Sommernachtszauber (German Edition)
meine – ist er wirklich ein Geist? Das ist einfach zu irre. Es gibt keine Geister!«
»Doch«, sagte sie schlicht. Sie wollte sich hier nicht vor Publikum verplappern.
Sie hörte ihn einige Male Atem holen, ehe er weitersprach.
»Doch,
sagst du so einfach. Als wäre das nicht komplett irre. Ich kenne ja die Legende vom Geisterlicht. Aber ich habe eben gedacht, es sei genau das – eine Legende … Gibt es mehr von … von ihnen?«
»Nein. Nicht, dass ich wüsste. Das ist schon ein ganz spezieller Fall.«
»Na, ich habe mich erst einmal betrinken müssen und habe mir die Nacht in sämtlichen Bars von Berlin Mitte um die Ohren geschlagen. Geholfen hat es nicht. Was für eine Chance habe ich gegen einen solchen – Mann, wenn ich das sagen kann.«
»Warum sollst du das
nicht
sagen können?«, fragte Caroline, wieder sehr scharf, doch dieses Mal meinte sie es.
»Na ja, es geht mich ja nichts an … aber…«
»Genau.« Sie warf Michi einen Seitenblick zu. Wer gespitzte Ohren wachsen sehen wollte, der hatte jetzt seine Chance!
»Sei nicht wieder sauer, Caroline. Versteh mich nicht falsch. Aber mich hat es richtig erwischt. So
richtig.
Ich weiß gar nicht mehr, wo mir der Kopf steht, und das ist mir auch noch nie passiert.«
Geht mir genauso,
dachte Caroline. Bloß nicht mit Ben. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, und ließ deshalb ihn weiterreden. Jede ihrer Antworten würde ihn verletzen.
»Wenn dem nicht so wäre, hätte ich niemals so die Bühne gestürmt. Es könnte mir urpeinlich sein, ist es aber nicht. Caroline. Ich empfinde einfach so für dich. Da bricht mir jede Zurückhaltung weg. Ich …«
»Nein, Ben. Bitte nicht«, flehte Caroline.
Michi zog die Augenbrauen hoch und Caroline schüttelte den Kopf. Bitte kein
Ich liebe dich
zum Frühstück. Zumindest nicht von Ben. Von Johannes könnte sie es immer hören, vom Aufwachen bis zum Einschlafen … Bens Stimme riss sie aus ihren Gedanken.
»Also gut. Dann sage ich es eben nicht. Aber würdest du mich noch einmal abends begleiten? Als Kollegin und als Freundin und auch weil es dem
Bimah
und unserem Stück hilft? Eine Friedenspfeife sozusagen?«
»Begleiten? Wohin denn?«, fragte Caroline misstrauisch.
»Ich hab dir doch erzählt, dass am Abend vor unserer Premiere die
Bambi-
Verleihung stattfindet, diesen Freitag also. Ich bin eingeladen, habe aber noch keine Begleitung. Ich frag dich natürlich reichlich spät, sorry. Vorher habe ich mich einfach nicht getraut. Aber jetzt bin ich eh schon in jeden verfügbaren Fettnapf gestiegen, da habe ich nichts mehr zu verlieren. Außerdem hat Carlos mich auch darauf angesprochen. Das Ganze wäre eine gute Werbung für uns.«
»Ich soll dich zur
Bambi-
Verleihung begleiten?« Caroline war baff. Als Teenager hatte sie immer die Bilder gesehen, die sie an die
Oscar-
Verleihung in Los Angeles erinnerten. Ihre Mutter machte ihr hektisch Zeichen, die Caroline zu ignorieren beschloss. »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Wenn das mal nicht wieder schiefgeht. Am Ende werde ich in allen Gazetten als deine Freundin bezeichnet.«
»Passiert nicht. Versprech ich dir. Ich lasse die Finger von dir, und du machst nur, was du willst, okay? Uns soll es an dem Abend hauptsächlich um Presse für das
Bimah
gehen. Die Bilder von uns beiden auf dem roten Teppich sind am nächsten Tag, dem Morgen vor unserer Premiere, in allen Zeitungen. Das ist unschätzbare Publicity. Und wenn wir dennoch mit einem Gläschen auf unsere Freundschaft anstoßen können, dann freue ich mich.«
Carolines Mutter nickte wild, doch Caroline ignorierte sie weiter. Das war heikel. Johannes war schon wegen dem einen Drink mit Ben verletzt gewesen. Auch Michi rückte auf ihrem Schoß noch ein Stück näher. Herr im Himmel, gab es eigentlich noch so was wie Privatsphäre?
»Lass mich darüber nachdenken, okay? Ich sag dir nachher im Theater Bescheid.«
»Gut. Mach das. Und, Caroline?«
»Ja?«
»Ich hoffe, dass wir jetzt wieder normal miteinander spielen können.«
»Was heißt das denn nun? Machst du mir Vorwürfe?«
»Du bist so ein richtiger Igel. Was immer ich sage, du fährst die Stacheln aus.«
»Entschuldigung. So war das nicht gemeint.«
»Ich will nur nicht, dass du weiter so peinlich bemüht Abstand zu mir hältst. Das musst du nämlich nicht.«
»Habe ich das getan?«, fragte Caroline. »Ich hatte den Eindruck, du hältst Abstand zu mir!«
»Vielleicht haben wir beide das getan. Carlos war stinksauer auf mich, obwohl er gar nichts
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