Sommernachtszauber (German Edition)
dich geradezu aufgefressen!«
»Das nennt man Method Acting «, erwiderte Caroline. Ihr Gesicht war dem seinen ganz nah.
»Was? Für mich heißt das Ringelpiez mit Anfassen.«
»Was hast du denn gegen Ben? Er ist doch ein guter Schauspieler …«
»Was ich gegen ihn habe, hat nichts mit der Bühne zu tun«, seufzte Johannes. »Wenn es nur das wäre …« Seine Stimme versank. Das Geisterlicht warf nun Schatten auf sein vollkommenes Gesicht, gab ihm Tiefe und Geheimnis, die ihm atemberaubend gut standen. Er machte eine kleine Bewegung zu ihr, ein gleitende Geste.
Caroline schluckte und suchte Halt an der Wand neben sich. Zwischen ihnen war nur mehr ein Hauch Abstand. Diese körperliche Nähe hatte sich ganz von selbst eingestellt, denn sie folgte der seelischen. Sie waren wie zwei Magnete. Caroline war wie von einem Zauber in einem Netz gefangen. So einfach wollte sie es ihm nicht machen, dachte sie mit einem letzten Aufbegehren, ehe sie mit zitternder Stimme fragte: »Was macht dich denn so wütend?« Sie ballte die Hände zu Fäusten, um sie in den Taschen ihrer Jeans-Shorts zu vergraben.
»Was macht mich denn so wütend …«, wiederholte Johannes versonnen.
»Bist du –«, setzte sie rau an, doch dann versagte ihr die Stimme. Sein Gesicht war ihr so nahe. Caroline wurde der Mund trocken. Würde sie ihn nun so fühlen, wie sie ihn vor einigen Abenden gefühlt hatte? War er – da ?
»Bin ich – was?«, fragte er. Wenn er ihr noch näher kam, dann, dann, dann – vom Geisterlicht schienen plötzlich Funken zu fliegen.
»Bist du eifersüchtig?«, flüsterte sie heiser.
Fast erwartete sie, dass er den Kopf zurückwerfen und sie auslachen würde. Er, der schöne, begabte Johannes und eifersüchtig! Ammenmärchen! Aber nein, er blieb. Nahe bei ihr und stumm. Stumm, ehe er nickte.
»Ja, Caroline. Ich bin eifersüchtig.«
Sie wagte es nun einfach und legte ihre Hände auf seine Brust, die stark und fest war. Unter dem Wams zeichneten sich seine Muskeln ab. Wie schön sich das anfühlte! Lebendig …
»Worauf bist du eifersüchtig? Ich bin doch hier, bei dir.« Sie brachte die Worte kaum mehr über die Lippen, so sehr berückte sie seine Nähe.
Er aber lächelte nur leicht, eine zarte Bewegung seiner Mundwinkel, die Caroline auch für ein Spiel der Schatten hätte halten können, die das Geisterlicht um sie beide jagte. Welche Macht hatte diese Lampe nun über sie? Das Licht rieselte um sie, zwischen sie, geheimnisvolle Ströme, die sich ihre eigene Bahn suchten. Johannes nahm ihre Hände von seiner Brust und küsste jeden Finger.
Caroline schloss die Augen. Schauer jagten über ihre Haut. Dann strich er behutsam über ihre Wange zu ihrem Mundwinkel. Dort verharrte er für ein, zwei Atemzüge.
Sie schloss die Augen. Johannes aber forderte flüsternd: »Sieh mich an. Bitte.«
Was er auch wollte: Sie erfüllte ihm seinen Wunsch. Kam er ihr näher oder sie ihm? War es überhaupt noch möglich, einander näher zu kommen? Alles drehte sich, sie verschwand in einem Wirbel aus Licht, und ihr wurde immer heißer, so nah bei diesem Geisterlicht, so nah bei ihm, als seine Lippen die ihren trafen.
Hatte sie sich je in ihrem Leben nach etwas anderem gesehnt?
Es war zuerst nicht mehr als ein streifendes Liebkosen, ein sanftes, forschendes Tasten. Ihr Herz schlug zum Zerspringen, und sie spürte eine siedende Spur in ihrem Inneren brodeln, hoch von ihren Schenkeln bis in ihren ganzen Körper.
Nun verschmolzen ihre Lippen ganz und sie spürte seine Zunge sanft in ihrem Mund, süß und forschend. Der Kuss traf sie wie ein Stromschlag, ein Botenstoff, der alle Nervenenden in ihrem Körper explodieren ließ.
Sie keuchte auf und Johannes schlang die Arme um sie, denn sonst wären ihre Knie eingeknickt. Ihre Gefühle brachen aus ihr hervor, kochende frei strömende Lava: gegen alle Barrieren, die sie in ihrem Inneren aufgebaut hatte.
»Ich brenne«, flüsterte sie.
»Du hast Lampenfieber«, lächelte er und sie mit ihm, als sie seine Umarmung, seinen Kuss erwiderte, sich an ihn schmiegte, eng und enger, als gäbe es kein Gestern, kein Heute und kein Morgen, sondern nur sie beide im Schein des Geisterlichtes, das ihr Blut zum Kochen brachte.
Lampenfieber?, war Carolines letzter Gedanke. Ja, ewig!
»Willst du mit mir ausgehen?«, flüsterte er nach der schönsten Ewigkeit ihres Lebens.
Er sollte nicht aufhören, sie zu küssen, nie – dennoch fragte sie: »Mit dir? Aber wohin denn?« Sie sah unschlüssig zu den
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