Sommernachtszauber (German Edition)
sollten sie erst züchtig gebunden oder geflochten und dann in späteren Szenen offen und wild sein. Vielleicht nach der Morgenszene, als Zeichen ihrer rückhaltlosen Liebe …«, überlegte sie laut.
»Du machst das wirklich gut, Mia«, sagte Caroline. »Auf solche Ideen käme ich gar nicht.«
Du hast ja keine Ahnung, auf was für Ideen ich noch alles komme,
dachte Mia, aber lächelte nur süß auf Carolines Kompliment hin.
Du hast ja nicht die leiseste Ahnung, meine Schöne.
Carolines Handy klingelte, als sie mit Michi und ihrer Mutter beim Frühstück saß. Es war kurz nach sieben, und Michi fischte mit angewidertem Gesichtsausdruck und sehr sorgfältig alle Nüsse, getrockneten Bananen und was sonst noch halbwegs gesund aussah, aus dem Müsli, legte es neben seinen Teller auf das Plastik-Tischtuch und füllte seine Schale dann, die Oberflächenspannung testend, mit Vollmilch auf. Ihre Mutter las in Computerausdrucken und trank dazu schweigend ihren Kaffee.
Ben van Behrens,
sagte die Anzeige und Carolines Finger zögerte am grünen Knopf. Was wollte er an einem Dienstagmorgen von ihr?
»Wumhepstenitap?«, fragte Michi mit vollem Mund.
»Wie bitte?«, fragte sie so scharf, dass ihre Mutter erstaunt aufsah und fragte: »Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?«
Das Telefon hörte auf zu klingeln, um dann wieder anzufangen. Er wollte ihr ganz offensichtlich keine Nachricht hinterlassen, sondern mit ihr selbst sprechen.
Seit dem Aufeinandertreffen mit Johannes hatte sie nicht mehr mit ihm gesprochen. Er tat seine Arbeit auf der Bühne konzentriert, doch hielt einen geradezu nervösen Abstand zu ihr. Als hätte sie Aussatz. Oder er traute seinen eigenen Sinnen und Erinnerungen nicht, was ja auch verständlich war. Wann platzte man schon in eine Szene, in der die Angebetete mit einem Geist tanzte? Und dann noch erklärte, diesen Geist zu lieben? Caroline wurde warm bei dem Gedanken. Sie wusste nicht, wie sie Ben helfen konnte. Wenigstens schien er dichtgehalten zu haben. Er war ihr eben doch ein Freund.
Michi wischte sich den Mund mit seinem Pullover-Ärmel ab. »Entschuldigung. Warum hebst du nicht ab? Der Typ ist doch berühmt.«
»Und deshalb muss ich ans Telefon gehen, oder was?« Caroline war selbst erstaunt, wie genervt sie klang, aber nahm dann doch ab. Ihre Mutter ließ sie nicht aus den Augen.
»Hi, Ben«, sagte Caroline, so freundlich es ging, obwohl das noch immer nicht wirklich freundlich war. Sie mussten eine Ebene finden, auf der sie miteinander sprechen konnten, spätestens bis zur Premiere. »Was gibt’s?«
Ben räusperte sich am anderen Ende der Leitung. Seine Stimme klang nervös. »Hallo, Caroline. Stör ich?«
»Nein, überhaupt nicht.« Caroline löffelte sich Honig über ihren fettarmen Joghurt. »Schön, von dir zu hören.«
»Meinst du das ernst?«
»Ja«, sagte sie ehrlich. Es tat ihr leid, dass Ben an dem Abend im
Bimah
so aufgelaufen war. Aber er hatte sie vor eine Entscheidung gestellt, die nur gegen ihn ausfallen konnte.
»Ich wollte dich anrufen, ehe wir uns heute am Theater sehen. Die Proben gestern waren schrecklich für mich.«
»Und worüber willst du jetzt reden?«
»Ich will das zwischen uns aus der Welt schaffen. Es tut mir leid, dass es so aussieht, als hätte … als hätte ich dir nachspioniert. Ich wollte eben wissen, was du abends dort machst.«
Caroline war versucht, das Gespräch in ihrem Zimmer weiterzuführen, doch Michi stand auf, setzte sich auf ihren Schoß, grinste sie an und löffelte da sein Müsli weiter. Sie war am Frühstückstisch gefangen. Hatte Michi, das Aas, genau das gewollt? Auch ihre Mutter spitzte die Ohren, so viel war klar.
»Also hast du mir doch nachspioniert. Nun weißt du, was ich abends dort mache«, sagte Caroline knapp, denn sie wollte Johannes auf keinen Fall vor ihrer Mutter oder Michi erwähnen.
»Ja. Nun weiß ich es. Auch wenn es mich nichts angeht. Du kannst dich schließlich treffen, mit wem du willst. Und dich nicht mit mir treffen, wenn du das
nicht
willst. Ich kann bloß nicht verstehen, weshalb.«
Caroline seufzte und spürte, wie sie weich wurde. »Ben … so ist das nicht. Und ich verstehe, dass du das nicht verstehst.«
»Du musst mich nicht schonen, Caro. Ich habe mir den Mist selbst zuzuschreiben. Wenn ich die Dinge klarer gesehen hätte …«
»Welche Dinge?«
»Na, dass du von unserem Treffen im Biergarten direkt zu … ich meine, du bist doch direkt ins Theater gefahren, oder? Also zu ihm. Ich
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