Sommernachtszauber (German Edition)
beleidigen? Ich habe ihm gesagt, er soll sich Maske und Kostüm an den Hut stecken. Ich bin Schauspielerin und keine Garderobiere.«
»Ach, Mensch, Mia. Ich glaub, so hat er das nicht gemeint.«
»So kam es aber bei mir an.«
»Schade. So hätten wir wenigstens am Bimah zusammen sein können. Außerdem spielt Ben van Behrens doch den Romeo!«
»Jaja. Carlos lässt sich ja nicht lumpen.«
»Für ihn steht viel auf dem Spiel, Mia. Mach doch bitte mit. Jedenfalls so lange, bis du was Besseres hast. Bei dir kann das nicht lange dauern.«
»Allerdings«, brummte Mia. »Aber du hast recht. Vielleicht ist es ja ganz lustig, mir aus der Nähe anzusehen, wie er die ganze Sache mit dem Bimah in den Sand setzt.«
»Mia! Ich will nicht, dass er das in den Sand setzt. Das ist doch eine tolle Chance für mich. Jetzt sei nicht so bissig.«
»Sorry. So habe ich das nicht gemeint.«
So kam es aber bei mir an, dachte Caroline.
»Außerdem kannst du das bestimmt gut.«
»Was?«
»Kostüm. Du bist immer die Schickste von uns und kennst alle guten Second-Hand-Läden der Stadt.«
»Hm. Danke für die Blumen. Also gut, ich rufe Carlos nachher an. Was machst du grade? Wollen wir uns sehen?«
»Ich kann nicht. Du hast mitten im Elfmeterschießen angerufen. Ich spiele mit Michi Fußball«, sagte Caroline, gerade als er den Ball an ihr vorbei gegen die Hauswand donnern ließ. Sehr konzentriert war sie nicht.
»Toooooooor!«, jubelte er.
Caroline lachte. »Um genau zu sein, verliere ich gerade haushoch. Michi ist ein Ass und nutzt jede Schwäche aus. Und was machst du?«
»Den iPod aufsetzen. Meine Alten streiten sich unten schon wieder.«
»Warum denn das?«
»Meine Mutter hat den Koffer meines Vaters ausgepackt, als er gestern Nachmittag von einem Dreh wiedergekommen ist. Er hatte Lippenstift am Kragen.«
»Autsch. Aber kann das nicht beim Drehen passiert sein?«
»Es war sein Pyjamakragen. Nur fremder Lippenstift am Schwanz ist schlimmer!«
»Mia!«
»Das hat meine Mutter gesagt, nicht ich. Schlimm, oder? Also, ich muss jetzt mal Facebook checken, ja? Und nachher noch einen Agenten anrufen. Karl Graf. Kennst du ihn?«
»Ja, seinen Namen. Ist der nicht mit Mickey Hansen zusammen, die mit den Kultur-Tweets und Rezensionen?«
»Ja. Sie ist seine Freundin. Sogar auf Facebook hat sie ein Bild von ihnen beiden zusammen als Profilbild. Bisschen viel, finde ich.«
»Wieso nicht? Wenn sie richtig zusammen sind …?«
»Na ja. Bis Montagmorgen, Caro. Obwohl ich gar nicht weiß, ob wir Fußvolk dann schon gebraucht werden.«
»Frag Carlos einfach. Und hab ein schönes Wochenende!«
Mia zögerte kurz, ehe sie sagte: »Caro?«
»Ja?«
»Ich freue mich für dich. Ehrlich.«
Das ehrlich klang nun auch wirklich so und Caroline schluckte kurz.
»Danke, Mia. Ich kann mir vorstellen, wie schwer das für dich ist. Mir ginge es nicht anders.«
Klick. Mia hatte aufgelegt. Caro hechtete nach dem Ball, der auf sie zugeflogen kam. »Jetzt zeige ich dir, was eine Harke ist, Michi Siebert«, schrie sie voller Übermut.
»Ruhe da unten! Ballspielen verboten!«, kreischte eine Frau aus dem dritten Stock. Sie trug eine geblümte Haushaltsschürze, hatte Lockenwickler im Haar und einen fetten Kater auf dem Arm.
»Schreckschraube. Komm, ich kauf dir ein Eis«, sagte Caroline. Sie war fest entschlossen, sich ihre gute Laune nicht verderben zu lassen, und zog Michi mit sich. »Wir müssen eh noch feiern.«
»Ach, Quatsch. Dir sind andere Sachen wichtiger, als mit mir zu spielen. Wie mit Mia telefonieren.« Er ließ den Kopf hängen und in seinen Augen sah sie mehr Enttäuschung, als nötig war.
»Nein, das ist doch Unsinn.«
»Also dann drei Kugeln, ja? Vanille, Pistazie und das mit den dunklen Schokosprenkeln drin, okay?«
»Vielfraß.«
»Für jedes Mal, wenn du mich jetzt stehen lässt, schuldest du mir Eis, abgemacht?«
»Abgemacht«, sagte Caroline und zog Michi in großem Bogen an der Stelle vorbei, wo ihr Vater gelegen hatte.
Am folgenden Montagmorgen stand Caroline schon um Viertel vor Acht vor der noch verschlossenen Tür des Bimah . Ihr Magen rumorte: Vor lauter Nervosität hatte sie nichts essen können, obwohl Michi ihr einen Armen Ritter gemacht hatte, der vor Milch, Ei und Zucker nur so tropfte. Der Obdachlose im Theatereingang schlief noch. Schade, denn Caroline hatte eine verrückte Lust, ihm was zu spendieren. Vielleicht hatte er recht gehabt: Gib und dir wird gegeben.
In der Fasanenstraße gingen die Menschen zur
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