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Sommernachtsschrei

Sommernachtsschrei

Titel: Sommernachtsschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Freundes so lange gegen einen Baumstamm gestoßen, bis er tot war!« Benjamin sieht mich entsetzt an.
    Ich winke ab. »Mach dir keine Hoffnungen. Die Polizei hat ihn befragt. Er hat ein Alibi.«
    »Ja, das ihm seine Freundin gegeben hat! Er hat sie unter Druck gesetzt.«
    »Woher willst du das wissen?«, erwidere ich. »Und warum sollte sie jetzt plötzlich was anderes sagen als vor einem Jahr?«
    »Weil Zeit vergangen ist, weil sie nicht mehr mit ihm zusammen ist. Weil sie nicht mehr für ihn lügen will. Ich hab sie heute getroffen, sie hat den Zeitungsartikel auch gelesen und…«
    »Ach, und nur weil er einmal ein Verbrechen begangen hat, ist er gleich verdächtig, ja?«, unterbreche ich ihn wütend. »Und seine Freundin, die hat er damals zum Lügen gezwungen, oder?« Ich muss daran denken, wie sauer Niederreiter letzte Nacht auf seine Freundin war, weil sie ihn verlassen hat. Und auf einmal habe ich das Bedürfnis, Niederreiter in Schutz zu nehmen. Auf einmal erfüllt mich das Mitgefühl, auf das ich letzte Nacht vergeblich gewartet habe.
    Benjamin ist rot geworden.
    Ich sage: »Du bist nicht anders als all die anderen. Einmal Verbrecher, immer Verbrecher, das ist es doch, was du denkst! Nur weil ich wegen dieser bescheuerten Mutprobe eine Dummheit gemacht habe, bin ich jetzt abgestempelt!« Ich drehe mich um, ich bin wütend, so wütend! »Ich muss jetzt gehen.«
    »Warte!«, ruft er hinter mir her. »Franziska!«
    Doch ich gehe einfach weiter.
    Er kommt hinter mir her, fasst mich am Arm.
    »Was?«, frage ich unwirsch, versuche, seine Hand abzuschütteln.
    Seine Augen suchen meine. »Franziska, ich war noch nicht fertig. Es gibt da noch eine ganz neue Möglichkeit.«
    Stumm starre ich ihn an. Mein Atem geht stoßweise und Benjamin holt einmal tief Luft, ehe er weiterredet. »Also: Franz Niederreiter kifft ab und zu. Das haben ein paar Leute erzählt, mit denen ich in den letzten Tagen ein bisschen geplaudert habe. Und er hatte ziemlichen Streit mit Schneidbrenner.«
    Hab ich richtig gehört? Schneidbrenner? »Mit dem Vater von Maurice?«
    Er schüttelt den Kopf und lässt meinen Arm los. »Mit Claude Schneidbrenner, dem Bruder von Maurice.«
    Ich schlucke. Was zaubert Benjamin als Nächstes hervor? »Erst Claude, jetzt Niederreiter! Was soll das alles?«
    Er macht eine beschwichtigende Handbewegung. »Also, Claude, der Bruder von Maurice, hatte zwei Tage vor der Party ein Zusammentreffen mit Niederreiter – kein besonders angenehmes, wie ich gehört habe. Sie hatten einen ziemlich heftigen Streit, haben sich sogar geprügelt.«
    »Claude und Franz Niederreiter?«
    Er nickt. »Ja, in der XS-Bar. Keine Ahnung, was für ein Publikum da sonst so rumhängt…«
    »Das weiß ich auch nicht«, schalte ich mich ein, »die Bar gibt’s noch nicht so lange. Erst seit…« Plötzlich halte ich inne. Ich muss an das Martini-Glas auf der Postkarte denken. Die Bar existierte letztes Jahr noch nicht und trotzdem hatte Maurice Leonie diese Postkarte geschrieben… Aber vielleicht ist es ja auch nur Zufall, dass die Bar das gleiche Motiv als Logo benutzt. Ein Cocktailglas mit Zitronenscheibe auf schwarzem Hintergrund…
    »Na ja, ist ja auch egal, seit wann…«, sagt Benjamin, doch ich unterbreche ihn.
    »Nein, das ist nicht egal! Das XS gab es letzten Sommer noch nicht! Es muss die Kuba-Bar gewesen sein! Das war bisher die einzige Bar hier in Kinding.« In meinem Kopf setzt sich langsam etwas in Bewegung, als hätte ein Dominostein den nächsten angestoßen. Doch noch kann ich den Gedanken nicht greifen, der sich da gerade in meinem Kopf formt.
    »Stimmt! Kuba. Genau, das haben sie gesagt, die Typen in der XS-Bar. Sind wohl früher immer dort gewesen.« Er runzelt die Stirn. »Ist alles okay?«
    »Ja! Erzähl weiter!«, dränge ich ihn und schiebe den Gedanken mit der Postkarte erst einmal beiseite.
    Skeptisch betrachtet er mich, redet dann aber weiter: »Na ja, also auf alle Fälle hat Franz Niederreiter in dieser Kuba-Bar seine Freundin Nicole mit Claude Schneidbrenner erwischt.«
    »Claude hatte was mit Niederreiters Freundin… die mit dem Nagelstudio?« Das erscheint mir ziemlich unwahrscheinlich. »Du hast doch gesagt, Claude hatte eine Affäre mit der Frau von diesem Bauamt-Typen!«
    »Ja. Trotzdem hat Claude an diesem Abend mit Nicole getanzt. Und es muss ein ziemlich enger Tanz gewesen sein – haben sie mir wenigstens in der Bar so erzählt. Franz Niederreiter war angeblich in Rosenheim. Wegen irgendwelcher

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