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Sommernachtszauber (German Edition)

Sommernachtszauber (German Edition)

Titel: Sommernachtszauber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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Vielleicht wird dein Auftritt beim
Bambi
dieses Quäntchen Glück ausmachen?« Sie fasste über den Tisch und nahm Carolines Hand. Ihre Finger waren überraschend warm. Eine Wärme, die Caroline bis ins Herz drang. »Bitte. Geh mit ihm da hin. Wenn du es nicht für dich selbst tun willst, dann mach es für Michi und mich, die wir so fest an dich glauben.«
    Caroline sah sie stumm und trotzig an. Irgendwie hatte ihre Mutter recht, das wusste sie natürlich. Gleichzeitig war die Erinnerung an den Streit zwischen Ben und Johannes noch zu frisch.
    Ihre Mutter schien ihren Zwiespalt zu spüren. Sie seufzte und sprach weiter: »Ach, Caro. Irgendwas nagt an dir, das spüre ich. Weshalb willst du denn nicht darüber reden? Wenn ich dir helfen kann …«
    Caroline zuckte mit den Schultern. Weshalb war es so verdammt schwer, Dinge für sich zu behalten und mit sich allein auszumachen?
    Ihre Mutter sagte eindringlich: »Was immer dich daran hindert, Ja zu sagen – ich bin sicher, du findest eine Möglichkeit, das Problem zu lösen. Meistens hilft es, ehrlich zu sein und darüber zu sprechen.«
    Caroline fehlten die Worte. Irgendwie kannte ihre Mutter sie doch besser, als sie gedacht hatte, während sie selbst derzeit jeden Tag eine neue Seite an ihr entdeckte. Aber im Augenblick war sie viel zu angespannt. Sie stand auf und rückte ihren Stuhl zurecht.
    »Vielleicht hast du recht, Mama. Ich denke darüber nach, okay? Das habe ich Ben ja auch versprochen. Jetzt zieh deine Jacke an, Michi. Ich bringe dich zur Schule, ehe ich zum Theater gehe, okay?«
    »Okay. Aber Mama hat wirklich recht«, beharrte er. »Gehst du hin? Bitte!«
    Caroline seufzte. In ihr brach ein Wall zusammen. »Also gut. Ich gehe hin. Aber bitte, bitte nicht damit in deiner Klasse angeben, Michi. Das ist mir peinlich, klar?«
    »Versprochen«, grummelte er. »Bald darf ich gar nicht mehr von dir sprechen.«
    Caroline umarmte ihn kurz, doch er schob sie weg. Seit ihrem gemeinsamen Besuch auf dem Friedhof war Michi wieder zutraulicher geworden, aber es war trotzdem nicht wie früher. Gekittet war der Bruch durch die vielen Stunden, die sie am
Bimah
und mit Johannes verbrachte, noch lange nicht.
    Alles fließt,
dachte Caroline traurig, als sie selbst aufstand und ihre Mutter umarmte. Der klügste und je nachdem traurigste oder schönste Satz, den ein Philosoph je gesprochen hatte. Nichts war, wie es gerade noch gewesen war, und würde auch nie wieder so sein.

»Er hat dich
was
gefragt?« Johannes klang heiser. Unter seiner Stimme bebten die Flammen der beiden Kerzen, deren Wachs auf die Bühnenbretter tropfte. Caroline und er saßen im Dunkel des Theaters im Schneidersitz auf der Bühne und picknickten – oder hatten zumindest geplant zu picknicken. Mist, dachte Caroline. Jetzt hatte sie alles verdorben. Aber lügen wollte sie auf keinen Fall.
    Caroline legte den Käsecracker zurück auf ihren Teller. Johannes hatte für sie, so diskret es ging, den Kühlschrank des Ensembles geplündert, was zu einem kunterbunt bestückten Mahl geführt hatte. Sie sah betreten auf eine Rebe Weintrauben, eben jenen Käsecracker, ein Baby Bel, einen Riegel Milka und etwas Reissalat. Daneben stand ein Korb Kirschen, den sie in einem kleinen Laden in Kreuzberg gekauft hatte.
    »Es ist ja nur für einen Abend, Johannes«, sagte sie und hörte selbst, wie unecht es klang. Sie hasste es, in dieser Lage zu sein, in die sie alle außer Johannes gebracht hatten.
    Er beugte sich vor und hob ihr Kinn mit dem Zeigefinger an, sodass sie ihn ansehen musste. Seine Augen erinnerten sie an den Himmel kurz vor Sonnenuntergang, als er sie prüfend musterte. »Was würdest du denn sagen, wenn ich einfach mit einer anderen Frau am Arm auf einem roten Teppich vor den gesamten Schmierenschreibern Deutschlands Parade liefe? Sehr viel anders als das hast du mir diese Hasen-Schau nicht beschrieben.«
    »Nicht Hasen.
Bambi.«
    »Auch egal. Und Ben ist der Fuchs, der dir an die Wäsche will. Oder, schlimmer noch, ans Herz. Du bist
mein
Mädchen. Ich sage es noch einmal: Ich will nicht, dass du mit ihm Parade läufst.«
    »Das tue ich ja nicht«, wehrte Caroline schwach ab.
    Johannes zog die Knie an und schlang die Arme um seine Schienbeine, als müsse er sich dazu zwingen, sie nicht an sich zu reißen. »Nein. Du machst gerade was ganz anderes.«
    »Was denn?«
    »Du spaltest Haare. Man darf ja gerne alle anlügen, nur bitte sich selbst nicht. Ich finde den Gedanken grässlich, dass du den gesamten Abend

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