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Sommernachtszauber (German Edition)

Sommernachtszauber (German Edition)

Titel: Sommernachtszauber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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gelten, mach dich selten.
    Es war beinahe Mitternacht, als sich Karl erst mit einem angedeuteten Handkuss von Mias Mutter verabschiedete und sich dann an sie wandte: »Also, Mia. Ich würde mich freuen, wenn Sie mal in meiner Agentur vorbeikommen. Rufen Sie mich an, dann machen wir einen Termin aus, ja?«
    Er zog eine Visitenkarte aus einem Etui und löste sich kurz von Mickey, die sich an ihn lehnte. Sie schien zu frösteln und hüllte sich enger in ihren langen, hellen Trenchcoat.
    »Entschuldige, Schatz.« Karl schrieb etwas auf die Rückseite der Karte und reichte sie Mia. »Melden Sie sich bald.«
    »Mach ich. Versprochen«, lächelte sie.
    Das war gut – für einen Termin bei Karl Graf würden die meisten Jungschauspieler so einiges geben. Ha, und das nach dem zweiten Semester in der Schauspielschule. Sie hielt die Karte in der Hand, als sie Karl und Mickey noch zum Wagen brachten und ihnen hinterherwinkten.
    »Trinken wir noch einen Absacker vor dem Kamin, Katharina?«, fragte Mias Vater seine Frau.
    »Nein danke. Ich hab sowieso schon wieder Migräne von deiner Stimme«, sagte die schnippisch und ging ohne ein weiteres Wort nach oben.
    Was war denn nun schon wieder los? Mia sah ihren Vater an, doch der zuckte nur die Schultern. Er sah müde aus. »Also gut, dann rauche ich allein. Oder setzt du dich zu mir?«
    »Würde ich gerne. Aber ich bin auch müde. Gute Nacht, Papa.« Sie küsste ihn auf die Wange und ging ebenfalls in ihr Zimmer, wo sie die Stilettos auszog und sich noch im Kleid aufs Bett warf. Sie schaltete ihr Handy ein. Wieder keine Nachricht von Carlos! Wie lange wollte er sie noch warten lassen?! Und nichts von Ben. Ihre Laune war nun entschieden schlecht. Das alles ließ sich nicht auf Facebook posten. Vielleicht sollte sie sich doch unten im Wohnzimmer einen Gin Tonic mixen.
    Aber erst Karl Grafs Handynummer speichern, ehe sie noch die Karte verschlampte. Sie studierte die Vorderseite und runzelte dann die Stirn. Komisch, seine Handynummer war doch dort neben dem Festnetz und dem Fax abgedruckt. Was hatte er dann hinten draufgeschrieben? Sie drehte die Karte um und las:
    Hast du unter dem Kleid ein Höschen an?
    Mia blieb der Mund offen stehen. Jetzt konnte sie wirklich noch einen Gin Tonic gebrauchen, entschied sie. Ihrem Vater musste sie ja nicht sagen, weshalb.

»Das meinen Sie doch nicht ernst, oder?« Caroline hielt sich am Tresen der engen Küche fest, ehe sie nach einem der verbeulten blauen Ikea-Küchenstühle griff und sich hinsetzte. Die Spülmaschine stand offen und ihr Kaffee war noch halb voll. Die Küchenwände bewegten sich auf sie zu und dann wieder weg. Sie war in einer Ziehharmonika gefangen und suchte am wackeligen Frühstückstisch Halt. Der Fußboden schwankte.
    Michi sah besorgt von seinem Bilder-Album auf. »Was’n los?«
    Einmal tief durchatmen. Die Ziehharmonika hielt still. Das Blut rauschte leiser in ihren Ohren und der Schwindel ließ nach. »Ich hab die Rolle?« Ihre Stimme war ein Krächzen.
    Carlos dagegen klang amüsiert. »Das habe ich gerade gesagt, oder? Die Proben beginnen kommende Woche. Wir haben nicht viel Zeit, Caro. Die Premiere ist Anfang September, zusammen mit einer großen Wohltätigkeitsgala. Wir müssen allen beweisen, Presse wie Senatoren, dass unsere Bühne neues Leben verdient, okay?«
    Caroline schluckte. Anfang September, das waren gerade mal vier Wochen. No pressure then , dachte sie. »Okay. Wann geht’s los?« Sie versuchte, ruhig und professionell zu klingen.
    »Sofort. Das heißt, Montagmorgen um acht. Wir lesen bis Mittag und besprechen neue Konzepte und Akzente, die wir setzen können. Ben van Behrens spielt den Romeo, das wissen Sie ja schon. Einen Mercutio und einen Tybald suche ich noch. Beide Rollen sind viel wichtiger als angenommen. Haben Sie eine Idee?«
    »Nein. Keine Ahnung.«
    »Na gut. Aber duzen wir uns doch, das ist viel einfacher. Bis Montag also. Sei ausgeschlafen und pünktlich.«
    »Ach, Carlos?«
    »Ja?«
    »Was ist mit Mia? Mia Weiss?«
    Kurze Pause. Sie hörte seinen Atem.
    »Was soll mit ihr sein?«, fragte er dann.
    »Na, bekommt sie auch eine Rolle?«
    »Erst mal nicht. Mia war mir zu full on . Ich will keinen Beischlaf auf der Bühne, sondern Romeo und Julia – Romantik, Herz, Gefühle, Erwachen, Ekstase – volle Pulle. Aber ich werde Mia anbieten, ob sie in der Maske und im Kostüm helfen will. Das ist eine Welt, in die man sich von der Pike auf einarbeiten muss. So bekommt sie Berufserfahrung und kann im

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