Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommernachtszauber (German Edition)

Sommernachtszauber (German Edition)

Titel: Sommernachtszauber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
Vom Netzwerk:
fuhr hoch und die Erbsen rutschten ihr aufs Dekolleté. Sie schrie leise auf.
    »Iiih, kalt! Und, Mia, zieh dich bitte um. Wie wäre es mit dem langen Kenzo -Kleid, das ich dir letzten Sommer gekauft habe? Sei bitte um halb acht zum Aperitif unten.«
    »Mach ich. Bis nachher, Mama.«
    Katharina Hagendorf versuchte, das Paket Erbsen wieder um ihren Mund und ihre Nase zu drapieren. »Mach bitte nicht so eine Leichenbittermiene. Andere wären froh. Du hast ja keine Ahnung, wie das läuft!«
    Dann lad doch mal die anderen zum Essen ein , dachte Mia, aber biss sich auf die Lippen, sonst würden ihr noch die gefrorenen Erbsen um die Ohren fliegen.
    In ihrem Zimmer stellte Mia den iPod auf Maximum, ehe sie ihr Handy kontrollierte: kein Anruf von Ben van Behrens. Das wäre vielleicht auch etwas früh. Er hing bestimmt noch mit Carlos in irgendeiner Bar ab. Die Musik wusch ihre Enttäuschung weg: Heute musste sie unbedingt Hot Chip hören.
    Sie öffnete ihren Kleiderschrank und zog das lange Kenzo -Kleid vom Bügel, hielt es kurz vor dem großen Spiegel an sich und warf es dann aufs Bett. Das würde sie gleich morgen Caroline schenken. Die hatte heute in ihrem Maxikleid so gut ausgesehen, da würde ihr das auch stehen. Caro konnte in einem Müllsack durch die Straßen spazieren und sähe immer noch gut damit aus! Ob sie enttäuscht sein würde, wenn sie die Julia nicht bekam? Bestimmt. Aber es gab ja viele andere gute Rollen. Irgendwas würde sich schon für sie ergeben.
    Mia verjagte den Gedanken. Dem Bimah und Carlos’ Produktion würde so viel Aufmerksamkeit zukommen, da wollte sie diese Rolle einfach selbst haben! Sie hatte alles gegeben, und die Tatsache, dass Carlos ihren Vater von seinem letzten Dreh kannte, konnte sicher nicht schaden.
    Sie wählte ein mit stumpf-goldenen Pailletten besetztes D&G -Minikleid, das wie eine zweite Haut saß und noch kürzer war als der Rock, den sie achtlos zu Boden fallen ließ. Dazu schlang sie sich einen geblümten Schal von H&M um den Hals und schlüpfte in Schlangenleder-Stiefeletten mit Stiletoabsatz, die sie ihrem Vater letztes Jahr in London im Ausverkauf abgeschwatzt hatte. Im Badezimmer zog sie das Rot auf ihren Lippen nach, das sie schon zum Vorsprechen aufgelegt hatte. Die Haare im Mittelscheitel wuschelte sie nur noch mal durch.
    Jetzt hatte sie noch eine Stunde Zeit. Mia checkte ihr Handy. Nichts von Ben. Nichts von niemandem. Sie widerstand der Versuchung, auf Facebook zu gehen und So verdammt langweilig hier, mach doch mal jemand was! als Statusmeldung einzugeben. Jemand wie sie hatte schließlich immer zu tun! Einen anderen Eindruck zu erwecken, wäre einfach t-ö-d-l-i-c-h.
    Mia begann, allein für sich zu tanzen.
    My friend once told me something so right … to be careful of thieves in the night …

Ihre Mutter zog hörbar die Luft ein, als Mia den Raum betrat. Die Absätze streckten ihre Beine, und das Kleid entblößte wesentlich mehr, als es verdeckte. Katharina Hagendorf selbst trug ein dezentes Hängekleid von Armani . Das Licht im Raum war auf Dämmer gestellt, wie Mia bemerkte, denn das Gesicht ihrer Mutter war trotz der Erbsen um den Mund herum noch immer leicht geschwollen.
    Ihr Vater, der gerade Drinks mischte, sah auf und unterdrückte ein Lächeln. Sowohl Karl Graf als auch Michaela Hansen drehten sich zu ihr um.
    »Das ist unsere Tochter Mia. Sie ist gerade an der Ernst Busch eingeschrieben und sucht ein erstes Engagement«, stellte ihre Mutter sie vor und Mia streckte den Gästen artig die Hand entgegen. Sie kam sich vor wie ein Affe, der auf dem Ku’damm auf der Drehorgel eines fahrenden Musikanten saß.
    »Eine so große Tochter haben Sie schon – da haben Sie aber früh angefangen!«, sagte Karl Graf.
    Mia verdrehte die Augen, während ihre Mutter geschmeichelt lächelte. Schleimer , dachte Mia zuerst, aber Karl Grafs fester Händedruck, der wache, intelligente Blick seiner sehr dunklen Augen unter den buschigen, geschwungenen Augenbrauen wie auch das leicht ironische Lächeln seiner vollen Lippen machte diesen Eindruck wieder wett. Sie spürte ein eigenartiges Kribbeln in den Adern. Er hatte etwas Zurückhaltendes und kühl Bewertendes, das sie bemerkenswert fand. Wie alt mochte er sein? Knapp vierzig vielleicht. Uralt also. Aber trotzdem ein ziemlich cooler Typ, wie sie zugeben musste.
    »Ich bin Karl, Mia. Und das ist meine Freundin, Michaela.«
    Michaela Hansen warf die flammendroten Locken in den Nacken. »Nennen Sie mich Mickey. Michaela

Weitere Kostenlose Bücher