Sommernachtsgeflüster
erwiderte sie starr vor Anstrengung, sich zu beherrschen, »dann brauchen Sie das nur zu sagen. Sie brauchen mich nicht mit einem ganzen Wust von Informationen zu versorgen, an denen ich nun wirklich nicht interessiert bin.« Sie drohte die Kontrolle zu verlieren. »Warum, um Himmels willen, glauben Sie, sollte ich das geringste Interesse an Ihren Gepflogenheiten haben, was Verabredungen anbelangt?«
Er wirkte betroffen, und sie setzte nach. »Aber da ich diese Informationen jetzt einmal habe, kann ich sie zusammen mit all dem anderen nutzlosen Zeug, mit dem wir alle unsere Hirne verstopfen, abspeichern. Und wenn ich jemals Gelegenheit haben werde, mein Wissen an eine Frau weiterzugeben, die verrückt genug ist, mit Ihnen auszugehen, dann werde ich das sicherlich tun.«
Ihr Zorn griff auf ihn über, aber anders als sie behielt er die Kontrolle. »Es tut mir Leid. Ich habe vermutlich zu viel gesagt ...«
»Das haben Sie. Viel zu viel. So, wenn es Ihnen nichts ausmacht, brauche ich jetzt unbedingt eine Tasse Tee. Also werde ich hineingehen.«
Erst als sie die Stufen zu ihrer Eingangstür hinauflief, merkte sie, dass sie ihm nicht einmal dafür gedankt hatte, dass er den ganzen Weg von London hergekommen war, um ihr zu helfen.
Sie stolzierte zurück zum Auto. Er öffnete die Beifahrertür. »Vielen Dank für Ihre Hilfe. Fühlen Sie sich bitte nicht verpflichtet, mir ein weiteres Mal zu helfen.«
Sie hatte ihren Schlüssel gefunden, die Tür aufgeschlossen und war eingetreten, bevor Ben losfuhr. In der Küche angekommen, liebäugelte sie lange mit der Whiskeyflasche, bevor sie sich schließlich doch für Tee entschied. Aber sie war froh, dass sie diese Wahl getroffen hatte, denn fünf Minuten später klopfte es an der Tür.
Es war Ben. »Ich habe meine Meinung geändert. Ich hätte gern eine Tasse Tee.«
»Dann kommen Sie besser herein.« Thea hatte inzwischen genügend Zeit gehabt, um ihren Ausbruch zu bedauern. Sie folgte Ben die Treppe hinunter in die Küche. »Das Wasser kocht schon, es wird nicht lange dauern.«
Am Küchentisch drehte Ben sich um, um sie anzusehen. »Eigentlich geht es mir nicht um den Tee. Ich bin zurückgekommen, weil ich den Gedanken nicht ertragen kann, dass Sie versuchen, ohne irgendwelche Erfahrung, ohne irgendwelche Kontakte, einfach mit nichts als gutem Willen eine Kunstgalerie aufzubauen. Was immer Sie von mir persönlich halten mögen - Sie müssen zulassen, dass ich Ihnen helfe, wo immer ich kann.«
Dass sie ihn noch vor kurzem am liebsten in Stücke gerissen hätte, hatte Theas Gefühle für ihn keineswegs in Mitleidenschaft gezogen. Sie zuckte die Schultern. »Also, danke schön. Ich wäre dafür sehr dankbar.«
Er runzelte die Stirn. »Sie brauchen nicht dankbar zu sein«, erwiderte er ärgerlich und stolzierte hinaus. Sie konnte hören, dass er auf dem Weg nach oben drei Stufen auf einmal nahm.
Das Treffen mit dem Anwalt des Hausbesitzers verlief nicht so reibungslos, wie sie es sich vorgestellt hatte. Der Besitzer, so schien es, hatte verschiedentlich Mühe gehabt, seine Miete einzutreiben. Er verlangte nicht nur, dass Thea einen Mietvertrag über zwei Jahre unterzeichnete, ganz gleich, ob die Galerie nun eröffnete oder nicht, sondern er wollte auch eine Kaution von drei Monatsmieten. Das ergab einen Betrag von ungefähr sechstausend Pfund - Geld, das Thea aufbringen musste, bevor sie den Vertrag unterzeichnen konnte und Zugang zu dem Gebäude erhielt, um mit der Renovierung zu beginnen.
Thea war sich sicher, dass sie das Geld und mehr, wenn es sein musste, durch eine Hypothek auf ihr Haus aufbringen konnte, aber das ging nicht von heute auf morgen. Als sie nach Hause fuhr, ging sie im Geist ihre Möglichkeiten durch. Sie konnte sich an Kredithaie wenden, Leute, die ihr mit Vergnügen das Geld leihen und wahrscheinlich auf der Stelle in gebrauchten Scheinen aushändigen würden. Allerdings zu einem Zinssatz, der sie zwingen würde, ihr Haus zu verkaufen, um den Kredit zurückzuzahlen. Dann war da Molly, die ihr das Geld wahrscheinlich auch sofort geben konnte und der es nichts ausmachen würde, wenn sie es erst zurückbekam, nachdem Thea eine Hypothek auf ihr Haus aufgenommen hatte. Aber sie würde sich von Stund an als gleichberechtigter Partner des Projektes ansehen, und das konnte sich als furchtbarer Fehlgriff erweisen. Dann war da ihre Mutter, die von Thea erwarten würde, dass sie zunächst sie um Geld fragte. Da sie aber selbst mit sehr wenig auskommen musste,
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