Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommernachtsschrei

Sommernachtsschrei

Titel: Sommernachtsschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
Vom Netzwerk:
damals Referendar, überraschte Franziska K. mit der Tatwaffe. »Ich hab ihn umgebracht«, soll sie ihm sofort gestanden haben.
    Die wegen Totschlags verhaftete Schülerin musste nach kurzer Zeit wegen mangelnder Beweise aus der Untersuchungshaft entlassen werden. Angeblich kann sich das Mädchen bis heute nicht an ihre Tat erinnern.
    Neben einem Streit wegen eines Bauvorhabens des Vaters von Maurice S. spielen wahrscheinlich Eifersucht und Neid als Motive eine Rolle. Die Schülerin war außerdem zuvor schon wegen Alkoholmissbrauchs und Diebstahl aufgefallen. Wie Eltern von Klassenkameraden unserer Zeitung gegenüber erklärten, konnte die in bescheidenen Verhältnissen lebende Franziska K. es offensichtlich nur schwer ertragen, tagtäglich zu sehen, welch privilegiertes Leben ihre Schulkameradinnen führen.
    Wie wir aus gut unterrichteten Kreisen wissen, nimmt die Polizei neue Ermittlungen im Fall Maurice auf, nachdem neue Beweismittel aufgetaucht sind. Den Hinterbliebenen bleibt es zu wünschen, dass doch noch Licht in den bisher ungeklärten Mordfall gebracht werden kann und der Täter seine gerechte Strafe verbüßt.
    Franziska K. hält sich seit ein paar Tagen wieder in Kinding auf. Eltern und Schüler des Augustinus-Gymnasiums hoffen, dass die Party dieses Jahr ungetrübt verläuft und die des Totschlags Beschuldigte der Feier fernbleibt. »Der Täter kehrt eben immer an den Tatort zurück«, so eine ehemalige Klassenkameradin. Quod erat demonstrandum.
    (pk)
    Meine Lungen sind wie versteinert, ich kann nicht mehr atmen. Stehe nur da, unbeweglich, wie tot. Quod erat demonstrandum! So ein Schwachsinn, als wäre ich in dem Moment als Täterin überführt, wenn ich auf der Feier erscheine! Wer ist dieser pk überhaupt? Der kennt mich doch überhaupt nicht und trotzdem wagt dieser Provinzblattschreiberling es, so einen Mist zu verzapfen!
    In mir brodelt es und vor allem der Gedanke an Winter facht meine Wut noch weiter an. Was hat er mir da vorhin erzählt, von wegen sie ermitteln nicht mehr! Hält er mich für blöd? Will er mir eine Falle stellen?
    Ich starre noch immer auf die Zeitung und versuche, tief aus- und einzuatmen. Nach endlos scheinenden Minuten, in denen Benjamin verlegen seine Schuhe mustert, finde ich meine Stimme wieder. »Wusstest du es schon im Café?«, frage ich ihn.
    »Nein!« Er schüttelt den Kopf. »Ehrlich, du hast auf den alten Fotos im Archiv so anders ausgesehen.«
    »pk, bist du das? Hast du dieses Zeug geschrieben?«
    »Aber nein!«, empört er sich.
    »Was willst du dann von mir?«, blaffe ich ihn an. »Ein Exklusivinterview mit einer Mörderin?«
    »So ein Quatsch!«
    »Was dann? Warum spionierst du dann hinter mir her?«
    »He, Franziska, langsam, okay?« Besänftigend hebt er die Hände.
    Ich stöhne. »Okay.«
    Er bringt tatsächlich ein Lächeln zustande. »Franz Niederreiter. Kennst du ihn?«
    »Ja.« Wenn er wüsste, dass ich ihm vor ein paar Stunden erst höchstpersönlich begegnet bin… Aber was hat dieser Zeitungsartikel jetzt mit Niederreiter zu tun?
    »Und?« Benjamin sieht mich fragend an.
    »Was und?«, frage ich ungehalten.
    »Na, warum erzählst du nichts über ihn?«
    »Was soll ich schon über ihn erzählen? Alle hier kennen ihn«, sage ich gereizt. »Ein Typ, der knappe Hemden trägt, damit man auch ja seinen Wahnsinnsbizeps und seinen Waschbrettbauch sehen kann. Im Sommer fährt er sonntags immer mit seinem Cabrio durch Kinding, schön gebräunt und mit fettem Gel in den blonden Haaren. Im Winter ist er der Klischee-Skilehrer. Also ein echter Prolet, der nicht hierherpasst.« So wie ich, denke ich mir im Stillen. Welches Recht habe ich eigentlich, so über Niederreiter zu reden? Schließlich hab ich nicht weniger auf dem Kerbholz als er.
    Benjamin nickt und grübelt einen Moment lang vor sich hin. »Ja, das scheint irgendwie ins Bild zu passen. Der Typ hat eine ganz schön krasse Vergangenheit.«
    Ich werde immer ungeduldiger. Wieso kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen mit seinen bescheuerten journalistischen Recherchen? Ist er jetzt hier der ermittelnde Staatsanwalt, oder was? »Und was hat das alles mit mir zu tun?«, frage ich genervt.
    »Na ja, Niederreiter wohnt auf dem Hof gleich hinter der Seewiese. Also in unmittelbarer Nähe vom Bootshaus.«
    Gelangweilt zucke ich die Schultern.
    »Franziska! Er hat mit siebzehn seinen Freund nachts auf dem Nachhauseweg vom Feuerwehrfest erschlagen, weil der ihm die Freundin ausgespannt hatte. Er hat den Kopf seines

Weitere Kostenlose Bücher