Sommernachtsgeflüster
brauche, um mich zurechtzumachen.«
Thea wusste es.
»Also, komm herein, Toby, und sieh dir mein Haus an. Wir können zwar hier nicht viel unternehmen, aber wir werden die Zeit schon irgendwie rumkriegen.«
Der Gedanke, ihr Haus mit Tobys Augen zu betrachten, war etwas beunruhigend. Er besah sich mit beredtem Schweigen das überall vorherrschende Durcheinander, die Poster an den Wänden, die Bücherstapel, die auf den Treppenstufen lagen. Auch wenn er sich nicht dazu äußerte, war es offensichtlich, dass es bei ihm zu Hause sehr viel anders aussehen musste. Männlich und schlicht, vermutete Thea. Der viele Kram ihrer Kunststudenten würde Ben wahrscheinlich regelrecht abstoßen. Er war schließlich mit Petal und Molly verwandt, die sich ständig darüber beklagten.
»Also, Toby. Hast du Hunger? Was möchtest du essen?«
»Irgendetwas.«
»Könntest du etwas genauer werden? Ich weiß noch, dass du Vegetarier bist, ich könnte dir also auf jeden Fall eine Ofenkartoffel anbieten. Aber wie sieht es mit einer Pizza aus?«
»Vom Pizzadienst?«
»Nein.« Thea war sparsam. »Aus der Bratpfanne.« Toby riss ungläubig die Augen auf. »Das ist ganz einfach«, fuhr sie fort. »Man rührt einen Teig, verteilt ihn in der Pfanne und backt ihn auf beiden Seiten in Olivenöl aus. Das wird natürlich nicht so gut wie mit einem Hefeteig, doch es geht schnell.« Aber Rezepte waren wahrscheinlich nicht das, wofür sich siebenjährige Jungen interessierten; daher beschloss sie, sich so schnell wie möglich dem praktischen Aspekt zuzuwenden. »Sollen wir uns Pizzen zubereiten? Wir können sie mit allem, was dir gefällt, belegen - vorausgesetzt natürlich, ich habe es im Haus.«
Toby hatte einen Mordsspaß. Vielleicht, dachte Thea, hatte er nie zuvor mit frischen Zutaten gekocht. Er hatte ihr nur erzählt, dass er mit einer Mikrowelle umgehen könne. »Mikrowellen sind für Kinder eine sehr sichere Art zu kochen«, bemerkte sie, »aber manchmal ist es auch schön, alles selbst zuzubereiten.«
Sie hatte den Tisch abgeräumt, Toby und sich selbst eine Schürze umgebunden und das Mehl herausgeholt. Schon sehr bald waren die beiden Köche, die Arbeitsflächen und der Boden mit Mehl und Backpulver bestäubt. »Wenn man noch ein Ei hinzufügt, wird der Teig etwas besser.« Sie gab Toby ein Ei.
»Ich habe noch nie eins aufgeschlagen«, bekannte er vorsichtig.
»Noch nie? Das ist nicht schwierig. Hier, nimm dazu diese kleine Schale, dann geht es noch leichter. Huch, das ging daneben, fürchte ich.« Sie löffelte das rohe Ei, das an der Schale herablief, wieder herein. »Versuch es noch mal. Gut so. Und jetzt gieß etwas Olivenöl dazu.« Sie reichte Toby die Flasche.
»Wie viel soll ich hineinschütten?« Toby entspannte sich etwas.
»Nur ein paar Gluckser. So ist es richtig.«
Glücklicherweise war Toby ein ebenso begeisterter Spüler wie Koch. Thea beschäftigte ihn damit, während sie den Tisch säuberte. »Bevor wir die Pizzen backen, brauchen wir etwas Platz. Also wasch bitte eben diese Schüssel ab.«
»Das macht vielleicht Spaß!«, meinte Toby, der das Wasser beinahe schneller auf den Boden spritzte, als Thea es wieder aufwischen konnte.
»Kochst du nie mit deiner Mum?« Thea verstand nichts von Mutterschaft und Erziehung, aber sie hatte als Kind bestimmt mit ihrer Mutter gekocht.
»Nein, sie mag das Durcheinander nicht.«
»Na ja, das mag eigentlich keiner, doch es stellt sich trotzdem ein.« Thea kratzte sich mit ihrem Mehlfinger an der Nase. »Vermutlich hält Ben auch nicht allzu viel von Unordnung.«
Toby zuckte die Schultern. »Ihm würde es nicht so viel ausmachen, glaube ich, aber wir haben nicht so viel Zeit füreinander.«
»Zeit füreinander? Oh.«
Das mit Abwaschwasser benetzte Mehl auf Toby verwandelte sich langsam in eine klebrige Masse. »Hm. Deswegen setzen wir uns kleiner.«
»Ihr setzt euch kleiner? Hm, das ist interessant.«
»Ja. Er bemüht sich um diese Arbeit in Bristol. Dort könnte er sehr viel früher Feierabend machen, und wir könnten Margaret loswerden. Mein Kindermädchen.« Das Wort war ihm offensichtlich peinlich. »Wir würden vielleicht ein nettes kleines Dorf finden, wo ich die Schule am Ort besuchen kann statt eines Internats.«
Thea vermutete, dass es die Internatserziehung war, der er seine gehobene Ausdrucksweise verdankte. »Ich verstehe.«
»Und es sieht so aus, als würde Veronica wieder heiraten, sodass er ihr nicht mehr so viel wird geben
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