes hereinkommen?«, bot Thea an. »Oder müssen Sie sofort zurück?«
Ben holte tief Luft und blickte starr durch die Windschutzscheibe. »Wissen Sie, Thea, ich muss Ihnen der Fairness halber gestehen, dass ich, obwohl ich mich von Ihnen angezogen fühle - dagegen bin ich machtlos -, nicht auf eine Beziehung aus bin. Ich weiß nicht, was Molly Ihnen über mein Privatleben erzählt hat - falls sie überhaupt etwas erzählt hat -, doch es gibt für Toby ohnehin schon zu viele Frauen, die in sein Leben getreten und wieder verschwunden sind, ohne dass ich auch noch Freundinnen habe. Es tut mir Leid, aber so liegen die Dinge.«
Thea brauchte ein Weilchen, um zu begreifen, was er gesagt hatte, doch sie konnte es immer noch nicht glauben. »Wie bitte?«
»Ich bin nicht auf eine Beziehung aus.«
Eine Woge puren Zorns erzwang sich ihren Weg von Theas Magen in ihr Gesicht. Sie wusste, dass sie knallrot angelaufen war und versuchen musste, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten. Wenn sie zuließ, dass irgendwelche Emotionen an die Oberfläche kamen, würde sie ihn wahrscheinlich lynchen.
Molly hatte ihr nichts über sein Privatleben erzählt. Im Gegenteil. Es war eigentlich merkwürdig, dass Molly sie zwar mit jedem Junggesellen, den sie irgendwo auftreiben konnte, bekannt zu machen pflegte, Ben aber niemals erwähnt hatte. Wusste sie, dass er »nicht auf Beziehungen aus war«? Das wäre für Molly sicherlich kein Hinderungsgrund gewesen. Wahrscheinlicher war, dass Molly Ben nicht damit belästigen wollte, ihm Frauen anzubieten, die ihm nicht gefielen.
»Wenn Sie keine Tasse Tee möchten«,
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