Sommernachtszauber (German Edition)
Rostock ans Meer.«
»Da war ich noch nie. Typisch, man schweift in die Ferne, wo das Gute doch so nah liegt.«
Sie spürte, wie viel ihm daran lag, dass sie sich mit ihm wohlfühlte. Er zwinkerte ihr zu und sie nippte an ihrem Holunderprickel. Das Getränk machte seinem Namen alle Ehre. In ihrer Nase kitzelte es angenehm. Es schmeckte nach Heiterkeit und Schwipps.
»Wie kommst du denn mit Carlos zurecht?«, fragte Caro.
»Ich respektiere ihn und seine Entscheidungen. Dadurch klappt das gut. Allerdings habe ich, genau wie er, Manschetten vor dem Galaabend. Da versammelt sich wirklich alles, was Rang und Namen hat. Dabei ist es nur einen Abend nach der Bambi -Verleihung.«
»Ach ja?«
»Ja. Möchtest du mich begleiten? Zur Bambi -Verleihung, meine ich. Das ist immer ein tolles Fest.«
»Ich weiß nicht …« Caroline rutschte auf ihrem Stuhl hin und her. Was würde Johannes zu dieser Einladung sagen? Oder war das eine rein berufliche Frage von Ben? Ben, der da saß mit seinen Sommersprossen und seinem freundlichen, offenen Gesicht. Er war ein offenes Buch, verstand sie plötzlich, und bei Regisseuren so beliebt, weil sie hineinschreiben konnten, was sie wollten.
Johannes dagegen war ein Buch mit sieben Siegeln. Hatte sie eines davon schon brechen können? Er war … ein Geheimnis. Johannes, der sich jeden Abend Zeit für sie nahm, der ihr Star auf die Tür pinselte, sichtbar für alle. Und was tat sie? Ging mit einem anderen Mann einen heben. Caroline fröstelte plötzlich.
Ben sagte gerade: »Du kannst es dir ja noch überlegen. Kein Stress.«
Sie sah ihn an und dachte doch wieder nur an den Abend, als Johannes sie aus den Kulissen kalt angeblickt und gefragt hatte: Wie heißt du noch mal?
»Aber es ist schön, dass wir endlich mal was trinken gehen. Hab schon gedacht, das wird nie was.«
»Wie bitte?«
Er sah sie irritiert an. Caroline bekam ein schlechtes Gewissen. Nur ihr Körper war hier, ihre Gedanken waren im Bimah . Nicht nur ihre Gedanken – ihr Herz. Die Erkenntnis traf sie ganz plötzlich und erschreckte sie. Dann aber war es doch die Antwort auf alle Fragen.
»Verzeih, Ben. Ich war in Gedanken woanders.«
»Wo denn?«, fragte Ben nun ernst.
Caroline wollte mit einer Notlüge antworten, als eine Gruppe junger Mamis sie unterbrach. Die größte unter ihnen, die auch den teuersten Kinderwagen vor sich her schob, ergriff das Wort: »Entschuldigung, Herr van Behrens, aber unser DVD-Club bewundert Ihre Arbeit sehr …«
Ben unterschrieb geduldig auf fünf Servietten, die dann unter verschiedene Kinderwagen geschoben wurden.
»Hast du etwa wieder ans Bimah gedacht?«, fragte er dann. Sein Blick ließ sie nicht los.
»Ja«, gab sie zu und biss sich auf die Lippen. Verdammt. War sie so einfach zu durchschauen?
Er strich sich die kupferfarbenen Haare nach hinten und atmete hörbar aus. »Immer bei der Sache. Ich weiß noch, wie ernst du am ersten Morgen vor dem Theater ausgesehen hast, als du mir gesagt hast, dass du deine Sache gut machen willst. Das Haus zieht dich magisch an, oder? Du bist fast schon besessen …«
»Und?« Sie verschränkte die Arme. Was sie am Bimah am meisten anzog, würde das am besten gehütete Geheimnis ihres Lebens bleiben!
Ben zuckte mit seinen Schultern. »Nichts – und. Du machst deine Sache gut. Sehr gut. Man könnte fast meinen, dass das Mädchen, dem Carlos Anfang der vergangenen Woche noch eine letzte Chance gegeben hat, und du heute – dass ihr zwei verschiedene Wesen seid. Irgendwie kommt die Julia aus dir heraus, ohne dass man ahnt, woher. Vor allem in den letzten Tagen gibst du ihren Szenen unglaublich viel Tiefe und Gefühl. Da ist Zweifel, aber auch Entschiedenheit. Diese Gegensätze sind nicht einfach rüberzubringen. Du musst das in dir haben«, sagte er und ordnete wie zur Untermalung sein Besteck rechtwinklig an. »Den Stern an deiner Tür hast du dir verdient. Wer ihn da wohl hingemalt hat?«
»Keine Ahnung«, sagte Caroline und wich seinem Blick aus.
»Mia war ganz schön sauer.«
»Hm. Das war ja auch echt teures Augen-Make-up.«
»Was Mia ja egal sein kann. Sie bezahlt es doch nicht.«
»Was willst du damit sagen?«
»Nichts. Außer dass es schön ist, was für enge Freundinnen ihr geblieben seid.«
»Hm«, sagte Caroline wieder. Ihr fiel auf, wie wenig sie von Mia in den vergangenen Wochen gesehen hatte. Sie wusste, dass sie in Karl Grafs Agentur aufgenommen worden war, was für eine Studentin ein unerhörter Erfolg war. Sie musste
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