Sommernachtszauber (German Edition)
hielt. Er legte seinen Kopf auf ihre Haare, wiegte sie und sie drängte sich an ihn. Sie fühlten sich an wie ein einziger Körper, mit vier Armen und Beinen. Was klang wie ein Monster, war das vollkommenste Geschöpf der Welt.
»So will ich immer bleiben«, flüsterte sie. »Immer.
Verweile doch, du bist so schön
… sagt Faust und seine Seele gehört dem Teufel.«
»Sag das nicht. Du kannst immer so bleiben. Wenn auch nur gerade so lange, wie uns noch bleibt.«
»Er kann uns nicht trennen«, flüsterte Caroline mit tränenerstickter Stimme. »Ich lasse das nicht zu.«
»Wer kann uns nicht trennen?« Der Ernst in seinen Augen war mehr, als sie ertragen konnte.
»Der Tod. Ich bin ewig dein und du bist ewig mein.«
Er sah sie still an und das Kerzenlicht ließ geheimnisvolle Lichter in seinen Augen tanzen. »Nein. Er kann uns nicht trennen. Niemand kann das. Was auch immer geschieht.«
In diesem Augenblick piepte Carolines Handy. Sie wollte nicht draufsehen, doch Johannes runzelte die Stirn. »Wer schreibt dir noch so spät? Ben?«
»Ich seh nach«, sagte sie widerwillig und zog ihr Telefon heran. Sie selbst hätte die Nachricht später gelesen. Alles auf der Welt konnte ihretwegen gerade warten.
»Ich hasse diese Geißeln, die dir das Ding aufzwingt. Wie kann man nur damit leben?«, fragte Johannes.
»Wenn du es mal hast, kannst du dir ein Leben ohne nicht mehr vorstellen. Außerdem wolltest du, dass ich nachschaue.« Sie sah auf. »Es ist eine Nachricht von Carlos.«
»Ist er etwa jetzt auch ein Konkurrent um deine Gunst?«, fragte er spitzer, als er wollte, doch Caroline schüttelte den Kopf, als sie las, was er ihr getextet hatte.
»Ben hat mir gerade wg BAMBI getxt. Super für das Bimah und uns alle. Danke, Caro. Xx C.«
Johannes reckte den Hals und las mit. »Was sollen diese ganzen Abkürzungen bedeuten? Und was meint er damit?«, fragte er.
»Johannes«, sagte sie müde, als sie das Telefon in ihren Schoß sinken ließ. »Bitte. Ich komme da nicht mehr raus, okay? Du musst keine Angst haben.«
»Ich will nicht, dass du ihn begleitest!«, beharrte er. »Ebenfalls: bitte.«
Dieses Gespräch drehte sich im Kreis. Wie konnte er nach so viel Innigkeit sich an etwas so Trivialem wie dieser Party aufhängen? Was sollte sie noch tun, um ihm ihre Liebe zu beweisen? Caroline sprang auf und warf dabei ihren Teller um. Sie war müde und versuchte, es allen recht zu machen. Jetzt hatte sie keine Kraft mehr.
»Weißt du, was? Ich habe genug. Ich habe Ben zugesagt. Ich habe ihm mein Wort gegeben, Johannes. Und ich halte es. Nicht, weil ich ihn nicht verletzen will. Das ist neulich Abend doch deutlich geworden. Warum? Weil ich dich liebe. LIEBE, okay? Das scheint dir nicht in den Kopf zu gehen. Ich tue es, weil es um das
Bimah
geht. Es ist doch auch
dein
Haus!«
»Caroline, bitte …«, versuchte er, sie zu unterbrechen, aber sie war nicht mehr zu bremsen.
»Nein. Jetzt rede
ich!
Du sagst, Judith hat dich verflucht? Du wolltest sie alle zum Teufel jagen? Was hattest du vor? Oder – was hast du getan, dass sie dich so gestraft hat? Mir graut vor der Frage, Johannes. Mir graut vor deiner Antwort. Was hat das zu bedeuten: deine Selbstsucht und deine Feigheit?« Sie spuckte die Worte geradezu aus. Welcher Teufel trieb sie? Sie konnte den Mund einfach nicht halten.
»Du bist ungerecht!« fuhr er auf.
»Ungerecht?«, keuchte Caroline und wischte sich die neuen Tränen ab, die ihr aus den Augen schossen. »Es wird Zeit, dass du von deinem hohen Ross runterkommst. Deine Selbstsucht und deine Eitelkeit verletzen
dich
mehr als alle anderen. Weshalb hat Judith dich getötet? Weshalb? Sag es mir!« Sie schleuderte ihm die Worte ins Gesicht und hielt dann zitternd inne. Alle Kraft floss aus ihr. Sie musste hier weg. Jetzt. Sofort. Er streckte seine Arme nach ihr aus, doch sie schüttelte den Kopf und wich zurück.
»Caroline, hör mir zu. Du verstehst nicht …«
»Ich will es gar nicht wissen, denn ich glaube, die Antwort bricht mir das Herz. Das kann ich nicht auch noch ertragen …«, schluchzte sie.
Caroline bückte sich, nahm ihren Korb und lief aus dem Theater. Als sie sich in der Schwingtür zum Foyer noch einmal umdrehte, saß Johannes wie versteinert auf der Bühne. Er machte keine Anstalten, ihr wie sonst bis zu den Eingangstüren des Theaters zu folgen und sah ihr auch nicht nach. Der Schein des Geisterlichts tauchte ihn in einen goldenen Kreis, der ihn auf die Bretter des
Bimah
zu bannen
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